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Mit „End of Watch" (2012) gelingt David Ayer ein kraftvolles Portrait des einfachen Streifenpolizisten. Maßgeblichen Anteil daran hat die wunderbare Chemie zwischen den Hauptdarstellern Jake Gyllenhaal und Michael Peña. Als Segen und Fluch zugleich entpuppt sich hingegen der halbherzige Found-Footage-Ansatz. Zwar schafft er die Grundlage für einen interessant-fragmentarischen Erzählansatz, andererseits reißt die Inkohärenz der Inszenierung den Zuschauer immer wieder aus dem Film und wirkt teilweise wie die kostengünstige Ausrede für den billigen Look.Brian (Jake Gyllenhaal) und Mike (Michael Peña) sind junge Streifenpolizisten, Adrenalinjunkies und beste Freunde. Sie verrichten ihren Dienst in South Central, dem übelsten Viertel von Los Angeles. Gerade als Brian mit der Studentin Janet (Anna Kendrick) zum ersten Mal in seinem Leben für eine langfristige Bindung bereit scheint, bringt sie ihr Beruf ins Visier der Latino-Gang um Big Evil (Maurice Compte).

Die Found-Footage-Inszenierung ist ebenso junges wie umstrittenes Stilmittel innerhalb der Filmgeschichte. Erstmals im Rahmen des Skandalfilms „Nack und zerfleischt" (1980) verwendet, dauert es -abgesehen von einigen Ausreißern („Mann beißt Hund")- fast zwanzig weitere Jahre, bis es den Massenmarkt eroberte. „Blair Witch Project" (1999) gilt als Initialzündung und seinerzeit profitabelster Film aller Zeiten. Gleichzeitig kettete er das Stilmittel für über ein Jahrzehnt nahezu sklavisch an das Horrorgenre („Behind The Mask", „Rec", „Paranormal Activity", „Diary of the Dead"). Eine perfekte Kombination ohne Zweifel: Die Inszenierung suggeriert Authentizität und ist zudem sehr äußerst kostensparend - beides wichtige Faktoren im Horrorgenre. Seit dem enormen Erfolg von Paranormal Activity findet jedoch eine auffällige Diversifizierung statt: Neben der Teenie-Komödie („Project X"), Kriegsfilm („Redacted"), Science Fiction („Apollo 18") und den Superheldenfilm („Chronicles") erobert Found Footage unter Regisseur David Ayer mit „End of Watch" (2012) nun auch für das Genre des Polizeifilms.

