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Aufhänger der 15ten Staffel der Midsomer Murders, die nach einem soweit erfolgreich angenommenen, mittlerweile eigentlich etablierten Wechsel in der Hauptrolle und nur noch wenig missgünstigen Zwischenrufen auch für das Jahr 2012 weiterhin als Zuschauermagnet von den Britischen Inseln prädestiniert sein sollte. Konnte man die letzten und damit auch ersten Episoden nach der Umbesetzung in der Führungsriege des Inspector Barnaby von einem scheidenden Cousin zu einem neu übernehmenden noch als Experiment beobachten, so sind mittlerweile die bewährte Sicherheit, aber im Zusammenhang mit weiterhin frisch scheinenden Ideen eingekehrt. Eine willkommene Aktualität, die das "Original" an sich sicherlich nicht vergessen, aber die Ablösung als kräftigen Wind auch für weitere Jahre einsetzen und so noch viel englisches Krimiallerlei möglich machen lassen:

Als Bentham DeQuetteville, der Älteste und somit Vorstand der einst ehrwürdigen, im Bürgerkrieg geadelten Familie eines Nachts von der Mauerbrüstung der Quitewell Hall stürzt, wird DCI John Barnaby [ Neil Dudgeon ] samt DS Ben Jones [ Jason Hughes ] von dem scheinbaren Unfall mit Todesfolge informiert. Schnell bekommen sie heraus, wovor die Überlebenden der Sippschaft tatsächlich Angst haben, geht bei Ihnen doch die Furcht vor der Rückkehr eines Kopflosen Reiters als Bote der Unheils und nahenden Ablebens um. Besonders Toby DeQuetteville [ James Callis ], der nun um wenige Sekunden jüngere Zwilling von Julian [ ebenfalls James Callis ] und zweiter Sohn des Verstorbenen plagt der Glaube an die fatale Sage und so baldige Sterben. Vergleichsweise ruhiger agieren da die Frauen im Clan; die Angeheiratete Betty [ Kerry Fox ] möchte das Grundstück gerne für touristische Zwecke vermieten, Diana [ Raquel Cassidy ] hat mit ihrem reihenweise ehebrechenden Mann Julian genug Ärger im Blut und Lady Isabel [ Eleanor Bron ] beobachtet alles aus sicherem Zynismus und der Altersweisheit heraus. Da geschieht ein zweiter Mord, ebenso im Auftreten des Kopflosen Reiters. Dann ein dritter...

Das Wohltun per se kommt hierbei sicherlich nicht von der Titelfigur des "Dark Rider" als Wiederauferstehung Schlechten Gewissens und Belebung des Familienfluches an sich. Theoretisch ist das sogar die einzige Schwäche, da von viel Absurdität getrieben und durch diverse, in jedem Lande etwas anders variierte Sagen und Ammenmärchen vom Kopflosen Reiter, literarisch in Washington Irvings "The Legend of Sleepy Hollow" zudem schon wieder gängig manifestierte Prämisse. Beiträge zur Volkskunde und zum Aberglauben, die mit dem hier vorhandenen Auftreten nur den blanken MacGuffin und ein bisschen Hokuspokus und Mumpitz an sich in das ansonsten durchaus solide aufgestellte Gebäude aus Familienfehde und Dramen darin installieren.

Denn der barking mad Plot würde auch ohne diesen Schanz an Erschröcklichkeit von Fluch und Wiedergängern mit Todesabsichten funktionieren, wird das Personal sogar bis auf kleinere Ausnahmen an dem einen einzigen Ort ihres bisher beschaulichen, aber auch von Herkunft an eingeschränkten Lebens, quasi zwischen Rittersaal und Geheimgängen festgehalten. Der Wohnsitz der DeQuettevilles, under lock and key, als Ausdruck von (scheinbaren) Reichtum, (scheinbarer) Freiheit und Gefängnis um Stunde für Stunde zugleich, wobei auch der Stammbaum der Verdächtigen diesmal an einer Wurzel vereint und das Geheimnis dahinter natürlich umso größer, und für die ermittelnden Polizisten, das bannende Publikum und die nacheinander beseitigten Opfer umso spannender ist. Auffällig dabei ist die Übermacht der Frauen gegenüber den Männern; nicht nur, dass es ausnahmsweise den Herrlichkeiten der Schöpfung an den sprichwörtlichen Kragen geht, auch zuvor müssen sie zumeist ein- und gegenüber den Ansprüchen und Wünschen der Damen der Schöpfung zurückstecken, was selbst die im Doppelpack antretenden Zwillinge Julian und Toby trotz ihrer theoretischen Potenzierung betrifft. Ist es schon mit der einst ehrwürdigen Tradition und Lebensgeschichte der DeQuettevilles in der Jetztzeit nicht mehr viel her und vom jahrhundertelang angegriffenen Wohlstand ebenso wenig, so verliert man jetzt selbst im Ansehen mächtig an Einbußen.

Dieser Untergang (des so benannten starken Geschlechtes) und sein letztes verzweifeltes Aufbäumen ist darstellerisch diesmal auch von den Neuzugängen bzw. den Verdächtigen und/oder tatsächlichen Täter(n) mit Wirkung auf den Punkt des Gesagten und dem Drama des Nichtausgesprochenen überzeugend gespielt, was sowohl dem beißenden Wortwitz sowie dem Verhängnis unter dem Sarkasmus die Pluspunkte erweist. Letztlich fehlt bloß, aber effektiv trotzdem umso mehr der gewisse Clou an den Begebenheiten und ihrem Substrat sowie primär der Grundidee an sich.

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