Küsst die Hand dieses Films
Nicht nur für Halbsizilianer wie mich ist "The Godfather" ein Jahrhundertfilm, der heilige Gral der 70er und aus Coppolas Filmographie. Ein Film, der die vorbeiziehenden Jahrzehnte glänzend übersteht und jedes Jahr gefühlt besser wird. Für Filmfans gibt es nichts Größeres. Ein Genuss ihn mal im Kino zu sehen, den sich keiner entgehen lassen sollte. Egal ob 80 oder 18. Der Anfang der Geschichte der Mafia-Familie Corleone im italienisch gefärbten New York, ist immer wieder ein Sog von Gangsterfilm, ein Event der Details, der Atmosphäre und des Mafiatums. Einen besseren amerikanischen Film muss bis heute noch abgeliefert werden. Coppola auf seinem Höhepunkt, erschuf hier das Mafia-Magnus Opum. Da gehen einem die Superlative schnell aus. Wer dieses Nonplusultra des Mediums Film nicht gut findet, ist entweder noch zu jung oder sollte seinen Geschmack, sein Hobby überdenken. Ist böse, aber die Wahrheit. Oder stellt man sich etwa vor die Mona Lisa oder die Nachtwache, nennt sich Kunstkenner und betont gleichzeitig überzeugt, dass die Bilder ja gar nicht so besonders seien? Siehste.
Sobald Nino Rotas Score über schwarzem Bild ertönt, ist Gänsehaut-Zeit. Traurig, klassisch, melancholisch. Beängstigend gut! Alles an dieser Revolution für Mob-Movies ist perfekt. Jeder kennt ihn, alle seine Vorschusslorbeeren und Bestenlisten gehören zu ihm. Mitten in einer anstrengenden Arbeitswoche lief er hier im Kino, bis spät in die Nacht - war mir egal, ich musste ihn einfach auf großer Leinwand sehen. Er fesselt, er fasziniert, er überrascht. Wachbleiben leicht gemacht. Ein gleißenden Vorbild für alle, die mal einen Film machen wollen - in jedem Bereich. Der Score ist mittlerweile ikonisch und fast heilig, die sepiafarbenen Bilder sind von einer klassischen, vergilbten Strahlkraft, dass man sich ihrem Sog kaum entziehen kann. Jeder der hochkarätigen Darsteller toppt seinen Nebenmann. Brando. Newman. Caan. Wow! Und Al Pacinos Michael Corleone ist schlicht eine Meisterleistung in Sachen Charakterentwicklung - wie er vom milchgesichtigen Kriegsheld zum neuen Paten reift, muss man als schockierende Offenbarung adeln. Göttlich!
Die sonnigen Bilder Siziliens, der Heimat oder zumindest dem Geburtsort meines Vaters, sind vollendet veredelt und alles anderes als normal für einen Gangsterfilm. Damals erst recht nicht. In so vielen kleinen Dingen veränderte "Il Padrino" sein Genre, den Film an sich, mich. Das Buch ist eine starke Empfehlung, der Film setzt jedoch noch einen drauf und ist Pflichtprogramm. Wenn ich alle Filme vergessen würde und nochmal neu mit der Kunst Film anfangen müsste, wäre dieses Schwergewicht (zusammen mit seiner Fortsetzung) einer der ersten drei Go-Tos. Die Kulissen, das gemächliche Pacing, die Fokussierung auf die vielschichtigen Charaktere - ich finde kein Haar in der Suppe. Vielleicht die zu positive Darstellung der Mafia? Aber welcher Film dieses Genres macht das nicht in Teilen. Außerdem schockieren und stoßen noch genug Gewaltausbrüche, Morde, Betrügereien ab und warnen vor dieser scheinheiligen Welt. Der Mafia gefiel der Film damals trotzdem außergewöhnlich gut... Allein die Hochzeit zu Beginn ist filmisches Gold und jedem Italiener fallen dutzende Dinge auf, die typisch und perfekt getroffen sind. In der Tat ein Fest. Über den Film wurde im Laufe der Jahre alles schon hundertfach gesagt, man kann ohne Ende Bücher und Analysen über ihn finden oder verfassen. Ein perfektes Stück Kino, an dem kein Frame, kein Ton und kein Schnitt falsch ist.
Fazit: der größte Mafia-Film aller Zeiten, wahrscheinlich der beste Film aller Zeiten. "Der Pate" ist mehr als ein Film, mehr als ein Epos, mehr als ein Kunstwerk, mehr als ein Klassiker. Wer Gangsterfilme mag und nur noch einen Film den Rest seines Lebens gucken darf, sollte Don Coreleone wählen. L-E-G-E-N-D-E!!!