Die Ära findet ein Ende. Christopher Nolan zieht den endgültigen Schlussstrich, in dem er seinem Protagonisten das gewährt, was ihm gebührt. Im Jahre 2005 fand die Trilogie ihren düsteren Start, in dem Nolan der Marke "Batman" ein neues Gesicht schenkte. Weg vom überzogenen Slapstick und comiclastigem Ambiente. Hier wird Realismus groß geschrieben und Batman ist ein ganz normaler Mensch - ganz ohne Superkräfte, wie diverse andere Kollege (Hulk, Spider-Man...). 3 Jahre später wird die Geschichte weitergesponnen, jedoch weg von der bedrückendes Düsternis, mehr Fokus auf zynischen Realismus. Zynismus in Form des Jokers, kongenial dargestellt von Heath Ledger. Bereits hier wurde schon sehr viel rausgeholt, die Zitrone scheint nahezu ausgequetscht. Dennoch möchten sie es ein weiteres Mal wissen - und präsentieren einen 2 1/2 stündigen Film, der das eigentliche Hauptthema verfehlt und einen neuen Fokus anstrebt - und überhaupt vieles komplett anders macht. Ob es nun auch besser ist, ist eine andere Frage. Jedenfalls ist es sehr interessant zu sehen, wie Christopher Nolan mit seinem Schoßkind großgeworden ist. Weg von Krähen und Clowns - hier wird ein erwachsener Batman dargestellt, der nicht zu wenig politische Bezüge nimmt, jedoch auch seinen Darsteller reduziert.
Es sind bereits 8 Jahre vergangen, als der Joker das System zusammenbrechen lassen wollte. Bruce Wayne ist nun im Ruhestand, angeschlagen, physisch wie psychisch. Doch der Feind schläft nicht. Es hat sich ein neues Gesicht in Gotham City offenbart. Ein Gesicht, das zu tragen pflegt ein gewisser Bane, der vom selben Meister ausgebildet wurde wie einst Bruce Wayne. Schon am Anfang bekommen wir eine spektakuläre Einführung des Charakters vorgesetzt, die eine Flugzeugentführung mitsamt dessen Absturz beinhaltet. Das war es dann aber auch erstmal für furiose Action, die wird sich erst in der späten zweiten Hälfte dann zu Genüge wiederfinden. Im Grunde hat Bane die selben Prinzipien wie einst Joker; er möchte das Politik- und Wirtschaftssystem von Gotham City stürzen und den Bürgern das zurückgeben, was ihnen gebührt - die Hand über die Stadt. Und Bane hält sein Wort. Sei es am Anfang bloß ein mit Waffengewalt inszenierter Überfall auf der städtischen Börse, so muss beim Höhepunkt schon ein ganzes Rugby-Feld daran glauben. Hier mögen die ersten Skeptiker vielleicht schon die Stirn runzeln, und Nolan antikapitalistisches und politsatirisches Unterfangen vorwerfen. Das der kleine Junge dennoch die US-Hymne zuende singen darf, mag vielleicht eine satirische Andeutung dessen sein, was das indirekte Resultat der Hymne sein wird - das totale Chaos. Vielmehr ist es nur eine simple Unterstreichung dessen, für was Bane einsteht. Er stellt sich gegen das System und lässt es in einem patriotischen Finale zu Grunde gehen. Das hat nichts mit Konservatismus zu tun, sondern stellt viel mehr ein teils linkes Licht auf das ganze Geschehen, in der die Problematiken der Stadt dessen zugesprochen werden, was zu Grunde gehen soll. Und das ist vielleicht das größte Manko des Films, was ich persönlich jedoch nicht negativ auffasse - der Film wird politisch.
Anders als seine beiden Vorgänger, die lediglich nur diverse Themen kurz streifen, öffnet Teil drei ein riesen Fass, in der man sich als Zuschauer wohl oder übel selbst ertappen wird, welchem Gedankengut man nun seine Akzeptanz zuspricht. Hier geht es nicht um Glorifizierung der Gewalt, da hier ganz klar ein politisches Spektrum extremistisch aufgearbeitet wird. Man kann hier Nolan nun vorwerfen was man möchte - man sollte diese ganze Thematik nicht am Regisseur festmachen, und ihm irgendeine Polemik unterstellen. Viel mehr stellt sich die Frage - wo sehe ich mich als Zuschauer wider? Und das ist eine der Kernfragen des Films. Jeder bemängelt das System, aber ist so etwas nur mit Gewalt zu lösen? Bane verkörpert ganz klar die kompromisslose, kalte und erbarmungslose Haltung, die im kompletten Gegenzug zu Bruce Wayne steht, der in dieser Interpretation als konservativ zu beschreiben gilt. Hört man hier einen klitzekleinen Hauch von Gesellschaftskritik? Wohl kaum, dafür ist der Film nicht ausgereift genug, aber er hat einen waghalsigen Schritt gewagt, der diesen Part sehr viel erwachsener aussehen lässt, als seine kleinen Geschwister. Und das ist ihm sehr gut gelungen.
