Review

Schwere Zeiten für Shae (Danielle Panabaker): Die junge Studentin ist gerade von ihrem älteren Lover abserviert worden, weil dieser doch lieber bei Frau und Tochter bleiben will. Noch etwas traurig wird sie in ihrem Nebenjob - an der Bar in einem Tanzschuppen - von einer neuen Kollegin angesprochen, die sie aufmuntern will. Gemeinsam mit jener Lulu (Nicole LaLiberte) geht sie später noch fort, um sich auf andere Gedanken zu bringen - nach reichlich Alkohol landen die Mädels schließlich in einer Männer-WG, wo sich einer der Burschen sehr um Shae bemüht. Als dieser sie am nächsten Morgen noch nach Hause fährt, sie aber vorgibt, einen Freund zu haben, vergewaltigt er sie. Nachdem sie mit Lulu eine Anzeige bei der Polizei erstattet hat, eröffnet ihr die neue Freundin, Rache zu nehmen an "den Typen". Die diesbezüglich sehr zielstrebige Lulu reißt sich einen Officer auf, dem sie seine Dienstwaffe klaut und dann fahren die beiden Mädels zur WG...

Die US-Produktion Girls Against Boys ist ein weiterer Rape & Revenge-Streifen, der wie so viele seiner Machart im Fahrwasser des 1978er Ich spuck auf dein Grab-Vorbilds dahindümpelt und einen mehr oder weniger brutal-sinnlosen Rachefeldzug einer - hier sind es zwei - Frauen zeigt. Dabei fängt Girls Against Boys noch einigermaßen ruhig an mit einer Szene aus einer Uni-Vorlesung, wo sich Shae mit einer Freundin bespricht. Später dann macht ihr Terry, ein tougher Mittdreißiger und derzeitiger Freund klar, daß es aus ist zwischen ihnen. Im Club schmeißt sich dann Lulu regelrecht an sie heran, drängt sie zum Fortgehen und übernimmt später völlig die Initiative. Diese Lulu ist fast das genaue Gegenteil von Shae: Während Erstgenannte ein hübsches junges Mädchen mit einer normalen, eher positiven Ausstrahlung ist, der übel mitgespielt wird, ist Lulu eine wenig attraktive Rothaarige, die sich ordinär aufgedackelt präsentiert und wie eine abgebrühte Prostituierte zynisch daherredet und agiert. Es bleibt dem Zuschauer bis zum Schluß ein Rätsel, wie diese beiden vollkommen unterschiedlichen Charaktäre zueinander passen - vor allem aber, wie teilnahmslos Shae bei der folgenden Mordserie bleibt.

Das nicht sonderlich innovative und - sofern es nicht im Off stattfindet - nur kurz gezeigte Abschlachten so ziemlich aller Männer, die den beiden begegnen, erfüllt keine der beiden Frauen mit Genugtuung, es geschieht eher beiläufig. Nach rund einer Stunde Filmlaufzeit sitzen die beiden in einem Schnellimbiß und Shae fragt Lulu endlich das, was dem irritierten Zuschauer, der mit keiner der beiden Protagonistinnen warm werden kann, schon seit Längerem auf der Zunge liegt: "Wieso tust du das? Wieso hasst du die Menschen so?" Aber die Antwort kann nicht befriedigen, weder Shae noch den Zuseher: "Weil ich´s kann" und "Die Typen haben es alle verdient, jeder ist schuldig". Und so geht es weiter mit dem Schlachten von Männern, weil - weil sie eben Männer sind.

Bezüglich der Darsteller bleibt einem nur Andrew Howards markantes Gesicht im Gedächtnis (trotz der geringen Screentime seiner Nebenrolle), Hauptdarstellerin Danielle Panabaker dagegen agiert hölzern und hat nur eine einzige Mimik drauf, die man mit zunehmender Dauer auch nicht mehr nur mit ihrer Unbedarftkeit erklären kann; immerhin spielt Nicole LaLiberte ihren Schlampenpart einigermaßen überzeugend, von den anderen Darstellern muß man nicht einmal die Rollennamen kennen.

Der Film fokussiert nur auf die beiden Rächerinnen und spart sämtliche Hintergründe aus, keine Polizei ermittelt nach den Morden, Shae trägt nach der Vergewaltigungs-Anzeige dieselben Klamotten (entgegen jeglicher Vorschrift, daß diese auf DNA-Spuren etc. untersucht werden), Shaes Mutter (die sie vergeblich am Handy zu erreichen versuchte) taucht nie auf und auch von der Familie des ermordeten Terry hört man nichts mehr, von den anderen Opfern sowieso nicht. So endet dann dieser wenig erbauliche Streifen mit ein paar eher unerklärlichen Einstellungen (wie einer Szene im Bad) und hinterläßt außer der zur Schau gestellten, äußerst fragwürdigen Moral vom alltäglichen und vermeintlich gerechten Ermorden von Männern aufgrund seiner Banalität nicht einmal einen schlechten Nachgeschmack, sondern nur einige offene Fragen und vor allem Langeweile.

Indes, eine Erklärung, gar einen Plottwist gibt es tatsächlich: Auf buchstäblich den letzten Filmmetern vor dem Abspann gibt es einen Kameraschwenk, der dem geneigten Zuseher, sofern er genau hinschaut, das Geschehen in den 93 Minuten zuvor ein klein wenig plausibler macht. Leider ist dieser Plottwist so gut versteckt, daß ihn geschätzt 98% der Zuschauer übersehen - eine weitere Schwäche des Drehbuchs. Aber selbst wer diesen "tieferen Sinn" des Films (aus dem weitaus weniger pessimistische Schlußfolgerungen gezogen werden können) soweit verstanden hat, wird Girls Against Boys außer diesem zusätzlichen Aha-Erlebnis nicht mehr allzuviel abgewinnen können - zu konventionell und gleichzeitig irrational läuft die ganze Geschichte ab. 3 Punkte.

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