Ganz nett und harmlos fängt der Film an und beschreibt die junge Frau May als eine schüchterne, sensible Außenseiterin mit einem Hang zum Makabren. Sie bastelt sich selbst skurrile Kleider und findet Gefallen an blutigen Abartigkeiten, weswegen sie auch in einer Tierklinik arbeitet. Als sie ihre ersten Kontakte zu Liebe und Sexualität zaghaft knüpft und auch enttäuscht wird, beginnt ihre Puppe im Glaskasten (ein Geschenk von ihrer Mutter) auszubrechen und May's gestörte Triebhaftigkeit bricht mit aus.
Ich war durchaus überrascht von der Doppelbödigkeit des Films. Der liebevoll, ruhig geschilderte erste Teil stellt eine etwas ungewöhnliche Jugendgeschichte dar. Gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie interessant wird May dementsprechend auch gespielt, als das seltsame introvertierte Entlein, das sich zum ersten Mal verliebt. Sie mag "verrückte, eklige Sachen", aber sie hat scheinbar auch Komplexe, Selbsthass, emotionale Hemmungen. Genug Potential also für ein kleines psychologisches Portrait einer zunächst sympathisch erscheinenden Heldin, denkt man. Doch kleine Szenen zeigen, dass bei May etwas falsch gepolt ist - ihre psychologischen Probleme sind extremer, als erwartet und äußern sich in "schmerzhaften Erlebnissen" für sie und ihre neuen Freunde. Dabei wandelt sich der Film in einen durchaus ernst gemeinten, ein wenig vorhersehbaren Psychothriller, der schön langsam die benötigte Bedrohung, personifiziert durch May, entwickelt.
Und gerade, als man sich als Zuschauer richtig in die düster-skurrile Atmosphäre vertiefen konnte, schwenkt der Film um in eine abstrus-komische Horrorgroteske, wo man dann endlich die Blutsequenzen sehen darf. Der spannende Psychothriller wird zu einem schrägen Fantasiegebilde, das durch recht originelle ästhetische Einfälle und diverse akustische (der Musikstil) und visuelle Anleihen bei Tim Burton weiterhin sehenswert bleibt - bis zum wieder ernsthaft finsteren Ende.
Wie der Film so verläuft, ist also wirklich Geschmackssache. Aber von der Inszenierung her kann man sich nicht beklagen: Die Schauspieler machen ihre Sache gut und der Film vermag auch durch seine grotesken gestalterischen Ideen zu fesseln. Nur ein einfacher Slasher-Horror, wie vielleicht von der Aufmache des Covers her erwartet, ist es nicht. Zumindest einmal Ansehen lohnt sich und ist auch nicht langweilig, wie ich finde. 7/10.