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Der zweite Ausflug der Enterprise-Crew auf die große Leinwand unterscheidet sich gravierend vom guten, aber mit vielen Mängeln behafteten, ersten Kinofilm. „The Motion Picture“ war optisch opulent ausgestattet und glänzte durch seine Effekte. Wichtige Elemente von Star Trek, wie die Beziehungen zwischen den einzelnen Crewmitgliedern, blieben aber außen vor, dies änderte sich erst mit „Der Zorn des Khan“.

Die Geschichte des Films basiert auf der Star Trek Episode „Der schlafende Tiger“. In dieser Folge findet die Enterprise ein im All treibendes, seit Jahrhunderten verschollenes Raumschiff mit einer Crew in Kälteschlaf. Kirk befreit die Besatzung aus dem Tiefschlaf und lädt sie als Gäste an Bord der Enterprise. Bei der Crew handelt es sich um genetisch verbesserte Menschen, Produkt der Eugenischen Kriege auf der Erde. Was Kirk nicht weiß, der Anführer Khan Singh plant die Übernahme der Enterprise und kann erst in letzter Sekunde aufgehalten werden. Als Strafe wird Khan mitsamt seiner Crew auf einem entlegenen Planeten ausgesetzt.

„Der schlafende Tiger“ gehört ohne Frage zu den besten Episoden der klassischen Star Trek Serie und es war ein genialer Schachzug den Tyrannen Khan zurückzuholen. Die Handlung des Kinofilms setzt einige Jahre später ein:
Die Enterprise hat eigentlich schon ausgedient: Kirk, Spock und Co. Unterrichten als Ausbilder an der Sternenflottenakademie, die ehemals stolze Enterprise dient nur noch als Ausbildungsschiff für unerfahrene Kadetten. Kirk ist zunehmend frustriert, nicht nur das er kein Kommando mehr inne hat, eine Midlife-Crisis bedrückt ihn ebenfalls. Während einer Übungsmission erhält Kirk unerwartet einen Hilferuf vom entlegenen Weltraumlabor Regula 1. Seine Ex-Geliebte Carol Marcus ist die wissenschaftliche Leiterin der Raumstation und berichtet von einen Sternenflottenschiff welches geheime Forschungsunterlagen entwenden will. Als die Enterprise eintrifft wird sie bereits mit geladenen Waffen erwartet – Kirks alter Widersacher Khan ist aus seinem Gefängnis entflohen und will nun Rache...

Selbst nach dem x-ten Mal ansehen ist „Der Zorn des Khan“ immer wieder ein packender Sci-Fi Film, der nichts von seiner Atmosphäre verloren hat. Die Handlung ist verhältnismäßig vielschichtig und die zwischenmenschlichen Beziehungen der Enterprise Besatzung und das Kirk-Khan Verhältnis sind wunderbar ausgearbeitet. Einen hohen Stellenwert im Film hat auch die Vergänglichkeit. Dies wird besonders deutlich an der Kirk Figur die dieses Mal nicht nur als Held dargestellt wird, sondern sich mit vielen Problemen konfrontiert sieht. Zum einen wäre da sein Alter, dessen sich Kirk zunehmend bewusst wird und in eine Krise stürzt. Die Figur ist gefangen in einem Routine Bürojob, die echten Abenteuer bestreiten jetzt Jüngere. Erst durch die Mission kann er dem entfliehen. Die Konfrontationen mit seiner Jugendliebe Carol, seinem bis dahin unbekannten Sohn David und letztlich auch Spocks Tod sind weitere emotionale Hürden die Kirk im Verlauf der Geschichte umschiffen muss. William Shatner ist mit Sicherheit kein Ausnahmeschauspieler, hier schafft er es aber seine Figur ungemein zu bereichern und glaubhaft darzustellen. „Der Zorn des Khan“ hebt sich damit stark vom typischen Science-Fiction Film ab und funktioniert auch als Drama.

Im Mittelpunkt steht, wie schon in der Serie, das Triumvirat Kirk, Spock, McCoy. Diese 3 Figuren harmonieren perfekt miteinander und die tiefe Freundschaft zueinander kommt gut zum tragen. Das ist wichtig, denn sonst würde das große Finale nicht funktionieren.
Erstmals bekommt Kirk mit Khan Singh einen gleichwertigen Gegner, kein kleiner Gauner, sondern ein Mann mit Intelligenz und Charisma. Ricardo Montalban (Die Nackte Kanone) spielt seine rachegetriebene Rolle perfekt und sicherte sich so einen Platz unter den gefürchtetsten Filmbösewichte aller Zeiten. Zu erwähnen wäre auch das Filmdebüt von Kirstie Alley (Cheers, Kuck mal wer da spricht), als Vulkanierin Saavik macht sie wirklich eine heiße Figur.

Wenn man bedenkt das Regisseur Nicholas Meyer hier sein Debüt als Filmemacher gibt kann man nur dem nur Respekt zollen. Neben der eigentlichen Regiearbeit hat er auch maßgeblich am Skript gearbeitet und das Design in eine neue Richtung gelenkt. Die Enterprise erinnert jetzt mehr an ein Kriegsschiff als an ein Forschungsschiff. Dieser „Militärisierungs“-Effekt zeigt sich auch in den neuen Uniformen, die endlich auch an Marine Uniformen erinnern. Die Set-Designer haben hier ganze Arbeit geleistet, nie war Star Trek vorher realistischer gehalten.

Ein weiteres Glanzstück sind die von ILM gefertigten Effekte. Der „Dogfight“ zwischen Enterprise und Reliant gehört zu den packendsten Weltraumduellen aller Zeiten und ist an Spannung und Rasanz kaum zu überbieten. Nicht zufällig erinnern die Gefechte an U-Boot Filme der Gegenwart. Gigantisch ist auch der Score vom damals noch unbekannten James Horner, seine kraftvoll geladene Musik besonders in den Kampfszenen ist einfach phänomenal. Kein Wunder das er nur selten wieder einen ähnlichen Score komponierte und immer wieder Elemente aus „Der Zorn des Khan“ recyclete.

Zum Schluß möchte ich noch auf das Finale eingehen, was in seiner Art sicher einzigartig ist. Mit dem kalkulierten Tod eines von den Fans geliebten Crewmitglieds, gelingt es zum Ende noch mal richtig den Hammer auszupacken und einem vor den Kopf zu schlagen. Auch wenn etwas heftig auf die Tränendrüse gedrückt wird, ist es doch ein ergreifender Moment als sich Spock sich von seinen langjährigen Freund Kirk verabschiedet. Mindestens genauso eindringlich ist die darauffolgende Beerdigungsszene als Spocks Sarg mit militärischen Ehren sein letztes Geleit erhält, wunderbar orchestral begleidet von „Amazing Grace“. Das Spocks Tod aber nicht ganz so entgültig ist wie der Film vielleicht glauben machen möchte, kann man anhand einiger Details erahnen und so kam es ja schließlich auch.


Spätestens seit „Der Zorn des Khan“ wissen wir das Rache ein Gericht ist das am besten kalt serviert wird, so lautet jedenfalls ein altes klingonisches Sprichwort. Dieser Film hat bewiesen das Star Trek nicht nur als Serie, sondern auch als epischer Leinwandstreifen funktionieren kann. Star Trek II ist ein durchweg spannender, atmosphärischer und auch tragischer Film mit durchdachter Story und superber Space-Action der auch Menschen jenseits der Trekkie-Zielgruppe ansprechen sollte. Einer der besten Sci-Fi Filme der 80´er, muß man gesehen haben!

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