Ich weiß noch genau, als ich mal 13 war und in meinem kleinen Kinderzimmer im Bett lag und spät abends noch heimlich vor der Glotze hing, obwohl ich eigentlich längst pennen sollte. Aber ich konnte wie so oft nich schlafen und wollte mich einfach vom Nachtprogramm berieseln lassen, das ich damals viel interessanter fand als die sich ständig wiederholenden Talkshow-Themen nachmittags. Ich zappte also durch meine damaligen 12 Programme von Opa's altem Fernsehkasten (ohne Fernbedienung, man musste noch aufstehen und die Knöpfchen an dem Knochen betätigen!) und blieb bei diesem Monstrum hängen... Lief zwar schon ein Paar Minuten, aber das war egal, weil es interessant aussah. Und die Fernsehzeitschrift tat ihr Übriges, als sie mir mitteilte, das ganze basiere auf einem Roman von Stephen King. Ich stand auf so 'ne Scheiße. Nach den bis zu dem Zeitpunkt mir bekannten King-Verfilmungen Friedhof der Kuscheltiere und Es nun also Shining. Also erstmal die richtige Lautstärke ausgerichtet: So laut wie nötig, so leise wie möglich. Denn es war ja fast 1 Uhr und ich würde mindestens bis 3 wach sein müssen, um das hier zu genießen! Also bloß keine Eltern aufwecken. Ich war schon immer dazu prädestiniert, sowas heimlich und unauffällig durchzuziehen. Fast.
Und ich war geflasht.
Alleine die Story, klischeehaft geil und abgeklatscht:
Mann, Frau und kleiner Junge ziehen für einige Monate in ein im Winter geschlossenes und leer stehendes Hotel, das am Arsch der Welt liegt und wo obendrein vor 10 Jahren schonmal Morde passiert sind. Keine Hilfe in unmittelbarer Reichweite. Abgeschnitten von der restlichen Zivilisation, einsam und allein. Wunderbar vielversprechend. Zeit für Horror Deluxe.
Von Anfang an war die Geschichte spannend und man wartete die ganze Zeit, bis wieder irgendwas im mysteriösen Overlook-Hotel passiert, das außerhalb der eigenen Vorstellungskraft liegt, vor allem ist man neugierig, was sich wohl in dem geheimnisvollen Zimmer Nr. 237 verbirgt. Man kann es sich im Grunde schon denken. Komischerweise ist vieles sehr vorhersehbar aber das nimmt dem ganzen nichts von seiner Wirkung. Alleine Danny, Sohn der vom Fluch des Hauses befallenen Familie ist schon unheimlich genug. Tony, imaginärer Freund in seinem Kopf, zeigt ihm Bilder, die der kleine Danny aber nicht zu einem großen Gesamtbild zusammenfügen kann. Genauso wie der Koch des Hotels besitzt auch er das sogenannte Shining, welches ihn dazu befähigt, die Dinge wirklich zu sehen, die sich in der Vergangenheit in dem Hotel abspielten. Der Koch fungiert als eine Art Mentor und übernimmt so eine überaus sympathische Rolle. Schade, das dieser eine eher geringe Screentime besitzt, weil er den Winter über nicht im Hotel verbringt.
Als das Overlook Besitz von Jack, dem Familienvater ergreift, wird dieser immer gewalttätiger und auch Frau und Kind sind mittlerweile alles andere als glücklich und zufrieden. Man sieht die Familie immer weiter an diesem Ort zerbrechen und man beginnt, sich zu fragen, wo das alles hinführen soll...
Tja, Kinder finden immer das am reizvollsten, was man ihnen verschweigt oder verbietet. So war es klar, dass Danny nicht lange zögerte, das vom Koch verbotene Zimmer 237 zu betreten.
Shining erteilt jedem Grusel-Freund wirklich eine wichtige Lektion und würde vielen heutigen Teenie-Horror-Filmchen den Arsch vollhauen. Isolation und Einsamkeit sind hier zentrale Themen. Horror kann ganz subtil daherkommen und muss nicht zwingend mit genre-typischen Schockszenen einhergehen. Natürlich sieht man hin und wieder ein Paar derbe Szenen, doch der eigentliche Angstquell liegt hier mehr in dem, was man nicht sieht.
Ich weiß heute, dass ich da durch Zufall ein feines Stück Film entdeckt hab'. Neben Einer flog über das Kuckucksnest der beste Film mit Jack Nicholson. Er hat hierfür einfach das richtige, teuflische Grinsen, mit dem er den Psychokiller mehr als glaubwürdig rüberbringt.
9/10 Punkte, weil er mir auch heute noch so manchen Schauer über den Rücken jagt. Here's Daddy!