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Dracula 3D

Was erwartet man, wenn einer der renommiertesten Horrorregisseure sich an einen so klassischen Filmstoff wie Dracula wagt? Eigentlich eine ganze Menge, erst recht wenn der Regisseur Dario Argento heißt. Doch wenn man ehrlich ist, hat dieser seit mehr als 10 Jahren keinen einzigen Film abgeliefert, der gemeinhin als "gut" gewertet wird. Andererseits sind gute Filme natürlich immer eine recht persönliche Sache, weswegen ich, als jemand dem auch "The Cardplayer" oder "Mother Of Tears" gefallen haben, recht offen an den als grottenschlecht bezeichneten "Dracula 3D" heranging.

Die Credits, sowie die Introsequenz machen wirklich Hoffnung. Die Musik ist sehr atmosphärisch und sowohl die Sets, als auch Argentos bekannte Licht und Schattenspiele, stimmen für ungefähr 5 Minuten zufrieden. Doch spätestens in der nächsten Szene, als Leute aus einem Zug aussteigen, geht schon das Kopfschütteln los. Scheinbar wurde diese Einstellung in einem Theater abgefilmt, denn die Kulisse, ist mehr als deutlich zu erkennen. Der Zug, sowie die Berge im Hintergrund, wurden einfach auf eine Holzwand aufgemalt und unterbieten selbst Greenscreen Schinken wie "Small Town Folk". Von den mies animierten CGI Fliegen und Spinnenweben (!) mal ganz zu schweigen.
Komischerweise passieren Argento dieser Kulissenpatzer im restlichen Film nicht mehr, sodass man darüber hinwegsehen könnte. Was man aber nicht ignorieren kann, ist der furchtbar holprige Schnitt. Es gibt gerade am Anfang sehr viele unpassende und sinnlos erscheinende Übergänge, die, zusammen mit der langweilig geführten Kamera, genau das Gegenteil von dem darstellen, was Argento früher abgeliefert hat.
Die Story zieht sich ungemein schleppend dahin und auch wenn man sich in einigen Szenen von dem Setting des Bergdörfchens, oder diversen stimmungsvollen Sets blenden lassen kann, so ist die Luft nach spätestens 40 Minuten raus. ... bleiben ja nurnoch 65.

Zu allem Übel kann nichtmal ein Rutger Hauer im späteren Filmverlauf irgendetwas an diesem langweiligen Filmchen reißen. Seine, sowie auch die Rollen der anderen Mimen, sind solide gespielt, kränkeln aber am nicht vorhandenen Drehbuch sowie der fehlenden Spannung. Wie gesagt, ab und an kommt ja sogar Atmosphäre auf, aber gerade für jemanden wie Dario Argento, kann "etwas Atmosphäre" sowie gute Sets nicht das Ziel des Filmes gewesen sein.
Den Vogel schießt er allerdings mit Thomas Kretschmar als Dracula ab. Man mag ihn oder hasst ihn - hier in "Dracula 3D" nervt er allerdings jeden. Völlig gesichtslos hampelt er durch den Film und verwandelt seine Gestalt mal in eine Eule, mal in Fliegen oder in eine Gottesanbeterin. Nein, das war jetzt echt kein Scherz: Dracula ist in diesen Film in einer Szene eine überdimensionierte Gottesanbeterin, die mit ihren geschätzen 2 - 3 Metern die Treppen zu einem mittelalterlichen Haus hochläuft und einen Typen zersplattert. Zusammen mit der wirklich grottigen CGI Animierung ergibt dies ein wirklich unfassbares Bild. Und spätestens, wenn man auf dem DVD Cover den Namen "Dario Argento" liest, möchte man losweinen. Sollte jemals ein Regisseur für "Sharkmantis" oder "Tsumantis" gesucht werden, wäre er nicht die schlechteste Wahl.

Zwischenzeitlich bewirft er uns mit ein paar Splatterszenen, die mehr nach "Beyond The Limits" als nach stilvollem, italienischem Kino aussehen, aber was soll's. So hat man wenigstens etwas Gekröse an dem man sich erfreuen kann, nachdem der Film schon enttäuschend genug war. Im Übrigen bekommt "Dracula 3D" in Deutschland wahrscheinlich eh keine Freigabe, weswegen Interessierte schon jetzt ihre 30 Euro für ein Mediabook aus der Tasche holen können.

Man könnte an "Dracula 3D" durchaus Gefallen finden. Aber nur dann, wenn man ignoriert, welche Filme der Regisseur vor einigen Jahren gedreht hat. Am Besten redet man sich ein, hier hätte ein B-Regisseur seinen zweiten Film abgeliefert. Am Schlimmsten ist jedoch, dass Argento in so vielen Szenen zeigt, dass er sein Gespühr für passende Musik nicht verloren hat und immernoch in der Lage ist, Szenen detailvoll aufzubauen. Aber spätestens wenn er die CGI Keule auspackt, uninspirierte Goreszenen rauslässt oder in über 100 Minuten mit einer nicht funktionierenden und viel zu uninteressanten Story langweilt, hat er nahezu jede Sympathie des Zuschauers verloren. Ein Film wie "Dracula" hat keines Remakes oder Reboots bedurft und man muss sich irgendwann auch mal eingestehen, dass Argentos Zeiten schon lange vorbei sind. Noch ein oder zwei Filme mehr und er schafft es wirklich, sein eigenes Erbe aus den 70ern / 80ern zu zerstören, sodass er auf alle Zeiten der ist, der nach 2000 bloß noch schlechte Filme gedreht hat.

3/10

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