May ist ein kleines junges und hübsches Mädchen, leidet aber unter einem Augenfehler, wodurch sie gezwungen ist eine Augenklappe zu tragen. Durch ihr spezielles Auftreten lebt sie von Kindesalter an in ständiger Einsamkeit und ihr einzigster Wegbegleiter ist eine unheimliche Puppe in einem Glasschaukasten. Genauso zerstört ihr Geist, so ausgefallen auch ihr Beruf. Als Tierpräparatorin lernt sie den jungen Adam kennen, der für sie perfekt sei. Doch spätestens nach der voraussehbaren Enttäuschung weiß May, dass niemand allein perfekt sein kann. Aber zum Glück hat sie Schneiden und Nähen gelernt.
May - Die Schneiderin des Todes, ist ein Film bei dem man grundlegend aufgrund des Plots nichts erwartet, oder eben dann damit doch verdammt viel Innovation verbindet. Schließlich geizt die Handlung nicht mit Zitaten gegenüber „Frankenstein" oder „Re-Animator", dennoch wird genug eigenes Potenzial verbreitet, eben durch die Erwartungshaltung des Zuschauers, dieser Film sei psychologisch weitaus tiefgründiger als eben jene platte Reanimierungsstreifen. Und so ist es dann auch letzteres. May ist ein ruhiger Film, mit dem man sicherlich in falschen Situationen nicht ganz seinen Spass haben wird. Der Film ist nicht träge, aber so schüchtern, verschreckt und beängstigend zurückhaltend May Anfangs mit ihren Mitmenschen umgeht, so baut sich auch die komplette Handlung auf. Anfangs als trauriges Schicksal - eines - Menschen - Drama entwickelt sich der Film schnell zu einem morbid kranken Romantikfilm, der in vielerlei Hinsicht zu faszinieren weiß. Denn Mays Gewohnheiten, ihrer Vorlieben oder ihre Ansichten der perfekten Liebe oder Romantik sind grundlegend fehlgeleitet, wenn nicht sogar psychisch labil, aber eben zurückzuführen auf ihre Prägungen durch den Job als Tierpräparator und ihre Vergangenheit Als sie langsam aber in jeder Hinsicht erfolgreich mit dem exzentrischen Adam anbändelt, der von verrückten Frauen fasziniert sei, geht für sie ein Traum in Erfüllung. Doch dieses Beisammensein holt sie schnell zu ernst und so ist auch die erste große Enttäuschung schnell im Haus. Oder eben jene bluttriefende Wut, die man aufgrund des extrem platten Titel erwarten könnte. Wer hier jetzt Splatterorgien „des Todes" erwartet, ist auch hier grundlegend im falschen Film, denn hier präsentiert sich uns jener Gore als Effekt auf ihre Einsamkeit und wird hier mehr als sinnbildend dargestellt, wie auch der selbstgedrehte Film Adams der ein Paar zeigt, springend auf einer grünen Wiese, glücklich und verliebt um sich dann anschliessend, unter Einklängen typischer Schnulzenmusik aneinander aufzufressen. Ein abscheulicher Anblick, so schön und doch so grausam, dass man sicher genug Interpretationsmöglichkeiten darin sehen kann. Und so fehlgeleitet und traurig schauerlich ist auch die Entwicklung von May. Vom extrem verschüchterten und wortkargen, bisweilen tollpatschigen Frau mausert sie sich zur kalten, wunderschönen aber eben genauso faszinierenden Dame, die fortan beginnt aus ihrer Ansicht perfekten Menschenteilen einen Neuen zu nähen. Ihre Besorgnisse dabei und der Ablauf dabei sind rudimentär etwas, was wohl viele Menschen als krank bezeichnen würden, aber die Darstellung und Inszenierung des Ganzen, kann man hier bloss als absolut authentisch bezeichnen. Rein handwerklich und optisch ist der Film sicherlich überdurschnittlich, auch wenn die Goreeffekte nie sonderlich explizit werden, bläst es einem schon richtig kalt den Rücken runter. May ist Zitatkino mit Innovation, Gefühl und erzählt eine herrlich tragische Geschichte eines beeindruckenden Mädchens, weißt damit aber allerlei Parallelen zu unserem Leben in dieser kranken Gesellschaft auf, wodurch dann eigentlich jeder mit der Haupdarstellerin symphatisieren kann.
Fazit:
May - Die Schneiderin des Todes ist ein herrlich morbider, kühler sowie trauriger Film. Irgendwo zwischen Drama und kaltblütigem Horror, zeigt er uns die Welt einer Frau, die sich vollkommen seelenverkrüppelt durch diese kranke, oberflächliche und einsame Welt plagt. Das sie dabei vollkommen symphatisch und nachvollziehbar handelt, macht das Ganze noch authentischer und zeigt nur zu deutlich wie durchdacht dieser Film ist. Wer hier plattes Morden oder einen schlechten Frankensteinklon erwartet, liegt falsch, denn May ist vielmehr psychologisch und versucht sich grundlegend auf die Problematik einer Person zu beschränken. Ein absolut vielschichtiger Film, mit viel Interpretationspotenzial. So vielschichtig und wirr, wie jede einzelne Persönlichkeit auch. Absoluter Geheimtipp.
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