Review

"May" von Autor und Regisseur Lucky McKee entpuppt sich als seltsame Mischung aus Drama, Horror und schwarzhumoriger Komödie, die zudem zumindest Teile einer Hommage an das Horror-Genre aufweist. Unter diesen Umständen ist es natürlich schwierig, eine stimmige Atmosphäre zu entfalten, worunter der Film ebenso leidet wir unter seinem etwas behäbigen Tempo, wobei letzteres durch die interessante, charismatische May wettgemacht wird, der man gerne zuschaut, wenn man sich nicht gerade für ihr soziophobes Verhalten fremdschämt. Unter schwierigen Umständen und isoliert aufgewachsen tut sie sich nämlich unheimlich schwer, Freunde zu finden - und stolpert natürlich von einer Peinlichkeit in die nächste, als auch noch die Liebe ins Spiel kommt. Ihre seit Kindheitstagen einzige "wirkliche Freundin", eine Puppe hinter einer Glasscheibe, symbolisiert dabei ihre zerbrechliche Seele und je mehr Risse die Glasscheibe bekommt, desto zerrissener erscheint uns May - bis diese Scheibe irgendwann vollends zerbricht und der Wahnsinn nur so aus May heraussprudelt. Innerhalb dieses Finales gibt es dann auch - von einem (übrigens sehr nettem) Kurzfilm-im-Film einmal abgesehen - die einzigen fiesen Gewaltexzesse zu sehen, die eigentlich so gar nicht zu May, diesem niedlichen, stillen Wässerchen passen wollen.

Klingt eigentlich gar nicht mal schlecht. Trotzdem habe ich so meine Probleme mit dem Film. Für ein Drama ist Mays Vorgeschichte zu arg trivialisiert, zudem wirken die schwarzhumorigen Momente und Ehrerbietungen an das Horror-Genre unpassend. Für einen reinrassigen Horrorfilm hingegen ist der Aufbau zu langatmig und sensibel geraten. Dank der tollen schauspielerischen Leistung der Hauptdarstellerin und der für mich überraschenden Schlusspointe möchte ich hier aber dennoch von einem zumindest überdurchschnittlichen Film sprechen.

Details
Ähnliche Filme