Review

Teil 8: The Dark Knight Rises (2012)

Thema: Schmerz

4 Jahre nach „The Dark Knight“ war es Zeit für den Abschluss der großartigen „The-Dark-Knight-Trilogie“. In einem Jahr, in dem wir auch das 50-jährige Jubiläum von James Bond in „Skyfall“ und die Zusammenkunft von „Marvel´s The Avengers“ feiern konnten, gab es für mich einen Film, den ich damals nach dem Kinobesuch in einem sozialen Netzwerk als Sieger im Duell des Jahres 2012 Marvel gegen DC gesehen habe und noch immer sehe. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich selten einen solchen dramatischen Klopper im Kino gesehen, der mir ständig die Kinnlade hat runterfallen lassen. „Warum fallen wir ? Damit wir lernen wieder aufzustehen !“ Also musst ich dann doch noch meine Kinnlade auch mal wieder schließen. Auch wenn es mir immer wieder schwer fällt bei „The Dark Knight Rises“.

Es sind 8 Jahre vergangen, nachdem Harvey Dent gestorben ist. Und 8 Jahre, seitdem sich Bruce Wayne und Batman aus dem Stadtgeschehen Gothams zurückgezogen hat. Seit einem Unfall ist Bruce an Krücken gebunden. Doch in den Momenten, in denen sich ein Teil Gothams nach der Rückkehr Batmans sehnt, verschwindet ein Kernphysiker, bewaffnete Söldner unter Führung eines maskierten Muskelbergs namens Bane machen den Untergrund Gothams unsicher, eine diebische Katze macht sich in Gotham zu schaffen. Dies und diverse Machtkämpfe innerhalb von Wayne Enterprises bezüglich eines Kernfusionsreaktor unterhalb von Gotham sorgen dafür, dass der dunkle Rächer aus dem Ruhestand zurückkehrt und von Bane gebrochen wird. Nun muss er wiederauferstehen, bevor Gothams Abrechnung unwiderruflich seinen Kreis schließt, der bereits in „Batman Begins“ begonnen hat.

