Jack Nicholson dreht durch und jagt Frau und Kind
Jack Torrance (Jack Nicholson) verbringt den Winter zusammen mit Frau Wendy (Shelley Duvall) und Sohn Danny (Danny Lloyd) im abgeschiedenen „Overlook“-Hotel. Hier so glaubt er kann er in Ruhe seiner Beruf, dem Schreiben, nachgehen. Doch es spukt in dem Haus, so dass Jack langsam irre wird. Mysteriöse Erscheinungen treiben ihn in den Wahnsinn. So beginnt er Frau und Kind zu jagen, welche auch von merkwürdigen Phänomenen heimgesucht werden.
„Shining“ ist und bleibt die beste Verfilmung eines Stephen King Films, die auch als einzige die beklemmende Atmosphäre des Buches wiedergeben kann. Der Film beginnt harmlos um dann schrittweise in den Wahnsinn zu verfallen. Der Horror ist nicht wirklich, sondern spielt sich im Kopf ab. Zusammen mit den Figuren gleitet man in eine Alptraumwelt, aus der man erst nach dem Abspann wieder erwacht.
Einen großen Anteil am Erfolg hat vor allem die Musik. Kubrick lässt die Musik von bedrohlicher, bösartiger Musik begleiten, welche schon allein das pure Grauen auslöst. Zusammen mit den Bildern harmoniert sie perfekt. Ein klaustrophobischer Horrorfilm entsteht, aus dem es kein Entrinnen gibt. Da läuft’s einem schon beim Zuhören kalt über den Rücken.
Von Anfang an vermittelt dieser Film den puren Horror. Das beginnt schon mit der vermeintlich harmlosen Übergabe des Hotels an Jack. Der schwarze Koch ahnt schon was später passieren wird, der Junge erweckt mit seiner komischen Art die ersten Ängste.
Als es schneit und die drei schnell recht labil werdenden Personen sich isoliert fühlen bricht langsam aber sicher der pure Horror aus.
Dabei nutzt Kubrick keine dunklen Gänge oder keine maskierten Übermörder, sondern ganz normale nüchterne Räume in denen er mittels Kameraführung und Musik das Grauen herauskochte. In verschiedenen Locations, wie zum Beispiel dem Labyrinth wird dem Zuschauer klar, dass „irgendwas“ nicht stimmt. Schon bald wird ihm dank alptraumhafter Szenen, wie die beiden toten Zwillinge, klar dass „etwas“ in diesem Hotel ist oder das Hotel selber lebt. Schon bald nimmt das Grauen in Form von Geistern Gestalt an.
Alle Personen ticken nun langsam aus, aber sind die Wahrnehmungen nun echt oder eine Form von Wahnsinn? Da alle drei Personen verschiedene Visionen haben, bleibt das lange offen. Kubrick beginnt nun den totalen psychologischen Terror auf den Zuschauer loszulassen, der erst am Ende in körperliche Gewalt umkippt. Dabei zeigt er dem Zuschauer eigentlich nichts Böses, sondern spielt dem Unterbewusstsein mit Bildern und Ton etwas vor. Eine Konfrontation mit den eigenen Ängsten beginnt.
Immer wieder nutzt Kubrick verwinkelte und immer gleich aussehende Gänge, die den Zuschauer verwirren und verirren lassen. Zusammen mit Danny durchstreift man das Hotel und sieht sich Bedrohungen, wie die beiden Zwillinge, oder das aus Fahrstühlen plätschernde Blut konfrontiert.
So dauert es nicht lange, dass der anfangs aggressive Jack wahnsinnig und mordlüstern wird und sich mit der Axt auf die Jagd macht. Das Gespräch mit dem Barmann und dem Butler Gracy wirken anfangs recht harmlos, doch beim zweiten Blick bemerkt man wie geschickt und unmerklich sie Jack zur Aggressivität bewegen.
