Zweites Werk des mit Murderer (2009) debütierenden Roy Chow, der sich so erneut auf dem Gebiet des Psychothrillers und damit für Hong Kong eher ungewohntes Terrain reüssieren möchte. Leider Gottes sind die Voraussetzungen für einen dräuenden Mysterykrimi auch diesmal wiederum, das Ergebnis trotz durchaus befürwortender Kritiken allerdings nicht wie noch beim durch sein absurdes Überdramatisieren auffallenden Erstling gegeben. Während dort die Spannung durch groteskes Aberwitzigkeiten in ernsthafter Absicht, manch süss-trashigen Augenblick und teils furioser Inszenierung dargeboten wurde, geht man hier mit der Bedeutung und versuchten Seriosität leider über alle Maßen schwanger, was auch durch solides Spiel von Protagonist und Antagonist und der sicheren Produktion nicht gänzlich wieder ausgeglichen werden kann. Manisch zwar, aber hin zur Tragödie und doch weitab von der Perfektion:
Für Mord an der jungen Eva Tsui [ Janice Man ] zwanzig Jahre inhaftiert, wird Eugene Wong Yun-yeung [ Nick Cheung ] körperlich gestählt und mit genug Zeit für weitere Planung des Lebens aus der Haft entlassen. Vor allem Han Tsui [ Michael Wong ], schwerreicher Tenor, Despot und der Vater der Toten hat es ihm angetan, setzt sich Wong auch direkt nach der Freilassung auf dessen Fährte und mit Fernrohr, Mikrofon und Abhörgerät ausgestattet auf dessen Wohnung sowie der Ehefrau [ Candice Yu ] und der zweiten, mittlerweile herangewachsenen Tochter Zoe [ ebenfalls Janice Man ] an. Als eine überaus verstümmelte, brutal dahingeschlachtete und unkenntlich gemachte Leiche auftaucht, nimmt Inspector George Lam [ Simon Yam ] unter Aufsicht seines Vorgesetzten [ Felix Lok ] und mit Hilfe seiner Assistentin Ying [ Kay Tse ] sowie des Cop in Ruhestand Lung [ Gordon Liu ] die Ermittlungen der jetzigen und auch die der lange zurückliegenden Tat wieder auf.
Gestählt durch den finanziellen Erfolg des Einstandes, und mit dem Wissen der Stütze von Sil-Metropole Organisation Ltd., Edko Films Ltd. und Irresistable Films im Rücken, sieht der Film immerhin für derzeitige Verhältnisse überaus proper im Volumen und mit durchaus ansehnlichen Locations und ihrer zweckdienlichen Verwendung auch wiederum repräsentativ aus. Erneut steht die Lage vor der Großstadt und ihrer Gesellschaft, geographisch und sozial im Vordergrund des Geschehens, befinden sich die wesentlichen Schauplätze weitab der Metropole und inmitten begrünter Weiten und satten Wäldern auch im lyrischen Milieu. Umso dräuender ist das Umfeld bei Lantau Island selber, liegt ein brutaler Mord in der Vergangenheit ebenso wie ein erneuter Rückfall in die Grausamkeit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wie auch der Wechsel der äußeren Schönheit der Umwelt und Natur zum skrupellosen Innenleben ist auch der Rest erstmal nicht das, wonach es von Beginn weg her erscheint.
Im Stil des Film noir von Macht und Gier spielt dies mit dunklen Themen zutiefst erschütterter und komplett dysfunktionaler Beziehungen innerhalb von ebensolch zerrosteten Familien; unheilvolle Komplexe, von denen die Meisten nur angerissen oder nach einem Anschein dessen fallengelassen, dafür anderer wiederum lang und breit im vermeintlichen Diskurs und prompter Anstrengung zerredet werden; teilweise benötigt man sogar noch den Platz im Abspann dafür. Der Verlust der Kontrolle, das Verbessern von früheren Fehlern und das Katz-und-Mausspiel zweier Männer und Experten auf ihrem Gebiet (der Problemlösung) ansonsten als Anlass für ein relativ ruhig, in epischer Verlängerung umgesetztes Duell zweier zufällig aufeinander geratenen Kontrahenten. Im Grunde sind Beide auf ihre jeweilige Arbeit fixiert, sowieso herrscht der Trieb und das Verlangen hier wie auch der Narzissmus bei den meisten beteiligten Personen, allerdings auch einschließlich denen hinter der Kamera vor. Schwer wiegt besonders das Streben um besondere Wirkung, das beizeiten in over-the-top Chargentum verzieht, was besonders den entnervend wichtig klimpernden Score ebenso wie die schmachtende Kamera und die künstlich hintereinander geschoben Dialogszenen, samt unnützer Wiederholung und ein Hinauszögern längst offenkundiger Rätsel und Aufklärung betrifft.
Der Versuch ist so zwar auf jeden Fall da und in seiner relativen Einzelstellung im heutigen blassen, verwässerten, verweichlichten kantonesischen Kino auch würdigend und theoretisch mit Abschluss Richtung oberer Durchschnittlichkeit gegeben. Zuweilen verschmelzen Szene, Handlung und Empfindung zu einer begünstigten Erscheinung, quasi eine Hetze, ohne Jagd, in trauriger Molltonalität. Ein langsames, übergründliches, wenn auch nicht besonders findiges Nachtstück von (mehr) Observation und (weniger) Thrill und Suspense, mit hier ein paar Twists, und da ein paar Cameos.