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Durch einen Streit mit dem neuen Manager von BIP, steht Hitchcock erstmalig ohne Vertrag und Studio da. Er bekommt von einem freischaffenden Produzenten aber die Möglichkeit das Bühnenstück „Waltzes from Vienna“ zu adaptieren. Da er gerade sonst kein Projekt hat, nutzt er die Gelegenheit und betrat das Feld des Musicals, welches ihm natürlich interessante Möglichkeiten zur Verschmelzung von Bild und Ton gab. Musical wäre aber insgesamt zu viel gesagt. Es ist eher eine Romantik-Komödie mit musikalischem Background. Theoretisch ist es auch ein Biopic, aber wenn man es daraufhin beleuchten möchte, wäre es ein Desaster.

Es geht nämlich um die weltbekannte Komposition von „An der schönen blauen Donau“ von Johann Strauss (Sohn) und wie sie erschaffen wurde. Das ist allerdings komplett an der Wirklichkeit vorbei, bis auf das schwierige Verhältnis von Vater und Sohn. Was mich bis heute komplett irritiert, dass dieses deutschsprachige Thema nie hier veröffentlicht wurde. Tatsächlich war es sogar schwierig eine vertrauenswürdige DVD zu erwerben, da eine Menge Bootlegs unterwegs sind. Der Film ist nämlich keineswegs anders als viele ähnlich gelagerte Liebes-Musik-Komödien aus der Zeit oder auch deren Nachfolgern, die in den 50er Jahren so populär wurden. Ich bin jetzt kein Fachmann für Filme mit Jopi Heesters und Marika Rökk, aber ich schätze das „Waltzes from Vienna“ durchaus bei dieser Klientel gut angekommen wäre. Der Film ist lebhaft, sorgt für viele Lacher und besitzt auch eine schöne Geschichte, auch wenn sie so eben nicht existierte. Auch hier hat Hitchcock zudem absolut interessante und starke Einfälle. Wenn Johann Strauss (Sohn) in der Bäckerei den Walzer komponiert, ist das durch den Ton wunderbar und ideenreich in Szene gesetzt. Gerade auch dadurch erwirkt, dass die Musik des Films den weltbekannten Walzer im Hintergrund zaghaft anspielt und ihn im weiteren Verlauf größer werden lässt, während er daran komponiert.

Am Set kam Hitchcock wohl eher mittelgut mit Jessie Matthews aus, die zu diesem Zeitpunkt ein Star war. Vielleicht mit ein Grund, warum man zu ihr nur partiell die ganz großen Sympathien aufbauen konnte. Hitchcock selbst befand den Film miserabel, was ich nicht teilen kann. Klar, für seine Fähigkeiten schon aber unter den Möglichkeiten, die er hier hatte, ist der Film gelungen. Also rein aus dem Gesichtspunkt betrachtet, was für ein Ergebnis mit dem Inhalt möglich war. Es ist eben kein richtiger Hitchcock und fühlt sich auch niemals so an. Aber im Vergleich zu anderen Produktionen dieses Metiers, kann er mit Sicherheit bestehen. Dennoch hatte der Film auch etwas Wegweisendes. Am Set traf er nämlich auf seinen ehemaligen Produzenten Michael Balcon, der ihm ein weiteres Mal den Weg zu großen Taten ebnen sollte.



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