Review

Egal wie gut The Dark Knight Rises geworden wäre, er hatte von Anfang an keine faire Chance. So kann man im Nachhinein die eigentliche Problematik dieses Films beschreiben. Denn zu übermächtig war der Schatten des Vorgängerfilms The Dark Knight, in welchem ein gewisser Heath Ledger - auch dank des genialen Skripts - eine Jahrhundertperformance an Tag legte, die einfach nicht zu toppen war.
Dabei wird immer mal vergessen, dass The Dark Knight auch keine One-Man-Show von Heath Ledger war, sondern ein vollgepackter Koloss von einem Film, der mehr als nur ein heißes Eisen anfaßte. Aber nein, im Nachhinein wurde The Dark Knight auf das famose Duell Batman gegen Joker runter reduziert und in Erinnerung blieb ein überragender Joker. Jaja, die rosa Brille der nostalgischen Verklärung...
Natürlich hat es der Nachfolgefilm da unendlich schwerer, denn vom Höhepunkt aus kann es nur noch abwärts gehen. So ist auch überall zu lesen und hören gewesen: Gut aber nicht überragend, hier und da hapert es, zu viele Themen, die angeschnitten werden, der Held kommt zu selten vor, Tom Hardy ist nicht so gut wie Heath Ledger, und so weiter und so fort, Lamentieren ohne Ende, fast so, als hätte das Urteil schon im Vorfeld festgestanden.
Hinzu kam, dass ein Amokläufer/Psychopath am Premierenabend während einer der ersten Vorführungen in den USA Massaker anrichtete, was nachhaltig auch die Erfolgsaussichten des Films schmälerten. So wurde schon früh von einem Versagen auf höchstem Niveau getuschelt.
Der Film des Jahres 2012 - so wie es im Vorfeld gehießen hatte - war jetzt plötzlich eine Art Flop - zumindest wirkt es fast so, als wolle man in den Medien dieses Schicksal für The Dark Knight Rises herbeiunken.
Soviel zur Vorgeschichte. Nun zum Film selbst.
Erst mal kurz zur Handlung: Seit den Ereignissen des zweiten Teils sind acht Jahre vergangen, Batman ist verschwunden, da er nun von der Polizei gejagt wird. Die Verbrecher sind durch ein neues Gesetz alle im Gefängnis. Es scheint also ein neues Utopia auf Erden errichtet worden zu sein. Doch hinter den Kulissen brodelt es, die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer bedenklicher auseinander und keiner will dagegen was tun. Seit nunmehr acht Jahren hat sich der Milliardär Bruce Wayne in seinem Anwesen verkrochen, und seinem Alter Ego Batman abgeschworen. Körperlich verwahrlost dämmert er seinem eigenen Tod entgegen. Eine Verkettung von Ereignissen scheint seinen Kampfgeist wieder zu erwecken, und als ein Schurke namens Bane in Gotham aktiv wird, streift er wieder sein Batman-Kostüm über und zieht in die Schlacht. Doch er ist nicht mehr der alte fitte Batman und Bane ist gnadenlos. Ist dies das Ende von Batman?Obwohl wir schon mitten im Review sind, eines Vorab: Dies ist nur das Grundgerüst von The Dark Knight Rises, die Story und die Handlung hat sehr viel mehr zu bieten, es werden viel mehr Geschichten erzählt als die von Batmans Kampf gegen Bane. Es wird die Geschichte von Bane erzählt, es wird die in Batman Begins begonnenen Geschichte von Bruce Wayne kompromisslos Zu Ende erzählt, es wird die Geschichte einer Stadt erzählt, es wird die Geschichte zweier Frauen erzählt, es wird die zutiefst traurige Geschichte eines Ersatzvaters erzählt, es wird die Geschichte mehrerer aufrechter Polizisten erzählt. Es wird eine Geschichte über Gerechtigkeit, Fanatismus, Gehorsam und eigenes Denken erzählt.
Und dafür ist die Laufzeit von fast drei Stunden schon wieder fast zu kurz. Mal ist The Dark Knight Rises intelligentes Kino zum Mitdenken, wenn mal zwischendurch etwas beinahe nebensächliches erzählt wird (wie zum Beispiel die Tatsache, dass Commissioner Gordons Familie ihn verlassen hat, und später immer deutlicher wird, dass auch dies eine Konsequenz der Ereignisse des zweiten Teiles gewesen sein könnten, dieser Umstand aber nie deutlich ausgesprochen wird), oder andererseits nimmt der Film den Zuschauer beinahe an die Hand und erklärt manche Szenen wirklich so als wäre er für einen gaaaaaanz langsaaaamen ZUUUUUschauer hemaaaaacht worden.
Aber dieses Ungleichgewicht fällt kaum ins Gewicht, denn im Groben und Ganzen ist dies sehr wohl gewünscht, es gibt Details, die müssen erklärt werden und dann welche, die für den interessierten Zuseher gedreht wurden.
Immer wieder werden Referenzen an die ersten beiden Teile gemacht, denn es sollte niemals auch nur ein Zweifel aufkommen, dass dies der letzte Teil der Trilogie von Christopher Nolans Batman Trilogie ist. Und worum ging es in dieser Trilogie?
Um den Mythos Batman. Ein Mythos größer als ein Mensch, ein Symbol. Dafür dass einer da sein wird, um dem Gefallenen zu helfen, selbst wenn das Gesetz oder deren Hüter es nicht tun werden.
