Bruno ist und war schon immer anders. Sobald er eine Entscheidung fällen muss, bricht die Welt für ihn zusammen. Durch einen Unfall bekommt er eine Stahlplatte in den Schädel gesetzt, die sich somit zu einer anderen Eigenart Brunos gesellt: sein linker, überdimensionaler Zehennagel. Eines Tages trifft Bruno die sympathische Emma, die ihm dabei hilft, seine Probleme zu bewältigen. Doch es dauert nicht lange und durch Emma kommt ein neues Problem auf ihn zu, denn seltsame Dinge gehen plötzlich …
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Also, ich muss schon sagen, je mehr Filme ich vom Spionjak-Dreiergespann sehe (bis jetzt “Caedes- Die Lichtung des Todes” und “Zwischen den Linien”), desto mehr steigen sie in meiner Hochachtung. Mit “Mein großer linker Zeh” haben sie nun auch noch neben Horror- und Mystery das Genre Science Fiction-Komödie abgedeckt. Und das ist so hervorragend gelungen, dass ich ich meine Begeisterung schwer zügeln kann. Da stimmt so ziemlich alles, was ein guter Film braucht.
Regisseur Slavko Spionjak liefert zusammen mit seiner Frau Rita-Fichtl-Spionjak, die das gefühlvolle und absolut amüsante Drehbuch schrieb, und seiner Schwester Slavica Spionjak, zuständig für Schnitt, Effekte etc., einen bayrischen “Heimatfilm” der anderen und vor allem besonderen Art ab. Das geht schon mit dem überaus sympathischen und charismatischen Gregory B. Waldis an, der herrlich den abgedrehten Charakter des Bruno darstellt. Aber auch die anderen Schauspieler sind allesamt glaubwürdig und absolut gut gelaunt.
Wie schon im erwähnten “Caedes – Die Lichtung des Todes” stimmt auch in dieser Produktion wieder der trockene, bayrische Humor absolut. Das macht einfach ganz großen Spaß. An keiner Stelle driftet der Film in lächerlichen und manchmal peinlichen Klamauk ab, wie das so oft bei deutschen Produktionen der Fall ist. “Mein großer linker Zeh” erinnert an die besten Zeiten der deutschen Komödien-Serien wie “Münchner Geschichten” oder “Der ganz normale Wahnsinn”.
Die Mischung aus (sympathisch netter bayrischer) Komödie und einem Science Fiction-Plot ist hervorragend gelungen und die wenigen Effekte können sich sehen lassen. In diesem Film steckt Herzblut und das sieht man in jeder Minute.
Die Spezialeffekte sind auf sehr hohem Niveau und werden nur sehr sparsam eingesetzt, was erfreulicherweise zur Folge hat, dass nicht sie, sondern die Schauspieler die Träger des Films sind.
Lustig, nachdenklich, spannend und manchmal auch melancholisch. Kreativer und mit genialen Schnitten und “Effekten” kann man die Welt eines Autisten fast nicht darstellen. Das ist erfrischend, wenn man sich die heute oft lieblos heruntergekurbelten Komödien ohne tiefen Sinn ansieht. Handwerklich perfekt unterhält “Mein großer linker Zeh” auf ganzer Linie und ist zusätzlich noch eine Hommage an die wunderschöne Stadt Wasserburg am Inn.
Wer einen sympathischen, lustigen, spannenden Film aus Deutschland sehen will, der sich weitab vom Mainstream befindet und mit innovativen Ideen aufwarten kann, kommt um “Mein großer linker Zeh” nicht herum. Ich für meine Person bin auf jeden Fall süchtig nach den Spionjaks … :)
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Fazit: Handwerklich, schauspielerisch und handlungstechnisch perfekte Science Fiction-Komödie mit Herz und Hirn. Ein Geheimtip, der so ziemlich alle deutschen Komödien, die ich kenne, weit hinter sich lässt. Fack ju Mainstreem …
© 2015 Wolfgang Brunner