Der unter Genre-Fans legendäre Regisseur Dario Argento verfilmt den weltweit legendären Bram Stoker-Roman „Dracula“ – leider kommt, wie so oft in Argentos später Schaffensphase, ein erbärmlich billiges Trash-Filmchen dabei heraus, das 2012 sein letzter Film war, bevor er sich erst zehn Jahre später mit einem deutlich gelungeneren Werk wieder zurückmeldete.
Die Geschichte orientiert sich dabei weitestgehend an der originalen Vorlage, weicht nur in einigen Punkten davon ab, die offensichtlich zu viel Aufwand bedeutet hätten. Denn von der ersten Szene an merkt man diesem Streifen an, dass er mit geringsten finanziellen Mitteln realisiert wurde: billige Kulissen, die oft nach dem Pappmaché aussehen, aus dem sie wahrscheinlich hergestellt sind, wenige Handlungsorte und einige der grottigsten Spezialeffekte, die man in den frühen 2010ern bewundern durfte – nicht einmal einen historischen Zug konnte man sich leisten, und so steigt Jonathan Harker am Anfang des Films aus einem unfassbar schlecht animierten historischen Zugwaggon aus. Dass so ein technischer Schrott dann damit wirbt, in 3D daher zu kommen, ist echte Ironie. Zumal sich die 3D-Effekte bestenfalls noch im Vorspann bemerkbar machen, dessen Credits auf den Zuschauenden zugeflogen kommen, während im gesamten Film nicht eine einzige Szene irgendwie darauf getrimmt ist, besonders spektakulär in der dritten Dimension zu funktionieren.
Das ist aber vielleicht auch ganz gut so, denn dann wäre das Werk wohl noch peinlicher geworden. Schon so braucht man starke Nerven, um die heillos chargierenden, uninspiriert herumstehenden und ihre Dialoge hölzern aufsagenden Darstellenden zu ertragen. Hier zeigt aber auch wirklich niemand irgendeinen Hauch von Talent, und das schließt so bekannte Namen wie Thomas Kretschmann und Rutger Hauer mit ein. Selbst klassische Standardszenen eines Dracula-Films geraten hier peinlich bis zur Absurdität – wenn etwa die Vampiropfer nach kurzer Gegenwehr stets lustvoll zu stöhnen beginnen, wenn sie ausgesaugt werden. So platt wurde die subversiv sexuelle Komponente der Geschichte wohl noch nie ausgespielt.
Dazu passt auch, dass Argento in schöner Regelmäßigkeit irgendwelche Frauen sich ausziehen und ihre nackten Brüste präsentieren lässt. Dass er das in einer völlig sinnlosen Badewannenszene sogar mit seiner eigenen Tochter Asia Argento macht, wirkt dann doch ein wenig creepy. Aber auch sonst erweist er sich hier nicht gerade als Meister des subtilen Umgangs mit Inhalt und Aussagen: Ständig gibt es erklärende Dialoge, damit auch wirklich alle wissen, welche Dorfbewohner auf Seiten Draculas sind und welche nicht, Kretschmann als Fürst der Finsternis knabbert erst sinn- und ziellos diverse Leute an und erklärt dann schließlich der angereisten Mina Harper, dass sie seiner verstorbenen Frau zum Verwechseln ähnlich sieht, und seine hypnotischen Kräfte werden meist eher behauptet als gezeigt (davon, dass er sich in einer absurden Szene in eine riesige Gottesanbeterin verwandelt, mal ganz zu schweigen!). Ob es jemals einen uncharismatischeren Dracula als ihn gegeben hat, gilt es erst noch zu beweisen.
Selbst die Handvoll Splatterszenen, die in der zweiten Filmhälfte dann einsetzen, können nicht überzeugen. Zu billig die Effekte, zu unglaubwürdig das herumspritzende CGI-Blut, zu willkürlich die Gewaltakte. Von Argentos legendärem Talent, sowohl Atmosphäre als auch brachiale Gewalt nachhaltig verstörend zu inszenieren, ist in diesem Spätwerk nichts mehr zu erkennen. So quält man sich selbst als Fan durch viel zu lange 110 Minuten und bleibt bei der Suche nach irgendeinem Höhepunkt wohl eher enttäuscht zurück. Außer natürlich, man freut sich über den unfreiwilligen Humor, der hier immer wieder aufblitzt – für Trash-Fans gibt es hier definitiv viel zu sehen.