Wie in jedem Film dieser Machart gibt es zu Beginn jene Szene, die begründen soll, weshalb sich die Protagonisten gegenseitig filmen. Während in den frühen Vertretern fast ausschließlich dokumentarische Zwecke als Erklärung herangezogen wurden, bedienen sich moderne Found-Footage-Filme zunehmend zweier neuer Elemente. Zum einen der gesteigerten Überwachung des öffentlichen Raums durch Kameras, aber auch dem wachsenden Hang Jugendlicher zur medialen Selbstinszenierung. In diese Kerben schlägt auch „End of Watch" (2012). Obwohl Brian vorgibt, seine Polizeiarbeit dokumentieren zu wollen brechen die beiden Polizisten zu Gunsten cooler Posen und Selbstinszenierung schon in den ersten Minuten dermaßen viele Gesetze, dass der Zuschauer die vorgegeben Motivation getrost anzweifeln darf. Und in diesen Momenten unterstreicht die Found-Footage-Inszenierung wunderbar den Charakter der beiden Protagonisten. Die sind erst in zweiter Linie Polizisten, aber vor allem große Jungs, die Arbeit im kriminellsten Bezirk L.A. immer auch als Thrillride verstehen. Ihre Videoaufnahmen erscheinen eher wie Trophäen als das sie einen ernsthaften dokumentarischen Anspruch hätten. Sie wirken wie Toto und Harry auf Speed - genauso einfältig wie selbstverliebt. Auf die Weise schafft Regisseur David Ayer quasi nebenbei ein eindrucksvolles und vor allem ehrliches Portrait von einfachen Polizisten-Frontschweinen, deren simple Codes wie Bruderschaft, Ehre, Familie denen der kriminellen Elemente, die sie jagen, gar nicht mal unähnlich sind. Wenn Brian, der höher gebildete der beiden Partner, zu Beginn pathetisch über den Kodex der Polizei schwadroniert, so mag man den Inhalt und die Werte zwar nicht teilen, aber der Sinn hinter seinen vermeintlich hohlen Floskeln wird überzeugend vermitteln. In diesen stärkeren Momenten von „End of Watch" (2008) kommt der Film praktisch ohne Handlung oder großen Spannungsbogen aus. Wir folgen diesen beiden Streifenpolizisten einfach bei ihrer Arbeit. Ayer benutzt den Found-Footage-Ansatz ferner dazu, die Handlung durch eine fragmentarische Aneinanderreihung von Szenen, die in keinem größeren Zusammenhang miteinander stehen, aufzubauen. Wir sehen die Cops abwechselnd bei unterschiedlichen Einsätzen, die mitunter nicht das Geringste miteinander zu tun haben, oder in ihrem Privatleben, das wiederum in keinen Zusammenhang mit ihrer Arbeit steht. Auf der einen Seite ergibt sich so ein quasi dokumentarischer Einblick in die chaotische Welt eines Streifenpolizisten in L.A., auf der anderen irritieren dann jene Szenen umso mehr, die die äußerst sporadische Rahmenhandlung deutlich erkennbar vorantreiben sollen.

Und hier wären wir schon bei der größten Schwäche des Films: Seine Halbherzigkeit in Punkto Inszenierung. „End of Watch" (2012) pendelt recht unentschlossen zwischen Dokumentation und klassischem Erzählkino, zwischen Found Footage und konventioneller Inszenierung. Ein vollkommen stimmiges Gesamtpaket mag sich so nie so recht einstellen, drängt der aufdringliche Found-Footage-Ansatz mit all seinen Brüchen der vierten Wand und extremen Kameraperspektiven jegliche konventionellen Elemente zwangsläufig in den Hintergrund. Die Entscheidung Ayers, auch die konventionellen Szenen in Wackeloptik zu inszenieren, um zumindest ein gewisses Maß an optischer Stringenz zu wahren, entpuppt sich als Eigentor. Es verwirrt und reißt den Zuschauer immer wieder aus dem Geschehen, da er sich unwillkürlich fragt, welcher Protagonisten jetzt eigentlich gerade filmen soll.

Die Schauspielleistungen von Jake Gyllenhaal und Michael Peña täuschen dabei über diese inszenatorischen Mängel weitestgehend hinweg. Ihnen gelingen zwei Kunststücke: Einerseits spielen sich einerseits buchstäblich die Seele aus dem Leib zu spielen ohne den jeweils anderen dabei in den Hintergrund zu drängen. Die ungeheure Chemie zwischen beiden Akteuren, ihre glaubhaft dargestellte Freundschaft erweckt ihre Charaktere erst richtig zum Leben. Konsequenterweise erhebt Ayer eben diese Freundschaft auch zum dramaturgischen Mittelpunkt des Films. Anderseits schaffen sie es, dass der Zuschauer Empathie für die beiden entwickeln kann, obwohl sie im Grunde recht unsympathische Zeitgenossen sind.

„End of Watch" (2012) bleibt damit einer der besseren Beiträge im Found-Footage-Genre, dessen Rasanz und schauspielerische Kompetenz über manchen inszenatorischen Mangel hinwegtäuschen kann. Für Freunde des Copkrimis ist „End of Watch" (2012) eh Pflichtprogramm, alle anderen können sich auf ein gut gespieltes und dicht erzähltes Portrait von einfachen Streifenpolizisten freuen.

Daran werde ich mich erinnern: Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern.

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