"Er machte ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte."
Don Vito Corleone (Marlon Brando) ist 1945 einer der mächtigsten Mafiabosse in New York und gehört zu einer von fünf vorherrschenden Mafiafamilien in der Region, die durch Erpressung, Alkoholschmuggel und Frauenhandel ihren Reichtum anhäufen. Während der Hochzeit seiner Tochter Connie (Talia Shire) sind auch Mitglieder der Konkurrenz anwesend, zu denen er ein gutes Verhältnis pflegt. Als sich Don Vito Corleone gegen den Drogenhandel ausspricht, beginnen die guten Beziehungen zu den anderen zu bröckeln. Ein anschließender Mordanschlag führt zu zurückschlagenden Racheakten seines Sohnes Sonny (James Caan). Ausgerechnet sein weiterer Sohn Michael (Al Pacino), der sich eigentlich von den zwielichtigen Geschäften fernhalten wollte, erschießt einen korrupten Polizisten und landet auf der Abschussliste aller gegnerischer Mafiafamilien.
"Der Pate" ist der Klassiker unter den Mafia-Filmen und etablierte das Untergenre 1972 im Alleingang. Die Faszination des Filmes ist das sehr authentische Bild mehrerer Mafia-Generationen und deren komplexes Beziehungsgeflecht. Der erste Teil der dreiteiligen Saga beginnt jedoch extrem schleppend und kann mit seiner ruhigen Inszenierung auch langweilen.
Zunächst ist es unscheinbar, aber mit zunehmender Laufzeit erkennt man, dass es bei "Der Pate" erzählerisch um die Machtübergabe von Vater an Sohn innerhalb einer strikt traditionellen, katholischen und italo-amerikanischen Familie geht. Im Fokus stehen die männlichen Figuren. Die weiblichen spielen nur in Nebenhandlungssträngen eine Rolle.
Einen Einblick in die kriminellen Tätigkeiten der Organisation erhält man nur einmalig. Die Geschäfte werden zwar angesprochen jedoch optisch kaum wiedergegeben. Stattdessen verbringt "Der Pate" viel Zeit mit den zahlreichen Figuren und ihren Beziehungen zueinander.
Während seiner knapp dreistündigen Laufzeit baut der Film mehrere erzählerische Höhen auf und greift immer wieder auf Figuren zurück, die er zwischenzeitlich pausierte. Bei dem komplexen Geflecht aus Freundschaft, Aktzeptanz, Intrigen und Verrat kann man also schonmal die Übersicht verlieren. Plötzliche Zeitsprünge machen dies nicht einfacher.
Das Porträt der Verbrecher ist glaubwürdig allerdings emotional unterkühlt. Ein großes Problem ist eine fehlende Sympathiefigur, denn so wirklich warm wird man hier mit niemandem.
Der ausschweifende Start mit einer Hochzeitsfeier ist wenig vorteilhaft. Eine Stunde verbringt "Der Pate" bis er eine erzählerische Richtung entwickelt. Sofern man sich nicht mit den traditionellen und strengen Italo-Eigenarten warm wird, kann dies enorm ermüden. Im Anschluss steht dem Film seine subtile Erzählweise zwar immer wieder im Weg, jedoch gelingt es ihm eine schleichende Spannung zu entwickeln.
Atmosphärisch entwickelt sich "Der Pate" zum Guten. Die eingängige, dezente Musikuntermalung passt zu den braungrauen Tönen und Film noir Elementen. Die Kamera fängt das Geschehen gut ein.
Seltene aber dafür umso ruppigeren Schießereien und Morde mit blutigem Ausgang bilden ordentliches Mafia-Flair, das länger nachhallt.
Marlon Brando ("Superman", "Apocalypse Now"), Al Pacino ("Scarface", "Heat"), James Caan ("Misery"), Robert Duvall ("Open Range - Weites Land "), Talia Shire ("Rocky"-Reihe) und auch die namhaft weniger bekannte Besetzung zeigt sich enorm spielfreudig und sehr passend in ihren Rollen.
Es sei erwähnt, dass der Rezensent sich bei Filmen um Mafia-Thematiken recht schwer tut. "Der Pate" kommt ihm da wenig entgegen und schmettert ihm eine Stunde sperriges Filmmaterial entgegen. Aber als er versteht, wo der Film hin will, findet auch er an diesem Klassiker der Filmgeschichte ein gewisses gefallen. Vor allem bei der authentischen und kompromisslosen Darstellung sowie den Schauspielern. Die kalten Figuren sind jedoch sehr abweisend und die allzu ruhige Inszenierung gepaart mit einer überlangen Laufzeit anstrengend. Knappe ...
7 / 10