War Scarecrow in "Batman Begins" ein skurriler und verrückter Vogel, so präsentierte sich der Joker in "The Dark Knight" schon als zynischer und kalter Soziopath. Doch keiner der beiden erreicht die kalte, erbarmungslose Brutalität in Form von Bane, dem jegliche Emotion entnommen zu sein scheint. Tom Hardy verkörpert jenen konsequent und schonungslos, er strahlt eine führende Persönlichkeit aus, die in diversen Szenen gar Bruce Wayne alias Batman die Show stehlen. Der Charakter Batman verkommt in diesem dritten Teil erstaunlich viel zu kurz zu Tage. Da ist er anfangs noch ein zerbrochenes Wrack, wird im Zweikampf zerstört und verweilt im Dunkeln, während in der Stadt das Chaos herrscht. Nach und nach rückt Joseph Gordon-Levitt, der quasi den Ersatz Gordons darstellt, ins Licht und schlägt sich recht wacker, der gen Ende ein paar recht bedrückenden Szenen wirksam darstellerisch unterstreicht. Es werden viele Nebenszenen angebrochen, wobei man hier und da relativ schnell den Überblick verlieren kann, auch ist der Charakter der Catwoman, welche immerhin recht solide von Anne Hathaway dargestellt wird, nicht gut genug ausgearbeitet und demnach baut man keine Bindung auf, auch sind diverse Intentionen ihrerseits irrelevant, da nicht ausgeleuchtet, somit nichtig. Die angedeutete Romanze zwischen ihr und Batman hat somit keine geschichtlichbedingte Relevanz und dient lediglich nur dazu, dem Mainstream die übliche Romantik nicht zu verwehren. Unnötig, aber akzeptabel, da nicht schwerwiegend im Gemüt hausend. Dennoch ist der rote Faden erkennbar, auch wenn nicht alle Nebenszenen konsequent durchdacht sind und im Zuge dessen den ganzen Film ein klein wenig langwierig erscheinen lässt, da doch der ein oder andere Charakter etwas zu sagen hat, obwohl er nicht wirklich nötig gewesen wäre.
Da es sich hier um Christopher Nolan handelt, gibt es auch diverse Gänsehautmomente. Der größte und wohl intensivste wird jener sein, in der Bane nach Zerstörung des Rugby-Feld den entsetzten Publikum prophezeit, wie es weitergehen wird. Ein weitere wäre die kurze, aber intensive Szene, als Joseph Gordon-Levitt mit den Kindern die Brücke überqueren möchte, doch der Polizist am anderen Ende es partout nicht zulassen kann, da er von Bane und dessen Gefolgen zu sehr manipulieren und beeinflussen ließ. Nolan versteht es durchaus, Emotionen einzubauen, Spannung zu erzeugen und das Publikum zu fesseln, vorallem der dritte Akt wird diverse Adrenalin-Kicks bereit halten, für Leute, die sich an perfekt inszenierten Actionszenen nicht satt sehen können.
Generell ist technisch, inszenatorisch und darstellermäßig alles im Reinen. Die Action wurde perfekt in Szene gesetzt, teilweise rasant geschnitten, mit der stetig gelungenen Kameraarbeit von Wally Pfister, darüberhinaus liefert Hans Zimmer einen konsequenten und gelungenen Soundtrack-Recycling, wobei man jedoch vor allem in der ersten Hälfte merkt, dass Komponist James Newton Howard nicht mehr im Projekt involviert war, man merkte teils den fehlenden letzten Schliff der vorangegangenen Teile. Vielleicht sind diverse Tracks vielleicht etwas zu dick aufgetragen, vorallem die Chor-Elemente in ein, zwei Szenen scheinen reichlich übertrieben, aber sie erfüllen ihren Zweck, maximale Dramatik und Verzweiflung zu provozieren. Da verzeiht man gerne der üblichen Mittel.
"The Dark Knight Rises" ist ein inszenatorisch perfektes, klug durchdachtes Finale der Trilogie, der sehr viel erwachsener wirkt, als seine Vorgänger. Direkte, teils einseitige und wertende politische Bezüge, die dem einen mehr, dem anderen weniger, dem anderen vielleicht überhaupt nicht stören. Christian Bale kommt vielleicht etwas zu kurz im ganzen Nolan-Universum, dafür liefern Joseph Gordon-Levitt und Tom Hardy eine bravuröse Glanzleistung ab, die selbst Anne Hathaway als Catwoman erblassen lässt, die, um ehrlich zu sein, mehr als niedlich aussehen leider nicht hinbekommt. Ein Fehler des Skripts wahrscheinlich, das versucht, am Ende soviel wie möglich reinzupacken, um ein glorreiches, dramatisches und überwältigendes Finale zu kreieren, was nur teilweise gelingt. Nebensequenzen leiden darunter, doch im Großen und Ganzen wurde das apokalyptische, teils anarchistische Thema konsequent und ohne Einbüße durchgezogen, was dem Film eine erfrischen ernsthafte Note verleiht. Er mag zwar nicht mehr der Batman alter Tage sein, der bei Nacht mit seinem Batmobil durch Gotham City rast und Katie Holmes vorm Leben zu retten. Nein, in diesem Part helfen sich die Frauen selbst, und schlüpfen allesamt in eigene Masken.
Und was bleibt am Ende? Linke, politische Kritik? Psychologisch tiefes Superheldendrama? Oder doch ein Actionspektakel mit viel Hintergrund? Vielleicht alles von allem. Aber das muss jeder selbst entscheiden. Und am Ende, bekommt Batman auch endlich das, was ihm gebührt. Ewige Ruhe. Doch das Böse schläft nie.