Review

Achtung Spoiler

"Did you hear that?"
"What?"
"Foodsteps."
"Foodsteps? Its just the wind."
"Can you walk me home?"

Dies ist einer der ersten Dialoge aus Argentos Dracula 3d. Da weiß man, was man hat, bzw., was einen erwartet. Denn besser wird es nicht mehr.

Überall ist zu lesen, Argento habe bewusst einen Trashfilm machen wollen. Und betrachtet man sich Dracula 3d, so überkommt zumindest mich das Gefühl, einen Ittenbach zu sehen, bei dem sich der deutsche "Regisseur" daran versucht hat, sich mehr als sonst der Story zu widmen. Das Drehbuch, das nicht auf Bram Stokers Roman basieren soll, ist aber ober übel. Warum auch immer,  Argentos Dracula spielt nach der eigentlichen Geschichte von Stoker. Denn van Helsing erzählt Mina, dass ihm Dracula vor Jahren in seiner Irrenanstalt in England begegnet sei. Mhh, naja, also lassen wir das mal so stehen. Fragt sich nur, warum dann die Figuren wie Lucy, Mina und Jonathan in Argentos Version auftauchen.

Also gut, mit Logik ist dem Werk offenbar nicht nah zu kommen. Schauen wir uns mal die Inszenierung an. Auch hier macht der Film von der ersten Sekunde so ziemlich alles falsch, was geht. Die junge Dame, die ich oben zitiert habe, muss alleine nach Hause gehen, weil ihr Lover die Hosen voll hat. Plötzlich spürt sie etwas von hinten auf sich zukommen und läuft davon, sie stolpert, eine Eule stürzt mit Adlertönen auf sie zu, verwandelt sich in einen Vampir und beißt sie. Oha, Dracula als Eule. Gut, auch das ist in einem Trashfilm noch in Ordnung. Aber die Kamera, die die Frau auf ihrer Flucht mal von vorne, mal von hinten filmt, ist derart statisch und langsam, dass nun wirklich kein Funke Spannung aufkommt. Die schauspielerische Leistung lassen wir mal ganz außen vor. Auch die Ausleuchtung offenbart bereits in dieser Szene ihre Schwächen, die sich durch den ganzen Film ziehen. Nur ein schwaches Spiel von Licht und Schatten, alles wirkt zu hell, wenn es Blitz, ist klar zu erkennen, dass ein Gehilfe ein Knöpfchen drückt.

Im Grunde habe ich alles angesprochen, was diesen Film zunichte macht:
1. Schlechte Darsteller: Der Typ, der Harker spielt, wirkt dauerbekifft, Asia Argento quält sich ununterbrochen nach glaubwürdigem Schauspiel, die anderen Nebendarsteller können gar nix. In einem Trashfilm kaum verwunderlich, aber wenn Argento auf dem Regiestuhl sitzt, erwarte ich Schauspielerführung. Die fehlt auch im Hinblick auf Hauptdarsteller Thomas Kretschmann. Sicher ist er nicht die Idealbesetzung für Dracula, dennoch wirkt sein Spiel des öfteren gut. Etwa wenn er einen Soldaten zwingt, sich selbst zu richten. Auch gewisse Momente der Traurigkeit und Einsamkeit bringt er gut rüber. Aber in den meisten Fällen wirkt er in den Kulissen alleingelassen: alleingelassen vom Drehbuch, vom Regisseur und der Inszenierung. Keine echte Großaufnahme, helle Ausleuchtung und auch die Kamera weiß ihn nicht diabolisch zu fotografieren. Rutger Hauer als van Helsing wurde aufgrund seiner Screentime und seiner Dialoge völlig verschenkt.

2. Die Inszenierung ist amateurhaft, dilettantisch und absolut langweilig. Die Atmosphäre wirkt alles andere als dicht oder düster und das Bild wirkt wie das eines Videofilms von Hochschulschülern, die eben kein Geld für ne ordentliche Filmkamera oder Nachbearbeitung hatten. Die CGIs, naja schut es euch selbst an. No comment.

3. Die Dramaturgie wirkt zusammengeklebt, viele Elemente wurden aus dem reichhaltigen Angebot von Draculafilmen zusammengeklaut. Nichts eigenständiges, fesselndes oder gar spannendes.

4. Der Score ist nicht erwähnenswert.

Fazit:
Sollte Argento tatsächlich bewusst einen Trashfilm gemacht haben wollen, so ist er gescheitert. Bewusst einen Trashfilm zu machen ist unglaubwürdig, wirkt bemüht, ist humorlos und uninnovativ. Auch sein Giallo zeigte bereits deutlich die Schwächen auf, die sich hier fortsetzen. Ich gewinne den Eindruck, dass er es entweder nicht mehr kann oder nicht mehr will oder bewusst sich als Abgesang auf den inszenatorisch anspruchsvollen Film sieht. Das langweilt aber auf Dauer. Der absolute Höhepunkt von Dracula 3d ist aber, dass der Fürst der Finsternis als überdimensionale Gottesanbeterin auftaucht. Der einzige Moment des Films, der mich reagieren ließ. Wer einen wirklich trashigen Dracula sehen möchte, sollte sich den von Jess Franco anschauen, der macht wenigstens Spaß.

1/10

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