Da ist er nun. Der dritte und angeblich letzte Batman unter der Leitung vom Regieglückskind Christopher Nolan (Memento, Inception). Für viele Filmfreunde stellte The Dark Knight Rises bereits im Vorfeld seiner Veröffentlichung im Sommer das Kinohighlight das Jahres 2012 dar. Zu Recht, denn seine beiden Vorgänger Batman Begins und The Dark Knight schafften es, sowohl Comicfans als auch Cineasten zu begeistern und setzen gleichzeitig die Messlatte für anspruchsvolles Actionkino ein gutes Stück höher.
Die Auferstehung des dunklen Ritters beginnt 8 Jahre nach den Ereignissen in The Dark Knight, die ihn dazu zwangen, den vorgeblichen Mord an Staatsanwalt Harvey Dent, alias Two-Face, auf sich zu nehmen und unterzutauchen. Bruce Wayne (Christian Bale) ist von den vergangenen Auseinandersetzungen mit seinen Widersachern körperlich gezeichnet und lebt sehr zurückgezogen. Doch inzwischen bedroht ein neuer maskierter Bösewicht Gotham City. Bane (Tom Hardy) ist nicht nur ein berüchtigter Söldner und Terrorist, nein, er entpuppt sich sogar als ehemaliges Mitglied der Schattenkrieger und verfügt damit über dieselbe Kampfausbildung wie Batman. Auch scheint er recht clever zu sein denn es gelingt ihm sogar, Gothams Polizeikräfte, angeführt von James Gordon (Gary Oldman), fast vollständig außer Gefecht zu setzen. Bruce Waynes treuer Butler Alfred (Michael Caine) fürchtet gar um das Leben seines Meisters. Glücklicherweise taucht rechtzeitig schlagkräftige Verstärkung für Batman auf und zwar in der gleichermaßen schönen wie unberechenbaren Profidiebin Selina Kyle alias Catwoman (Anne Hathaway) sowie in dem jungen Polizisten und Draufgänger John Blake (Joseph Gordon-Levitt).
The Dark Knight Rises überzeugt mit seiner grandios inszenierten Action, die selbst im Fall von Massensprengungen und Atomexplosionen niemals aufgesetzt oder unpassend wirkt. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Erzählung der Geschichte niemals durch Effekthascherei übertönt wird und stets im Fokus bleibt. Auch das ist, insbesondere in der heutigen, von der Inflation der Computereffekte gezeichneten Filmlandschaft, ein Ausdruck von Filmkunst. Dabei ist das Erzähltempo hoch, genauso wie die Spannung und die Leistungen der Hauptdarsteller. Die mehr als zweieinhalb Stunden vergehen wie im Flug. Viele Kritiker beklagen jedoch, dass einige Nebenhandlungen und Charaktereinführungen zu kurz kommen sollen. Ich habe das nicht so empfunden. Batmans neue Freunde und Mitstreiter, also Catwoman und Blake, werden sehr gefühlvoll eingeführt und bekommen ausreichend Zeit, um zu zeigen, was in ihnen steckt. Lediglich der Hintergrund von Miranda Tate (Marion Cotillard) bleibt lange Zeit etwas undurchsichtig. Der Grund dafür erschließt sich aber am Ende des Films. Zugegeben, Nolans Erzählstil ist äußerst effizient. Viele kleinere Handlungsstränge werden nur kurz angerissen und finden, wie z.B. im Sideplot um Butler Alfred, eine rein visuelle, aber für den Zuschauer deshalb nicht minder befriedigende Auflösung.
Nolan wird auch gerne vorgeworfen sein Batman sei mehr James Bond als mythische Heldenfigur. Ich finde genau dieses Maß an Bezug zur realen Welt und den ebenfalls damit verbundenen Grad an Menschlichkeit der Batman-Figur genau richtig. Und der Mythos Batman geht bei Nolan auch niemals verloren. Im Gegenteil: Pathos und Symbolik sind sogar ein wesentliches Kennzeichen seiner Batman-Trilogie – sie werden nur richtig und vor allem maßvoll eingesetzt. Umgesetzt wird der Mythos in vielen kurzen aber sehr markanten Einstellungen, wenn Batman zum Beispiel von der Spitze eines Wolkenkratzers über das nächtlich erleuchtete Gotham blickt oder ein feuriges Batman-Symbol über der Stadtbrücke wie ein warnendes Banner die wütende Rückkehr des dunklen Ritters ankündigt. Und wenn dazu leise ansteigend noch der epische Soundtrack von Hans Zimmer erklingt, dann sind das Momente, die dem einen oder anderen schon mal eine kleine Gänsehaut bereiten können. Ich hatte jedenfalls eine. Und wann hatten Sie Ihren letzten Gänsehautfilm?