„jawdropping experience“ - Damit ist ja eigentlich alles gesagt. Mehrfach fällt einem die Kinnlade sprichwörtlich runter. Nachdem im ersten Teil ein Schwarm Fledermäuse und im zweiten Teil Rauchschwaden das Batlogo im Vorspann intoniert haben, ist es hier nun brechendes Eis, bevor wir auf eine Reise von mächtigen 164 Minuten, und damit dem bis dahin längsten Nolan-Film, genommen werden. Die Bilder sind noch viel mächtiger geworden als in allen Nolan-Filmen bisher. Der Stamm-Kameramann Wally Pfister zeigt hier nochmal auf mächtige eindrucksvolle Art, welchen optischen Stempel er mit seiner Kamerarbeit den Nolan-Werken aufgedrückt hat. Der wohl auffälligste Recast in diesem Film ist Gotham selbst. Nachdem in den ersten beiden Teilen Chicago Pate stand, ist es nun New York, was den größeren Umfang noch verstärkt, trotz diverser Kontinuitätsproblemen dem Film aber nicht weiter stört. Ich möchte in dieser Review auch, da es hier bei diesem Film noch stärker passt als vorher, auf das grandiose Produktionsdesign und die handgemachten Effekte eingehen. Egal ob es der Anzug von Batman und Catwoman, den Tumbler, den „Bat“ und das Batpod oder auch Banes Maske geht. All das unterstreicht wunderbar den reellen Ansatz, den Nolan hier gewählt hat. Plottechnisch bewegen wir uns in einer Kombination aus Endzeitszenario, „James Bond: Die Welt ist nicht genug“ und „Rocky 3: Im Auge des Tigers“, was ich extrem cool finde, vor allem, wenn natürlich auch Ähnlichkeiten zu „Batman Begins“ und der Bogen dahin geschlagen werden. Wen wählt man als Gegner Batmans, wenn es in „The Dark Knight“ bereits jemanden gegeben hat, der den dunklen Ritter an den Rand des mentalen Wahnsinns getrieben hat – Bane ! Bane bedient sich weniger der mentalen Stärke, sondern der physischen Überlegenheit und einem ähnlichen Hintergrund wie Batman selbst, so dass er in jedem Punkt klar überlegen ist und die mentale Stärke durch seine Präsenz mehr als nur ausgleicht. Tom Hardy, eigentlich nur ca. 1,80 Meter groß, darf hier durch kleinere inszenatorische Tricks von Kameraeinstellungen und schuhtechnischer Ausstattung den riesigen Muskelberg verkörpern und sich glatzköpfig hinter der massiven Maske verbergen, so dass ihm vom Ausdruck her nur die Körpersprache, die Augen, die Brauen, die feinen Bewegungen der Stirn bleiben. Und wie er hier eine Range von Bedrohlichkeit und Überlegenheit bishin zur emotionalen Traurigkeit trotz der ausgelegten Limität zeigt, zeigt, was für ein herausragender Schauspieler Tom Hardy ist. Der perfekte Antagonist sind die zwei Seiten der Medaille eines Harvey Dent – Auf der einen Seite der mentale Joker, auf der anderen Seite der physische Bane. Eine Entscheidung will ich nicht fällen, wer für mich hier besser ist. Das ist nicht wichtig, wie die Bewegungen des Kreisels am Ende von „Inception“. Zusätzlich bekommen wir mit Joseph Gordon-Levitt und Marion Cotillard zwei weitere Nolan-erprobte Darsteller aus „Inception“, zu deren Charakteren ich hier nicht viel sagen möchte, da hier wichtige Spoiler des Handlungsverlaufs weitergegeben werden könnten. Selina Kyle beziehungsweise Catwoman wurde uns bereits von Tim Burton in „Batmans Rückkehr“ in Form von Michelle Pfeiffer serviert, hier ist es in Form einer extrem schönen und grazilen Anne Hathaway, der die Designer natürlich ein passendes Köstum verliehen haben, dass sich perfekt für Catwoman eignet. Ihr Charakter mit eigenen Motivationen bleibt entsprechend lange Zeit ambivalent und stellenweise sogar handlungsentscheidend, was ich sehr begrüßt habe. Michael Caines Darstellung von Alfred Pennyworth ist in diesem Teil die Beste aus den 3 Filmen, weil er natürlich auch von den Ereignissen und diversen Entscheidungen von Bruce Wayne emotional mitgenommen wird. Musikalisch ist Hans Zimmer wieder mit an Bord und neben den klassischen musikalischen Motiven aus den ersten beiden Teilen hat er bereits wie schon in „The Dark Knight“ auch hier tolle Arbeit geleistet, vor allem Catwoman und Bane eine ganz eigene musikalische Note zu verleihen. Für sie grazile Töne, für ihn Kraftvolle. Die Themen in dieser Trilogie sind einfach grandios. Hier geht es weniger um einen Mann, der in seinem Kostüm gegen das Verbrechen kämpft, das wäre auch einem Christopher Nolan zu einfach. Es geht um das ambivalente Bild von Gut und Böse in unserer Zeit, um Symbole, die uns Hoffnung geben, uns stimulieren, selbst aktiv zu werden. Um das, was einen Held ausmacht, die Angst, die Verantwortung, den Schmerz, das Chaos. Dafür ist auch der Aufstieg, nachdem man gescheitert ist im Film symbolisch. Um gesellschaftskritische Auseinandersetzungen. In Nolans Trilogie steckt unter der Oberfläche soviel, dass jeder Film des „Marvel Cinematic Universe“ aufgrund der Simplizität dagegen nur verlieren kann. „Theatralik und Täuschung sind machtvolle Instrumente“ - Was allerdings übersetzt für Filme soviel lauten mag wie „Viel Wind um Nichts !“. Ich verstehe, wenn einigen „The Dark Knight Rises“ zu überladen und zu lang ist und trotzdem zuviele offene Fragen aufwerfen kann. Dass einige Plotentwicklungen dem einen oder anderen nicht gefallen könnte und man sich vor allem an der Antagonistenseite stört. Aber für mich hat der Film alles, was ihn zu einem meiner Lieblingsfilme macht. Wie die ganze „The Dark-Knight-Trilogie“. Mich hat die Theatralik der Filme nicht getäuscht !

„The Dark Knight Rises“ - Multiple Look – 10/10 Punkte.

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