Die Kritiken sind schlecht, die Kritiker enttäuscht. Bei der Fortsetzung von so einem leichten und gleichzeitig so innovativ witzigen Film wie "Men in Black" haben sie mehr erwartet.
Fade die Inszenierung, ein Overkill das Visuelle, nur das Drehbuch ist eins zu eins von vor fünf Jahren recycelt.
Die Stars sind wieder an Bord, aber die Wortgefechte sind zahnlos geworden, weil ja der Witz nur von einem hervorragend animierten Mops kommt. So oder ähnlich steht es geschrieben...
Aber ganz so schlimm ist es nicht, obwohl einen gewissen Qualitätsabbau muß man schon in Kauf nehmen, wenn man das heißersehnte Sequel zur Hand nimmt.
"Men in Black 2" leidet unter dem Ghostbusters-Syndrom und alles was wir hier sehen, war schon anhand der zwei Filme aus den 80ern zu begutachten.
Das heißt: das Original war originell, hat massig Kohle gemacht und den Erfolg wollen wir ein zweites Mal. Frage dabei: riskieren wir was und basteln was Neues oder halten wir uns an die Erfolgsformel? Regisseur Barry Sonnenfeld hat seither zweimal voll daneben gegriffen, einmal qualitativ und einmal einspieltechnisch. Der Mann brauchte einen Hit (und das gibt er auch ohne Umschweife zu), also mußte die zweite Variante herhalten.
Und es läuft praktisch so wie bei den Geisterjägern: die vielversprechensten Elemente werden wiederholt, die Gags sind nicht mehr taufrisch, funktionieren jedoch noch über den Wiedererkennungswert und den Rest werden Effekte und bekannte Gesichter schon richten. Daß dabei das Endergebnis noch einmal 10 Minuten kürzer ausgefallen ist, als das eh schon kurze Original, ist dabei schon logische Folge. Substanz wird durch Rekapitulation nicht mehr.
Also abfahren das Band unter umgekehrten Vorzeichen: Agent J (Will Smith) ist jetzt der Mach(k)er und kein Partner paßt ihm so recht, seit K (T.L.Jones) wieder ins normale Leben zurückgekehrt ist. Das beweist gleich ein Höllenritt auf einem 200-Meter-Wurm in der U-Bahn. Frontal ins Geschehen und damit haben wir auch noch die einfallsreichste Actionsequenz des ganzen Films schon gesehen.
Anschließend sehen wir altbekannte Gesichter und dann muß Smith eine halbe Stunde mit dem wildgewordenen Mops quatschen, weil der den Muttis und Papis im ersten Teil so gut gefallen hat.
Liebe Leute, laßt euch sagen: es ist eine zwiespältige Angelegenheit, denn zwar sind einige so entstehende Jokes wahrhaft herrlich (die "Who let the Dogs out"-Szene ist köstlich), aber so manche Sequenz wünscht man sich, "I will survive" wäre nicht eingedeutscht worden oder das Vieh würde endlich mal die Klappe halten.
Einen Gegner gibt's auch und den bietet uns Lara Flynn Boyle als Serleena, die Licht von Zartas einkassieren möchte. Ein fieses Biest mit Schlangenfingern und einen Helfer hat sie auch noch in dem knapp bemittelten Johnny Knoxville, der seinen zweiten Teleskopkopf im Rucksack mit sich rumträgt. Das war dann auch der Witz der Figur. Boyle tut ihr Bestes, aber ein wirklich gefährlicher Gegner will sie einfach nicht werden, wogegen auch ein paar Unterwäscheaufnahmen nichts helfen.
Helfen kann nur K, der erst mal rückverwandelt werden muß, was nach einer halben Stunde in Angriff genommen wird und uns eine weitere beschäftigen wird, weil das Drehbuch da ein paar Hindernisse einbaut. Also Zeit für reichlich Reminiszensen aus dem ersten Teil und einem Wiedersehen mit dem Waffenhändler, den Tony Shalhoub ein zweites Mal gibt, obwohl ihm ständig der Kopf weggeschossen wird. Die Idee eines Deneuralyzers im Eigenbau aus schrottreifen Küchenutensilien ist allerdings die schlechteste im ganzen Film.
Der Rest vom Fest, den wir in Part One schon mit dem Universum durchexerziert haben, ist die Rettung des Lichts, die nur dadurch erschwert wird, daß K seine alten Erinnerungen daran selbst geblitzdingst hat und nun seinen eigenen Hinweisen folgen muß, bis es endlich zum Showdown kommt.
Das Gagniveau schwankt beträchtlich, was schade ist, denn die schwächeren Witze entstehen leider aus dem allzu routinierten Zusammenspiel von Smith und Jones. War er vorher recht leichtfüßig bei der Sache, wirken Smith' Witze im Duett mit Jones plötzlich schrecklich bemüht. Die Plotline ist eh recht dünn, da wird es am unterhaltsamsten, wenn die Story einen Schritt seitwärts macht und wirklich schöne Einfälle bemüht, wie z.B. das Volk aus Schließfach C-18, die Episode bei dem UFO-gläubigen Videothekar, dem C-Movie-Charme von Peter Graves Mystery-Serie oder bei der Runterzählung des Countdowns, währenddessen es Smith einfach nicht schafft, aus einem Haufen Plastikschläuche herauszukommen.
Dafür bekommen die Geschwindigkeitsfanatiker einiges geboten, denn das Tempo ist immer bis zum Anschlag durchgetreten, damit uns das nicht zu sehr bekannt vorkommt. Da gibt es Tricks, Gimmicks und Verfolgungsjagden bis zum Abwinken und das übertüncht tatsächlich, daß der Showdown eine nur halb so aufregende Angelegenheit ist, wie der eh schon abgedroschene Kakerlakenkampf in Teil 1. Weder kann Serleena/Boyle gegen das Krabbelmonster anstinken, noch kann der Schlußgegner von Smith (ein kleiner geklonter Drecksack) mehr verbreiten als müdes Grinsen. Hier fehlt der Overkill leider.
Die schönsten Szenen gelingen Sommerfeld dann zusätzlich, wenn er tatsächlich mal den Fuß vom Gas nimmt. Die von Fans so gern als störend empfundenen Romantikszenen mit der Imbißbedienung sind die pointiertesten und feinsten im ganzen Film, die aber gegen die favorisierten Wurmlinge kaum ankommen können.
Aber im Grunde ist "MIB 2" nicht schlecht, er wird lediglich noch einmal durchgekaut. Die Skurilität des Themas schützt noch vor dem Ärgernis der Einfallslosigkeit, nur wird das ein drittes Mal nicht funktionieren. Für diese 81 Minuten reicht es aber noch durchaus, auch wenn man sich nach dem Ruf des Vorgängers etwas Zündenderes vorgestellt hatte. Die Idee mit der Freiheitsstatue jedoch, die ist superfein! (7,5/10)