Nachdem sich Wendy beim ersten Mal noch währen kann und ihn einschließt kann sie ihm nun scheinbar nicht mehr entkommen, denn die Geister des Hauses sind auf seiner Seite. So kommt es zur unvergesslichen Szene, in der Jack mit einer Axt die Tür einschlägt und damit eine der bekanntesten Szenen der Filmgeschichte inne hat. Übrigens ist hier ein kleiner Goof versteckt, denn obwohl Wendy ihm mit dem Messer tief in die Hand schneidet, ist davon in den folgenden Szenen nichts mehr zu sehen.
Als Zuschauer starrt man nur an seinen Fingernägeln knabbernd auf den Bildschirm, hoffend abends auch einschlafen zu können. In psychologischer Hinsicht gibt es keinen härteren Film, der den Zuschauer so aufs Gemüt schlagen kann.
Interpretationswürdig ist so ziemlich jede Szene in „Shining“, aber nun jede Situation zu analysieren würde bestimmt ein Buch füllen. Denn bei jedem neuen Anschauen entdeckt man Kleinigkeiten in dem Film, die einem neu erscheinen und die man vorher nicht oder auf eine andere Weise wahrgenommen hat. So gibt es zum Beispiel den Wandteppich, der das Muster des Labyrinths hat. Mit einem ball wirft Jack auf diesen Teppich! Und wo endet der Film? Genau, die Szenen könnte man als Rache interpretieren. Aber davon gibt es noch viel, viel mehr...
Leider existiert in Deutschland nur eine um 25 Minuten gekürzte Fassung. Nachdem das Publikum den Film zu langatmig fand kürzte Kubrick den Film noch mal, um ihn so zu straffen. In der Langfassung werden die Charaktere viel eindringlicher beleuchtet und die Vorgeschichte ist ausführlicher. Für Fans stellt die Langfassung die bessere Version da.
Noch ein Wort zur deutschen Synchronisation, die leider nicht die Eindringlichkeit des O-Tons erzeugen kann. Das liegt zum einem daran, dass man Nicholson hier nicht seine bekannte Stimme gegeben hat (Obwohl sie im Film vorkommt...) und man Dialoge hier einem neuen Inhalt gab. Zur Originalversion ist daher zu raten.
Jack Nicholson ist und bleibt die Reinkarnation von Jack Torrance. Man meint er spielt ihn nicht, man meint er ist es wirklich. Nicholson spielt den gescheiterten Menschen mit vorher nie gesehener Eindringlichkeit. Vor allem seine Monologe, zum Beispiel an der Bar, zeugen von seinem Können. Das übrig trägt sein Aussehen dazu bei, denn Nicholson sieht von vorne herein sehr dämonisch aus. Sein späterer, rasender Blick und die Selbstgespräche machen ihn zu einem Monster. Da treten alle anderen Figuren schon mal in den Hintergrund.
Shelley Duvall wird als Wendy fast von Nicholson erdrückt, dennoch spielt sie die oft labil wirkende Wendy fehlerlos und sehr lebendig. Das scheinbare, hässliche Entlein ist alles andere als selbstbewusst und scheint sich ihrem Schicksal zu fügen. Ebenfalls sehr eindringlich gespielt.
Klasse auch Danny Lloyd als Sohn Danny mit den zwei Seiten. Auf der einen Seite ein stiller Junge und auf der anderen Seite ein scheinbar besessenes Individuum, welches von ständigen Alpträumen geplagt wird. Er komplettiert das Trio perfekt, denn obwohl er sprachlos agiert, merkt man auch ihm die Angst an.
Fazit:
Perfekter Horror, mit einem unvergesslichen Jack Nicholson, den man nie wider toppen wird. Kubrick gelang hier ein Meisterwerk, bei dem sich noch viele Generationen Gruseln werden. Dabei zeigt er eigentlich wenig und lässt den Horror in den Köpfen der Zuschauer los. Nach dem Film ist schlechtes Einschlafen vorprogrammiert. Ein Meisterwerk, das nicht für schwache Gemüter ist!