El Gringo
(Sunfilm Entertainment/Tiberius Film)
Regie: Eduardo Rodriguez
Darsteller: Scott Adkins, Christian Slater, Yvette Yates u.a.
Mit zwei Millionen Dollar im Gepäck, flieht ein Ex-Polizist über die mexikanische Grenze. Ohne Auto und Wasser verschlägt es ihn in das nahegelegene Dorf El Fronteras, in dem der Gringo allerdings nicht besonders freundlich empfangen wird. Schon nach kurzer Zeit werden die Gangster der verkommenen Grenzstadt auf ihn aufmerksam und versuchen alles, um an das Geld zu kommen. Ein korrupter Cop und ein ehemaliger Polizei-Kollege aus L.A. sind ebenfalls hinter ihm her. Doch sie haben die Rechnung mit dem Falschen gemacht…
Star-Produzent Joel Silver („Sherlock Holmes“, „Matrix“) zeigt in EL GRINGO erneut sein geniales Talent. Rasante Bilder und spektakuläre Schusswechsel gemixt mit reichlich skurrilem Humor machen den Film zu einem unterhaltsamen Action-Highlight. Neben Hollywoodstar Christian Slater beeindruckt Scott Adkins in der Hauptrolle mit akrobatischen Kampfeinlagen, auf die er bereits im Star-besetzten „The Expendables 2“ einen Vorgeschmack lieferte. Regie führte Eduardo Rodriguez, der 2002 mit „Daughter“ eine Nominierung als bester Kurzfilm in Cannes erhielt.
Meinung zum Film:
Schauspieler Scott Adkins ist dem geneigten Genrefreund nicht erst seit seinem Auftritt in „The Expendables 2“ ein Begriff, hier verkörpert er den titelgebenden „El Gringo“, der sich mit 2 Millionen Dollar abgesetzt hat und nun auf der Flucht ist. Eigentlich soll Mexiko dabei nur einen kleinen Wegepunkt auf seiner Route ausmachen, aber es entwickelt sich natürlich alles anders als geplant.
El Gringo, der unzensiert von Sunfilm Entertainment und Tiberius Film im Rahmen der „After Dark Films“-Reihe veröffentlicht wird, beginnt direkt mit einem furiosen und sehr atmosphärischen Start. Hier, wie auch im Rest des Films, wird deutlich, dass inhaltlich keine Gefangenen gemacht werden. Dies wird dabei visuell noch sehr gelungen und packend inszeniert. Doch dieses Einstiegsniveau kann der Film, beziehungsweise Regisseur Eduardo Rodriguez (Stash House) nicht über die gesamte Filmlänge durchhalten. Eigentlich erwartet man als erwachsener Filmfreund der härteren Gangart in diesem Genre eine Geschichte, die nicht den Intellekt beleidigt, aber trotzdem noch das Minimalmaß, angereichert mit einer Portion Ironie, erfüllt. Das Problem bei El Gringo jedoch ist, dass dies zwar größtenteils eingehalten wird, jedoch in Momenten, wo man als Zuschauer nicht mehr mit einer Story-Erweiterung rechnet, plötzlich Handlungen in Form von Nebensträngen eingebaut werden, die irgendwie deplatziert wirken und das Tempo enorm drosseln. Hier wäre eine inhaltliche Straffung ein Gewinn gewesen.
Seitens der Inszenierung und der Choreografie der Actionszenen jedoch ist der Film überaus gelungen. Alles wirkt zwar enorm überhöht, aber mal ehrlich, erwartet man das nicht bei dieser Art Film? Seitens der Gewaltdarstellung zeigt man sich wenig zimperlich, hier fließt das Blut gleich literweise. Damit wird der Film und seine Handlung immer mehr einem Cartoon angeglichen, was bei der Überzeichnung der einzelnen Charaktere naheliegt.
Die Blu-ray präsentiert El Gringo erstaunlicherweise in seiner vollen, gewalthaltigen Pracht, Bild und Ton sind dabei ohne jeden Fehler. Der Bonussektor liefert dazu ein kurzes Behind the scenes-Feature, den Originaltrailer und eine Programmshow.
El Gringo ist endlich mal wieder ein Action-Film, der das harte Leben der kriminellen Szene Mexikos überspitzt und cartoonesk darstellt, dabei herzhaft die überzogenen Klischees der Drogengeschäfte und der Korruption bedient und so ziemlich alles macht, um sich nicht hinter dem großen Bruder „Desperado“ verstecken zu müssen. Nun ist Eduardo Rodriguez aber nicht Robert Rodriguez, so dass El Gringo zwar seitens des Unterhaltungswertes Vergleiche nicht zu scheuen braucht, aber an dem Storyaufbau noch arbeiten müsste. Für einen kurzweiligen Tex-Mex-Themen-Abend mit den entsprechenden Kaltgetränken und pikanten Knabbereien jedoch ist El Gringo hervorragend geeignet.
Christian Funke-Smolka