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Wenn ein Ausnahmeregisseur wie Martin Scorsese zusammen mit dem wohl besten lebenden Schauspieler, der Robert de Niro für mich zweifelsohne ist, einen Film wie „Wie ein wilder Stier“ dreht, kann nur ein Meisterwerk entstehen.

Robert de Niro zieht alle Register seines Könnens, um als Jake La Motta den Weg des Mittelgewichtsboxers aus der Bronx über die Weltmeisterschaft bis hin zum gescheiterten Entertainer realistisch und glaubwürdig wiederzugeben. Dabei ist kein Boxerfilm wie „Rocky“ entstanden, sondern die vielleicht beste Parabel über Macht und Ohnmacht des Primitiven.

Der von De Niro gespielte Boxer ist primitiv. Er ist ein Schläger, der sich für Schmerzen unempfindlich gemacht hat, sozial keinerlei Gefühlsregungen zeigt und nur seinen eigenen Erfolg zu erreichen versucht. Dieses Bild von La Motta findet sich in dem Kampf gegen einen Boxer wieder, den seine Frau Vickie (herrlich gespielt von Cathy Moriarty) in einer unbedachten Äußerung als „gut aussehend“ bezeichnet hat. Es ist nach dieser Äußerung nicht mehr La Mottas Ziel, nur den Kampf zu gewinnen. Er wird vielmehr davon getrieben, den Konkurrenten hässlich zu schlagen und setzt seinen Plan um. Filmisch wurde dieses Schlachten phantastisch umgesetzt. Die Mischung aus Aggression und Primitivität machen den Boxer erfolgreich. Ohne Stil verprügelt er seine Gegner solange, bis ihm die Gegner ausgehen, bekommt aber keinen Meisterschaftskampf. Erst als er sich der Illegalität beugt und Kämpfe manipuliert, wird ihm dieses Tor aufgeschlossen. Nur leider hat er damit seine Stelle auf der schmutzigen Seite des Lebens eingenommen und kann den Titel zwar gewinnen, aber nicht lange halten. Er ist eben für eine wirklich erfolgreiche Boxerkarriere zu simpel.

Scorsese und De Niro zelebrieren den Abstieg von La Motta auf eindrucksvolle Weise. Dabei bedienen sich beider vor allem des Menschen in seinem sozialen Umfeld. Nachdem beide gezeigt hatten, wie der einfache Mann seine Statussymbole bekommt, solange wie er Erfolg hat (die schöne, aber für ihn ungeeignete Frau, der Weltmeisterschaftgürtel) verlässt ihn Vickie nach dem Ende seiner Karriere. Den von ihm so hoch geschätzten WM-Gürtel zertrümmert La Motta, um die Edelsteine auszubrechen und zu Geld zu machen. De Niro zeigt in allem einen Menschen, der aufgrund seines einfachen Charakters nicht anders kann, als alles, was ihn stabilisieren könnte, kaputt zu machen. Das gilt vor allem für seine Familie, die er aufs Unerträglichste drangsaliert.

Mit wenigen Ausnahmen ist der Film in Schwarz-Weiß gedreht. Dadurch wirkt er unglaublich authentisch. Außerdem kann die Gewalt der Boxkämpfe durch dieses Mittel gemildert werden, ohne die schockierende Aggressivität zu mildern. Die wenigen Buntszenen sind nur „private“ Aufnahmen, die den wirtschaftlichen Aufstieg von La Motta dokumentieren. Bunt war zu seiner Zeit halt neu, teuer und deshalb für ihn gerade gut genug.

Dass sich De Niro für die Darstellung des abgehalfterten Boxers ein beachtliches Übergewicht angefressen hat ist vielfach erwähnt und diskutiert. Ich denke nicht, dass es dem Film wirklich genutzt hat. Aber diese Besessenheit von De Niro scheint derart faszinierend zu sein, dass es ihm auf diese oder andere Weise heutige Schauspieler immer noch nachmachen. Na, wenn es dann Spaß macht…

„Wie ein wilder Stier“ ist ohne Frage absolutes Spitzenkino. Es ist ein Sozialdrama, eine Dokumentation, ein Boxfilm und ein Lehrstück in einem, das meisterhaft in Szene gesetzt wurde, hervorragend gespielt wird und den Zuschauer nicht nur unterhält, sondern ihm so machen Gedanken impliziert. Man wird vieles aus diesem Meilenstein bei dem Verhalten aktueller Box-Größen wieder finden. Es kann von mir nur 10 Punkte geben.

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