Gegen Ende der 50er Jahre: John Keating (Robin Williams) kommt als Englischlehrer an eine Privatschule, die streng nach dem Glauben an Disziplin und traditionellen Grundsätzen geführt wird. Statt sich daran zu halten, bringt Keating den Schülern Literatur in äußerst ungewöhnlicher Art und Weise bei, womit er bei einigen Eltern und dem Direktor auf wenig Gegenliebe stößt...
Es gibt Filme, von denen kann man als Jugendlicher eine ganze Menge mitnehmen. „Der Club der toten Dichter“ ist so einer, denn bei diesem Sammelsurium interessanter und unterschiedlichster Charaktere tun sich Identifikationsmöglichkeiten en masse auf, dazu garantiert klischeefrei.
Da ist der schüchterne, in sich gekehrte Todd Anderson (Ethan Hawke ganz jung und äußerst talentiert), der dem geheimen Club und Mr. Keatings Methoden zunächst eher skeptisch gegenübersteht, zum Schluss jedoch über sich hinauszuwachsen scheint. Die verschlossenste Figur der Gruppe, deshalb meiner Meinung nach auch die interessanteste.
Ganz anders Neill Perry (Robert Sean Leonard), der durch Keating erst seine wahre Bestimmung zu erkennen glaubt, weshalb es ihn zum Theater führt. Von seinem Lehrer ermutigt und vor Zuversicht sprühend sieht er sich bald darauf seinem erzkonservativen Vater ausgesetzt, der ihn unbedingt als Medizinstudent sehen will und so tragische Ereignisse heraufbeschwört.
Um die beiden dreht sich das meiste, dennoch werden andere Schüler nicht außer Acht gelassen, so verliebt sich einer in die Freundin eines muskulösen Footballspielers der Schule von nebenan, andere haben mit inneren Zwiespälten zu kämpfen, ob sie lieber Keating oder ihren Vormündern aus dem Elternhaus bzw. der Direktoratsebene vertrauen sollen.
Über all dem steht der herausragende Robin Williams als Englischlehrer, der nicht an die Kategorisierung von Lyrik und Poetik glaubt, sondern viel mehr deren Wirkung auf den Einzelnen. Seine Einstellung, dass jeder Schüler durch Geistesfreiheit nach Individualität streben soll, verdeutlicht er mit seinem Leitspruch „Carpe Diem!“ und verwendet die Poesie als Mittel zum Zweck. Diesen Glauben vermittelt der Film leichtfüßig mittels wunderbarer und unvergesslicher Sequenzen, wie etwa Todds zwangsfreiwilligem Ausflug in die Welt der Lyrik oder der Versinnbildlichung des „eigenen Weg“-Findens auf dem Schulhof. Ein Lehrer mit außergewöhnlichen Methoden, den wohl jeder Schüler gerne gehabt hätte, weil man für das Leben und nicht für die Schule lernt. „Non scholae, sed vitae discimus“ – auch dieser Leitsatz könnte auf den Film zutreffen.
Am Ende kristallisieren sich zwar sämtliche Ausflüge in die Welt der Lyrik als Träumerei heraus, weil das triste und manchmal schlimme Alltagsleben die Schüler schneller einholt, als ihnen lieb ist, doch sie haben begriffen, was Keating ihnen mit auf den Weg geben will, was die sehr emotionale geratene letzte Szene verdeutlicht, in der ein Mitglied des Clubs über seinen eigenen Schatten springt und zum ersten Mal Vorreiter der anderen ist.
Man kann vom „Club der toten Dichter“ selber jede Menge lernen oder sich einfach nur über einen sehr guten Film freuen, bei dem vom Drehbuch (einzige Schwäche: die etwas eindimensionale geratene Figur des strengen Vaters) bis zur Besetzung eigentlich alles passt. Intelligent, gewitzt, aber auch tragisch – frei nach Keatings Motto nicht analysieren, sondern einfach nur wirken lassen!