Review

Mädchen mit Biss


„May“ hatte ich immer irgendwo zwischen Slasher und Feminismus abgetan - kein Ahnung warum. Dabei stimmt beides zwar schon etwas, jedoch ist dieses Juwel der 00er-Jahre definitiv noch viel mehr als nur das. Erzählt wird von der titelgebenden Außenseiterin und Tierarzthelferin, die einige skurrile und weltfremde, bizarre und auch beängstigende Facetten besitzt, eigentlich jedoch nur akzeptiert und gesehen werden will. Doch als sie von ihrem ersten halbwegs richtigen Freund hängengelassen und schwer enttäuscht wird, da sie dem Horrorfan (!) einfach zu freaky und schräg ist, verändert sich in ihr etwas, zerbricht ganz tief etwas - und aus der Suche nach Liebe wird das Finden von Rache...

Über zwei Drittel (!) seiner Zeit ist „May“ kaum wirklicher Horrorfilm. Enorm viel Zeit verwendet er zum Zeichnen seiner Hauptfigur, ihrer Probleme und auch sehr liebenswerten, ausgesprochen süßen Seiten. Und das ist gut so, eine definitive Stärke! Am ehesten ist er diese Zeit über noch eine schwarze, abgefuckte Komödie, da es oft köstlich ist, wie May ihren Boyfriend und ihr allgemeines Umfeld überfordert. Und natürlich auch sehr traurig und bemitleidenswert zum Teil. Erst spät schaltet der Film dann in den morbiden Slashermodus - dann aber dafür umso zackiger und mit allen Sympathien, jedem Verständnis auf Mays Seite. Wir wissen wo sie herkommt, wie sie tickt, wo sie eigentlich hinwollte - und wo sie dann landete. Und das bricht einem das Herz. Und das macht „May“ ziemlich herausragend. Von der unfassbar hervorragenden Performance von Angela Bettis ganz zu schweigen. 

Fazit: ein einfühlsamer und sehr spezieller „Slasher“, der eher traurige Charakterstudie als Leichenstapler ist. Obwohl er die Leichen später wortwörtlich auch stapelt. „May“ ist eine echte, liebenswerte Königin unter den Killerinnen! 

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