"I have Orgasms, he's got Wargasms"
Gleichzeitig sieht man, wie die aus dem Off diese Worte sagende Frau ziemlich hart und mit präzisem Stoßrythmus beglückt wird.
Selten so eine geniale Einführung eines Protagonisten gehört.
Dass er Soldat war und der Gewalt aus den traumatischen Erlebnissen, die man in Afghanistan oder dem Irak erlebt, nicht abgeschworen hat, sondern sie sich hier zu Nutze macht wo ökonomisch sinnvoll, das wird ebenso in einer Kombination aus Bild und Off-Kommentar flott und eingehend erklärt.
In ähnlich hohem Tempo werden dann auch alle übrigen Charaktere präsentiert, was in keinster Weise schadet, sondern vielmehr auf wenig Langeweile hoffen läßt.
Die eigentliche Konfliktkonstellation ist soweit ebenfalls schlüssig und ohne große Umschweife hergestellt:
Mexikanische Grobschlächter mit Liebe zum Metzgerhandwerk bieten freundlicherweise eine auf drei Jahre angelegte "Partnerschaft" mit dem Hanfanbau-Trio an. Selbige erzeugen hochprozentiges Canabis, unterstützt durch Soldatenschmuggler aus Afghanistaneinsätzen. Diese Kontakte aus der Militärzeit sind auch sonst äußerst effektive Helfer, wenn es darum geht, dem Südamerikanischen Kartell die Stirn zu bieten.
Soweit, so gut, glaubwürdig und unterhaltsam.
Was dann aber folgt, sind viele schöne Anrisse möglicher dramatischer Kettenreaktionen, etwa wenn auf dem Weg zu einer Gras-gegen-Geisel-Veranstaltung ein vollbeladener Minivan droht, von einer Polizeistreife angehalten zu werden. Das erinnert an Filme wie "Ein einfacher Plan", "Fargo" oder ähnlich geartetes Material, wo minimal Unvorhergesehenes verherende Folgehandlungen nach sich zieht.
Leider aber fühlt man sich häufiger eher wie Zuschauer einzelner Episoden, die nicht wirklich zusammenhängen und eben die übergreifende Dramatik nicht erzeugen.
Episoden, die dabei auch schlicht an Logik, erzählter Zeit und Nachvollziehbarkeit zweifeln lassen.
/**SPOILER**/
Nachdem einem aufgelauert wurde, man sich dann einem Treffen bestens vorbereitet und gestützt durch allerlei Kriegstaktikern und -praktikern stellt, dann aber mit einem billigen "Wir rufen übermorgen an" abzischt und meint, man könne plötzlich völlig unbeobachtet sein halbes Haus in aller Ruhe komplett entmöblieren, um vor Ablauf dieser zwei Tage zu flüchten, ist schon ziemlich naiv.
Vor Allem, wenn die nicht gerade unerfahrene Gegenseite auch noch zunächst darauf reinzufallen droht.
Noch blöder, wenn man sich noch ein gemütliches Dreier-Abschiedsessen in einem schönen Restaurant gönnt.
Auch merkwürdig, wie pasend da später ein bestens informierter Detective auf der Bildfläche erscheint, um einen Top-Tip für eine ebenso zufällig just anstehende Übergabe einer großen Drogenlieferung eben dieses Kartells zu geben.
Auch Beschuldigung und Bestrafung eines angesehenen Kartelldrahtziehers läuft in einem rekordverdächtigen zeitlichen Rahmen ab.
Das Ende wurde von der Mehrheit der Kinozuschauer eher mit sprachfreien Lauten quittiert, die interpretiert werden konnten wie ein "Boah, das Eine war schon mäßig, das Andere hätte dann aber echt nicht mehr sein müssen".
Mehr soll nicht verraten werden.
/**SPOILER ENDE**/
Handwerklich Positives?
Gibt es auch, z.B. eine sehr schöne und zurückhaltende Kameraführung. Kein Rumgehampel; stattdessen Steadycam, DePalma-ähnliche Aufnahmewinkel (derer hat sich Oliver Stone zwar auch schon in "Natural Born Killers" und "U-Turn" bedient, da allerdings mit einiger Schnitthektik versehen).
Benicio Del Toro liefert eine geniale Leistung ab. Wenn man vorher nicht weiß, dass er es ist, kommt man niemals drauf.
Über weite Strecken ist Salma Hayek absolut glaubwürdig - leider aber hat ihr das Drehbuch dann in nur einer einzigen Szene einen ganz großen Strich durch die Rechnung gemacht.
Handwerkliche Ausrutscher?
Merkwürdigerweise wirken die eingestreuten Actionszenen mehr als nur billig.
Dann fehlen die Kopfstützen der vorderen Sitze eines ziemlich neuen Autos in einigen Szenen. Klingt belanglos. Seit das aber in der imdb.com-Rubrik "Goofs" zum Film" A Perfect Getaway" als üblicher Trick aufgeführt ist, um dem Kameraequipment bei Aufnahmen von der Rückbank Platz zu verschaffen, ist es umso peinlicher, dass ein Regiesseur vom Kaliber Stone nicht dafür sorgt, dass die Teile in den übrigen Einstellungen wieder zu sehen sind.
Fazit:
Zwiespältig, wie so mancher Film in diesen Monaten. Beginnt top, regt dann zum Nachdenken an ... zum Nachdenken, ob das Ganze wirklich so dolle ist, oder eben nicht. Wenn sich diese Frage schon während des Filmes stellt, ist die Unterhaltung eigentlich schon nur noch eingeschränkt gegeben.