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Der französisch-thailändische HEADSHOT kommt in Form eines relativ sperrigen Arthouse- beziehungsweise Neo-Noir Dramas daher, welches sich formal und inhaltlich nicht einfach einordnen lässt, aber die dramaturgische und metaphernreiche Schlinge bis zum bitteren Ende hin immer enger zieht. Wer für Gangsterfilme immer wieder aufwendige Actionszenen und Verfolgungsjagden mit Explosionen braucht sollte schnell woanders danach Ausschau halten. In HEADSHOT findet er diese üblichen Zutaten nämlich kaum, und wenn, in ganz anderer, unerwarteter und subtilerer Form.

Gewalt ist dennoch reichlich vorhanden und das Blut spritz auch gerne mal so heftig über die Leinwand, dass das Kameraobjektiv für den Zuschauer bewusst sichtbar über und über damit bedeckt ist. Nopachai Chaiyanam spielt den Killer Tul, der nach einem Auftragsmord selbst in den Kopf getroffen wird und 3 Monate im Koma lag. Beim Aufwachen bemerkt er, das er die Welt exakt 180 Grad verkehrt rum wahrnimmt….Ist dies eine Metapher für seine nun andere Sicht der Welt oder nur ein visueller Gag des thailändischen Regisseurs Pen-Ek Ratanaruang?

Auf jeden Fall macht sich Tul nach dem Aufwachen daran seine Vergangenheit aufzuarbeiten und es stellt sich ihm die Frage, ob es so etwas wie Karma oder Schicksal gibt…Dabei ist HEADSHOT, der auf einem Roman von Win Lyovarin beruht, erst einmal im Gewande eines kaltschnäuzigen asiatischen Thrillers unterwegs und mutiert erst im weiteren Verlauf in ein sozialkritisches Drama in einer Welt, in der die wahren Kriminellen eher in den staatlichen Funktionen zu finden sind als auf der Straße. Moralische und soziale Normen scheinen quasi auf den Kopf gedreht in Tuls Sicht.

Tul findet sich Stück für Stück immer tiefer in dem Abgrund und kriminellen Schlund dieses staatlich tolerierten Verbrechens wieder und er scheint angesichts dieser Fakten zu resignieren. Diese Umkehrung der Faktoren wie Moral und Ursache/Wirkung bietet sich somit als eine von möglichen Metaphern für Tuls inverse Sicht der Welt an. Die Narration steht im Zentrum von HEADSHOT und ergibt mit den dunklen, oft verregneten, düsteren und aussichtslosen Bildern die die gute Kameraführung erzeugt eine schier nihilistische Kulisse ab, die wie die relativ wenigen Dialoge sich stark in das Langzeitgedächtnis einbrennen.

6,5/10 Punkten

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