Review

kurz angerissen*

Mit dem eröffnenden Schwenk durch die CGI-Häuserreihen eines Walddorfes ist die Hoffnung auf atmosphärischen Karpaten-Horror immerhin schnell begraben, so dass spätere Vorkommnisse von Riesenheuschrecken und andere durch 90er-Jahre-Computersoftware realisierten Transformationen nicht mehr das Zeug zur Enttäuschung haben, sondern im günstigsten Fall zum Amüsement. Argentos beste Zeiten sind schließlich auch schon viele Jahre vorbei, wie sollte man da auch ernsthaft noch erwarten, dass er wie aus dem Nichts wieder zur Virtuosität zurückfindet?

So wenig Inspiration der einstige Meister des Giallo alleine schon in die Wahl des Sujets investiert, so sehr eignet sich die Kombination eines überfilmten Stoffes mit einer abgemeldeten Regie-Ikone immerhin für außergewöhnliche Trash-Unterhaltung. Das mühsam gewordene Spiel mit Farben und Formen scheint inzwischen viel Anstrengung zu erfordern, birgt aber immer noch einen ähnlichen Reiz wie einem gealterten Jackie Chan bei physischen Kabinettstückchen zuzusehen. Als Karikatur einstiger Großtaten beweist „Dario Argentos Dracula“ stellenweise durchaus Qualitäten, ob nun die Buntglasfenster einer Kapelle das Licht filtern, Kerzenschein als dynamische Lichtquelle genutzt wird oder Strahlenbüschel durch Waldlichtungen und die Waggons an einer Bahnhofsstation jagen.

In den eigentlichen Disziplinen versagt der Film natürlich gnadenlos: Thomas Kretschmann ist eine mindestens merkwürdige Besetzung für die Hauptrolle, Asia Argento derweil wird mit so manch selbstzweckhafter Szene gemessen an ihrer Rolle viel zu stark in Szene gesetzt und liefert dabei eine derart schlechte Leistung, dass sie der unscheinbar spielenden Marta Gastini in der viel wichtigeren Mina-Rolle sämtliche Aufmerksamkeit stiehlt wie ein grauenvoller Autounfall. Das Gespür für Storytelling geht in abrupten Szenenwechseln völlig unter – eine trostlose, fast schon armselige Gesamtleistung aller Beteiligten, so dass Rutger Hauer durchaus die passende Miene zum bösen Spiel macht, als er sehr spät in die Handlung eingreift.

Und doch pumpt Argento genügend Sex (Miriam Giovanelli), Gewalt und Absonderlichkeiten in seine Groteske, dass sie sich als Kuriosität für ein Spezialpublikum empfiehlt und grundsätzlich auch eine höhere Relevanz genießt als etwa das kontur- und handschriftlose Blockbuster-Getöse von „Dracula Untold“.

*weitere Informationen: siehe Profil

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