Es ging niemals nur um Batman gegen Scarecrow, Raas al Ghul, Joker,Two-Face, Bane oder sonstwen, sondern es ging um den Weg, den Bruce Wayne geht, um einen Mythos, eine Legende zu erschaffen, damit es Hoffnung auf der dunkelsten aller Welten gibt.
Und genau hier macht Christopher Nolan weiter. Es geht niemals nur um Bane.
Das ist der Unterschied zum zweiten Teil. Dort ging es sehr wohl um den Joker. Aber nicht so, wie man meinen mag. Es ging auch dort um den Weg von Bruce Wayne: Es wurde ihm schmerzlichst vor Augen geführt, dass es den Joker nur deshalb gibt, weil er als Batman überhaupt in Erscheinung getreten ist. Der Joker war sozusagen die Antithese zum Batman. Und wenn wir ehrlich sind, so gewann im Prinzip der Joker das Spiel, genauso wie Batman seines gewann. Die Welt war sehr wohl sehr leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen und niemand war vor Irrsinn gefeit. Doch Batman wurde zur Legende und zum Mythos. Derjenige der Ordnung wieder herstellen kann.
Doch manchmal ist eine Legende, ein Mann nicht genug, jeder erreicht eines Tages seine Grenzen.
Um genau dies zu demonstrieren ist Bane der perfekte Gegner. Denn Bane ist keine Antithese, These oder sonstwas zu Batman, er ist ein geschichtliches Vehikel - wenn man so will ein MacGuffin - um Batmans Reise zu beenden. Je weniger omnipräsent, irrwitzig er ist, desto mehr steht er im Dienst der Geschichte. Dafür ist es auch genau richtig, dass man seine Mimik nicht zu fassen bekommt, lediglich seine Stimme ist ein stilistisches Mittel sich abzuheben. Und auch hier muß man festhalten, dass er ganz sicher nicht die Rafinesse eines Joker, Rahs Al Ghul oder Two-Face haben darf. Er darf ruhig herumposen, sich in Szene setzen, doch nicht zu sehr.
Schließlich darf das Story-Element um Bane nicht zu sehr von Batmans Weg ablenken, angsteinflößend ja, triumphierend ja, aber nicht so überragend wie der Joker. Das darf nicht sein Ziel oder seine Wirkung sein.
Wer das erwartet, geht mit den falschen Erwartungen in den Film hinein. Noch einmal: Dies ist der Abschluß der Trilogie, es geht hauptsächlich um das Ende einer Reise. Bumm!
So esoterisch das alles jetzt klingen mag, so bombastisch ist die Inszenierung natürlich. Action vom Feinsten, Schauspiel auf sehr hohem Niveau, Kamera natürlich tadellos, die Musik einfach eine Wucht (Hans Zimmer ist drauf und dran, in Ennio Morricones Fußstapfen zu treten, wer hätte das gedacht!) und die Regie ist einfach virtuos.
Und Christopher Nolan zeigt zum ersten Mal etwas in einem seiner Filme, was man bei ihm eigentlich mittlerweile für unmöglich gehalten hatte: Herz.
Nach all den Filmen, die so knallhart kalkuliert und ausgeklügelt waren, die so kalt und präzise waren, sogar eine Comicverfilmung wie The Dark Knight war so kalt und bitter, dass einem wirklich fröstelte, kommt plötzlich mit seinem Abschlußfilm der Trilogie etwas zum Vorschein, was sehr schön und gefällig ist. Und wer hier keine Träne verdrückt, der hat kein Herz.Ist also alles super? Nichts zu bemängeln?
Doch sicher. Perfekt ist The Dark Knight Rises nicht, aber er ist sehr, sehr gut. Man sollte aber seine extrem überhöhten Erwartungen nach dem überragenden zweiten Teil im Zaum halten, etwas völlig anderes als eben jenen erwarten, und dann ist alles bonito.
Das Einzige, was mich wirklich gestört hatte, war die deutsche Synchronstimme von Bane. Klar, er spricht auch im Original theatralisch, aber dort wirkt es bedrohlich und großartig, in der deutschen Übersetzung wirkt es fast so, als würde der Esel aus Shrek versuchen Shakespeare zu zitieren. Es dauert fast den ganzen Film bis man sich daran gewöhnt hat. Aber letztendlich schmälert das die Qualität des Films nicht im Geringsten, lediglich die Übersetzer verdienen einen Tritt in den Arsch.Wertung?
Alleine für sich genommen 9 Punkte.
In der Reihenfolge der Teile? Schwer zu sagen, ein Vergleich mit dem zweiten Teil ist irgendwie nicht gerechtfertigt, weil es so unterschiedliche Filme sind, total unterschiedliche Herangehensweisen. Ähnlich gut wie der zweite vielleicht ein Tickel schlechter. Dennoch derzeit würde ich den dritten als meinen Favoriten ansehen.Kurzer Exkurs: Nach dem zweiten Teil war ich überwältigt und meinte, dass ist der definitive Batman-Film. Es dürfe eigentlich keine weiteren mehr geben.
Nach Sichtung dieses Films habe ich nicht den Drang eine ähnliche Aussage zu tätigen. Denn während der zweite Teil so knallhart und groß war, ist der dritte Teil ein überwältigender und versöhnlicher Abschluß.
Als Trilogie verdient Nolans Trilogie sicherlich die volle Punktzahl, und stellt gemeinsam mit Watchmen Ultimate Cut die Spitze der Comicverfilmungen dar.Gibt es nur einen einzigen Film, den man 2012 im Kino gesehen haben muss? The Dark Knight Rises.
Mitdenken und Mitfühlen erwünscht.

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