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Nichts ist einfacher als der Job als Babysitter. Dies denkt sich auch die junge Lucy, als sie für eine Freundin einspringt und statt ihrer den Sohn von Dr. Helen Gordan hütet. Dass der kleine Junge aufgrund einer seltenen Krankheit seinen Raum nicht verlassen darf, erweckt anfänglich nicht ihr misstrauen doch das soll sich schnell ändern. In Lucy wächst der Verdacht, dass Dr. Helen Gordan ein düsteres Geheimnis zu verbergen versucht. Sie ahnt nicht, welcher grausamen und tödlichen Wahrheit sie mit ihrem Verdacht auf die Spur kommt...


Manchmal sind es gerade die eher kleinen und unspektakulären Horrorfilme, die dem Zuschauer ein hohes Maß an Spannung bereiten. Auch "Sick Boy" fällt ganz eindeutig in diese Kategorie, eröffnet sich doch eine Geschichte die den Großteil ihrer Spannung aus dem Unbekannten bezieht. So dauert es bei einer Laufzeit von gerade einmal knapp 80 Minuten fast eine geschlagene Stunde, bis ein wenig Aktionismus Einzug in das Geschehen hält, wobei die Zeit bis zu den letzten actionreichen Minuten aber keineswegs langweilig erscheint. Gekonnt hat Regisseur Tim T. Cunningham es geschafft seiner eher ruhig erzählten Geschichte das richtige Maß an subtilem Horror beizumischen, so das die aufkommende Grusel-Stimmung sehr schleichend langsam aufkommt. Die Einführung in das Szenario gestaltet sich dabei fast schon banal, denn in den ersten gut 30 Minuten deutet im Prinzip überhaupt nichts darauf hin, das sich mit zunehmender Laufzeit ein wirklich spannendes Horror-Erlebnis entwickelt, das zwar nicht unbedingt sehr innovativ, dafür aber umso atmosphärischer daherkommt.

Hauptsächlich wird man mit dem Charakter der Hauptfigur Lucy konfrontiert und erkennt dabei ziemlich schnell, das es sich bei ihr um eine nicht sehr entscheidungsfreudige Person handelt. Kein Job macht ihr Spaß und durch die ständigen Kündigungen ihrer diversen Arbeiten kommt es zu starken Spannungen in ihrer Beziehung. Als sie dann als Ersatz für eine Freundin einen Babysitter-Job annimmt, schlägt der Film eine vollkommen andere Richtung ein und die zu Beginn kaum vorhandene Grundstimmung des Werkes verdichtet sich fast schlagartig. Seine Kraft bezieht das Geschehen dabei aus mysteriösen Andeutungen, die während des Bewerbungs-Gespräches zwischen Lucy und Dr. Helen Gordan aufkommen. An dieser Stelle hält das Unbekannte-und Mysteriöse Einzug in die Story, denn das zu beaufsichtigende Kind bekommt man nicht zu Gesicht, da es anscheinend an einer unbekannten Krankheit leidet und sein Zimmer nicht verlassen kann. Weitere Informationen erhält man nicht und gerade dadurch kriecht einem der aufkommende Horror immer tiefer unter die Haut, wodurch die folgenden Ereignisse eine immer stärker werdende Intensität erkennen lassen, die sich ganz automatisch auch auf den Betrachter überträgt.

Sicherlich weckt "Sick Boy" dabei eventuell größere Erwartungen als das Ende letztendlich erfüllen kann, was im Endeffekt aber auf keinen Fall einen negativen Eindruck hinterlässt. Der Film lebt ganz eindeutig davon, das der Spannungsbogen ganz kontinuirlich immer weiter ansteigt und man fast sehnsüchtig auf eine Entladung wartet, zu der es jedoch erst in den letzten gut 15 Minuten kommt. Dort präsentieren sich dann auch einige zugegebenermaßen eher dünne Erklärungsversuche für das unheimliche Geschehen, die meiner Meinung nach aber vollkommen ausreichend sind, um einen mit einem befriedigendem Gefühl aus der Geschichte zu entlassen. Manch einer hätte sich bestimmt eine spektakulärere Erklärung gewünscht, doch im Endeffekt dient diese sowieso nur dazu, das Ganze einigermaßen nachvollziehbar darzustellen. Der letzte Teil des Plots trifft den Zuschauer dann auch noch ziemlich wuchtig, denn hat die erste Stunde eigentlich überhaupt keine Action beinhaltet, so erfährt das gruselige Geschehen nun eine ganz erhebliche Tempo-Steigerung und enthält auch einige recht blutige Passagen. Diese hat man schon fast nicht mehr erwartet, doch insbesondere dieser schlagartige Tempowechsel in Kombination mit Gewaltdarstellungen sorgt noch einmal für zusätzliche Faszination, der man sich keinesfalls entziehen kann.

Tim T. Cunningham hat mit "Sick Boy" sicherlich keinen perfekten Film auf den Weg gebracht, aber es handelt sich um einen richtig gelungenen Horrorfilm den man sich unbedingt anschauen sollte. Hier wurde mit wirklich minimalistischen Mitteln eine maximale Wirkung erzielt, was bei einem selbst für ein ausgezeichnetes-und jederzeit spannendes Film-Erlebnis sorgt. Bei einem geschätzten Budget von gerade einmal 50.000 $ zeigt sich einmal mehr, das nicht immer viel Geld eine Garantie für tolle Filme ist. Es sind oft die einfachsten Mittel, mit denen man für eine extrem dichte Atmosphäre sorgen kann, die dem Zuschauer so manch kalten Schauer über den Rücken jagt. Mir persönlich hat dieses Werk jedenfalls richtig gut gefallen, so das ich bedenkenlos eine Empfehlung an alle Freunde des gepflegten Grusel-Feelings aussprechen kann.


Fazit:


Ich glaube das man "Sick Boy" durchaus als kleinen aber sehr feinen Geheim-Tipp einstufen kann, der in der ersten Stunde einzig und allein durch die grandiose Grundstimmung punktet. Liebhaber des harten Horrors werden wohl nicht so auf ihre Kosten kommen, beschränkt sich dieser Aspekt doch lediglich auf die letzten Minuten eines Filmes, der in seiner Gesamtheit einen äußerst gelungenen Eindruck hinterlässt.


8/10

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