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"Die Frischlinge werden in der ersten Nacht fast Wahnsinnig."

In den 40ern wird Bankmanager Andy Dufresne (Tim Robbins) für den Mord an seiner Frau und deren Liebhaber verurteilt, obwohl die Beweise nur anhand von Indizien belegt werden. Zweimal lebenslange Haft soll er im Gefängnis von Shawshank in Maine absitzen. Der ruhige Bankmanager passt überhaupt nicht in die Szenerie von Strafgefangenen und das Leben wird ihm durch Vergewaltigungen und Übergriffe durch Mithäftlinge sowie durch die brutalen und korrupten Aufseher erschwert. Aber durch sein Wissen im finanziellen Bereich wird er dennoch ein wichtiger Bestandteil der Gefängniskultur. Er erledigt die Steuererklärungen der Wächter, hilft Gefangenen bei ihren Schulabschlüssen und organisiert die Schmiergeldkasse des Gefängnisdirektors Samuel Norton (Bob Gunton).
In den Jahren die er in Gefangenschaft verbringt, freundet sich Dufresne mit dem Mitgefangenen Red (Morgan Freeman) an, der unter der Hand mit allerlei Waren handelt. So erhält er von ihm nicht nur Zigaretten, sondern auch einen Geologenhammer und Poster aktueller Pin-Up Mädchen.

So wie auch "The Green Mile" stellt "Die Verurteilten" eine Ausnahme bei den Erzählungen bzw. Verfilmungen von Stephen King Romanen dar. Die meisten erwarten bei der Nennung von King einen blutrünstigen Horrorfilm. Aber auch diesen bekannten Autor treibt es hin und wieder einmal abseitig seine gewohnten Genres zu eindringlichen Geschichten.

"Die Verurteilten" ist kein Actionreißer. Der Film präsentiert seine Handlung eher ruhig und gemächlich. Was ihn so überzeugend macht, ist die hervorragende Charakterzeichnung der Figuren sowie die sehr glaubwürdige Darstellung durch die Schauspieler. Das Gefängnisdrama schafft es, den Zuschauer durch authentische Emotionen und Eindrücke zu berühren und erfreut sich wohl auch deshalb weltweiter Popularität.
In seiner zutiefst altmodischen Erzählweise, passt der Film gar nicht in das flotte Kino der Neunziger. Es ist großes Schauspielerkino, dass, durch ein hervorragendes Drehbuch angetrieben wird. Dabei bietet das Gefängnisdrama eigentlich gar keine neuen Ideen, schafft es aber, trotz einer gewissen Vorhersehbarkeit, eine enorme Bindung herzustellen.

Neben hart erkämpften Privilegien, wird immer wieder die Unverdaubarkeit eines langen Gefängnisaufenthalts thematisiert. Entlassene Häftlinge finden sich nach all den Jahren nicht mehr in der sich gewandelten Gesellschaft zurecht.
Den Hauptteil des Films machen aber die Protagonisten und ihre Dialoge aus. Irgendwie schweißt das gemeinsame Schicksal diese zum Teil völlig unterschiedlichen Männer zusammen. Obwohl es sich dabei um Schwerverbrecher handelt, sorgt "Die Verurteilten" für eine neutrale Betrachtungsweise auf die Insassen. Daher erfährt man bis auf eine Ausnahme auch nie die genauen Tatvorgänge eines Verbrechens.

Die sehr authentische Betrachtungsweise wird nur durch die etwas arg heitere Grundstimmung geschmälert. Trotz gewisser gnadenloser Situationen ist das Gefängnisdrama überaus lebensbejahend, was auch das überraschende Finale vermittelt.

Die Darsteller erweisen sich allesamt als hervorragend ausgewählt, platziert und aufeinander abgestimmt. Vor allem Tim Robbins ("Krieg der Welten", "I.Q. – Liebe ist relativ") und Morgan Freeman ("Million Dollar Baby", "Robin Hood – König der Diebe") funktionieren enorm gut zusammen und werden von einem wunderbar fiesen Bob Gunton ("Glory") angetrieben.

"Die Verurteilten" lebt von seiner stimmigen Atmosphäre und der tiefgründigen Charakterzeichnung. Selten wurde in einem Film dem Leben im Gefängnis, der täglichen Routine und den sich währenddessen entwickelnden Charakteren soviel Platz zugestanden. Dadurch verzichtet das Gefängnisdrama aber auch auf eine steigende Spannungskurve und bietet, von ein paar beeindruckenden Kamerafahrten abgesehen, keinerlei Höhen. Die Darsteller sind sehr spielfreudig und die Authentizität stimmt, wenn man zum Schluss ein Auge zudrückt. Die klassische Inszenierung ist gelungen, ebenso die unaufgeregte Erzählweise.

8 / 10

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