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Auf der Hülle der US-DVD wird Jess Francos "Venus in furs" salbungsvoll als Meisterwerk des Regisseurs angepriesen. Das Meisterwerk von Jess Franco, gibt es das überhaupt? Jedenfalls hat er ein paar sehr sehenswerte Filme zustande gebracht. Ob dieser dazugehört, ist schwer zu entscheiden. Es ist immerhin nicht einer dieser Filme, in denen eine von Francos Musen leicht bekleidet in einen mediterranen Prachtbungalow gestellt und der Rest dem Zufall überlassen wird.

Ein Jazztrompeter findet am Strand die Leiche einer schönen Frau. Kurz darauf begegnet ihm eine Frau, die der Leiche genau gleicht, und es beginnt eine Affäre zwischen beiden (also zwischen dem Trompeter und der Frau, nicht der Leiche). Aber die geheimnisvolle Schönheit hat noch etwas anderes im Sinn: Rache an drei Menschen, die im Rauschzustand einst ein Menschenleben auslöschten...

Mit Maria Rohm, der bevorzugten Hauptdarstellerin Francos zu dieser Zeit, ist die Hauptrolle optisch ansprechend besetzt, auch wenn ihr das Charisma von Soledad Miranda abgeht, die sie später als Standardbesetzung für Francos weibliche Hauptrollen ablösen sollte. Die schwarze Schauspielerin Barbara McNair spielt die Freundin des Jazztrompeters. Ursprünglich sollte es um einen schwarzen Trompeter gehen, man konnte aber damals laut Jess Franco dem US-Publikum keine Bettszenen eines schwarzen Mannes mit einer weißen Frau zumuten. Das war nur eine der seltsamen Auflagen, die Franco u. a. von seinem Produzenten Harry Alan Towers gemacht wurden, auch die Anlehnung an Sacher-Masochs Roman "Venus im Pelz" wurde Franco aufgenötigt und hat eigentlich nichts mit dem Thema des Films zu tun. Die Nebenrollen sind mit dem irischen Darsteller Dennis Price, einem Lieblingsakteur Francos, Margaret Lee und Klaus Kinski besetzt.

Gerade Kinskis Auftritt ist doch recht eindrucksvoll, er tritt in einer Traumsequenz als orientalischer Sultan Achmed auf, hat eine grauenhafte englische Synchronstimme und sieht die ganze Zeit einfach nur weggetreten aus. Vermutlich hat er gar nicht so recht gemerkt, wo er da mitspielt und sich später nicht mehr dran erinnert. Schließlich spielte er damals wirklich in jedem Unsinn mit, was ihm später recht peinlich war und zu den bekannten Interview-Situationen führte, in denen er Journalisten zur Sau machte, die ihn auf seine typischen Rollen ansprachen.

Die wunderschöne Margaret Lee spielt eine Fotografin, die sich zu Frauen hingezogen fühlt. Franco vermag es leider nicht, der intensiven Ausstrahlung dieser Schauspielerin gerecht zu werden und setzt sie ziemlich unvorteilhaft in Szene. Ohnehin fällt auf, dass manches in diesem Film recht hastig und technisch unzulänglich gemacht wurde, so sind z. B. Gebäude im starken Gegenlicht zu sehen. Was hingegen positiv zu bewerten ist, ist das Zusammenspiel aus Bildern und Musik. Franco gibt sich hier als Jazzliebhaber zu erkennen; die Musik von Chet Baker und Miles Davis war eine wichtige Inspirationsquelle für den Film. Des weiteren ist die interessante Schlussszene positiv für den Film zu veranschlagen.

Insgesamt gesehen einer der besseren Filme von Franco, aber alles andere als perfekt.

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