Review

Als ein überraschend unterhaltsamer und merkwürdigerweise relativ unbekannter Geheimtipp im dicht besiedelten DTV-Segment stellt sich Richard Gales („The Proposal“) zweite Regiearbeit heraus, die er auch gleich selbst schrieb.
In wenig mehr als 80 Minuten kreiert er flott, leichtfüßig und ziemlich irrwitzig einen spannenden Actionthriller, in dem sich einige skurrile Figuren ein Stelldichein geben und die filmische Logik, oder besser Unlogik, sich immer der Unterhaltung unterzuordnen hat.

Die beiden Medizinstudenten Steve Hillman (Kerr Smith, „Final Destination“, „The Forsaken“) und Patrick Fisher (Lochlyn Munro, „High Voltage“, „Freddy vs. Jason“) kehren nämlich gerade aus einem Wochenendeseminar zurück und halten in einer bewaldeten Gegend zwecks Pinkelpause. Nun findet in der Raststätte gerade ein Cheerleader-Contest statt, was der extrovertierte Partykönig Patrick gleich zum Anlass nimmt den Stop zu verlängern. Der eher schüchterne Steve, ohnehin in einer festen Beziehung, ist wenig angetan von der Idee, lässt sich aber mit hinein schleppen. Während Patrick sich sogleich tänzelnd vergnügt, wird Steve von einer gutaussehenden Blondine angebaggert, die ihn mit nach draußen nimmt. Dort wird er während des ausgesprochen kurzen Techtelmechtels hinterrücks niedergeschlagen, verprügelt, zusammengeschlagen und ausgeraubt. Als sein Peiniger sich jedoch versehentlich selbst in den Genitalbereich schießt und als Cop outet, der schon seine Kollegen per Funkgerät verzweifelt um Hilfe ruft, steht Steve mit der Waffe in der Hand dumm da, denn niemand wird ihm die Geschichte abkaufen...

Von da an rollt eine aberwitzige Lawine von Ereignissen los, die der wenig später geschundene Patrick mit bitterem Sarkasmus kommentiert.
Allgemein nimmt sich „Pressure“ nicht toternst, überzeichnet Figuren wie Sheriff Cooper (Donnelly Rhodes, der Doc aus „Battlestar Galactica“) hemmungslos und glänzt dabei immer wieder mit Situationskomik, die die Ernsthaftigkeit der Lage und die dazugehörige Gewalt kontrakarieren. Denn nicht nur, dass die beiden drei Cheerleader als Geiseln nehmen, sie später ohne BHs absetzen und vor der lokalen Polizei flüchten, die diese Jagd ihrerseits zu einer persönlichen Angelegenheit erklärt haben, Cooper, der Vater des angeschossenen Cops, ist auch noch ein knurriger Psychopath, der den beiden jungen Männern ein letztes Ultimatum einräumt und sie nach verstreichen des selbigen erbarmungslos hetzt.

Das Klischee leicht verrückter und zurückgebliebener Backwood-Figuren findet dabei natürlich gern Anklang, weswegen die überforderten Deputys, sich versehentlich gegenseitig über den Haufen schießen und dem autoritären Cooper blindlings folgen.
Dass der schüchterne Steve von 0 auf 100 zum schrägen Gunslinger mit stählernen Nerven mutiert, der beidhändig und überaus zielsicher ins Schwarze trifft, fördert den Filmspaß genauso wie der merkwürdige Einsiedler mit seinen beeindruckenden Sortiment von Handfeuerwaffen auf den die beiden während ihrer Flucht durch den Wald treffen und der sie nach anfänglichem Misstrauen und kurzer Gefangenschaft auch unterstützt, weil er ihnen die Story abkauft. Denn stellen können die beiden sich längst nicht mehr, da vor allem Cooper nur noch auf eine Exekution aus ist.

Schwarzer Humor, der vor allem in der letzten Szene des Films, seinen Höhepunkt findet, witzige Dialoge, die vornehmlich von Patrick, der ihre verfahrene Lage mit wunderbaren Aussagen würzt, iniziiert werden und eine gehörige Portion Action runden das durchweg positive Gesamtbild ab. Herbe Shootouts mit diversen Kalibern, teilweise schon ästhetisch umgesetzt, und kürzere Verfolgungsjagden halten dabei den Actionfan bei Laune.

Der professionelle Look und die durch die Bank weg wirklich guten Darsteller werten „Pressure“ weiter auf und so stellen sich einer besseren Bewertung lediglich ein paar Schwächen des Drehbuchs entgegen.
Obwohl es eigentlich durchgehend mit der Jagd beziehungsweise der Flucht beschäftigt ist und sich um Abwechslung nebst Komik (die Bärenfallen!) bemüht, kann es sich ein paar holprig eingebundene Nebenschauplätze nicht verkneifen. Der angeschossene, am Penis operierte und offensichtlich leicht debile Bo (Adrien Dorval, „Ginger Snaps Back: The Beginning“) und seine unterwürfige Freundin Amber (Angela Featherstone, „Zero Effect“, „One Way Out“), die von ihm zu einer falschen Aussage gezwungen und ständig verprügelt wird, bringt den Film genauso wenig weiter wie Steves Freundin Sara (Michelle Harrison, „Turbulence 3: Heavy Metal“, „The Invisible“) den Film unfreiwillig zu einem nicht ganz die vorher geweckten Erwartungen erfüllenden Ende auf einer Brücke führt, wo dann noch einmal ausführlich die Waffen sprechen und sich auch zwei FBI-Agenten in das Geschehen einmischen.

Auch dank der Chemie zwischen Kerr Smith und Lochlyn Munro, die sich aufgrund ihrer gegensätzlichen Figuren einige witzige Wortgefechte liefern, und dann geradezu entgegengesetzt entwickeln und der auffallend guten Arbeit des talentierten Kameramanns Curtis Peterson („No Contest“, „Sabotage“), der den Film zusammen mit Gales optisch aufwertet, mag ich letztlich nur von einem überraschend gelungenen DTV-Film schreiben.


Fazit:
Die Spannung kann sich dieser Geheimtipp über die kurze Distanz bewahren und eine gute Inszenierung, die mit überzeugenden Darstellern, genügend harter Action und getimten Humor einhergeht, besorgt im Grunde schon den Rest. Kleine Schönheitsfehler, wie die immer wieder offensichtlichen Logikfehler und die beabsichtigte Realitätsferne, die sich vornehmlich auf die involvierten Figuren bezieht, trüben den Filmspaß kaum. Dank der enormen Kurzweiligkeit der schnell erzählten Geschichte, genügend Action und portionierter Ironie hatte ich jedenfalls meinen Spaß.

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