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Wer weiß schon, was sich in den weitläufigen Wäldern Norwegens noch so herumtreibt, denn nach riesigen Trollen macht das geneigte Publikum nun Bekanntschaft mit der mystischen Fabelfigur der Huldra, einem weiblichen Wesen mit Kuhschwanz.
Regisseur und Autor Aleksander Nordaas liefert damit seinen ersten Langfilm und vergaloppiert sich dabei vor allem mit den Schwerpunkten seiner Erzählung.

Die Tatortreiniger Leo und Elvis werden zu einer einsam gelegenen Waldhütte gerufen, wo sie nach einigen Säuberungsaktionen auf einen versteckten Keller stoßen. Sie finden Tonbandkassetten, merkwürdige Zeichnungen an den Wänden und kurz darauf eine stumme nackte Frau, welche offenbar „Thale“ genannt wird. Doch bevor die Männer ergründen können, was es mit der merkwürdigen Frau auf sich hat, versucht jemand in das Gebäude einzudringen…

75 Minuten Laufzeit sind reichlich knapp bemessen, um so eine Geschichte treffend auf den Punkt zu bringen und so werden die ersten Minuten bis zum Fund des weiblichen Wesens nicht effektiv genutzt, um zumindest die beiden Männer einigermaßen interessant einzuführen. Leo ist eher wortkarg und scheint selbst in extremen Situationen cool zu bleiben, während Elvis einen empfindlichen Magen hat und den Dingen gerne auf den Grund geht und sich dabei schon mal über Vorschriften hinwegsetzt.

Als Thale ins Spiel kommt und Elvis fast von ihr erwürgt wird, gehen die beiden Männer zunächst auf Distanz und versuchen mithilfe der Tonbandaufzeichnungen an Informationen zu gelangen. So wird anhand der Erzählstimme des namenlosen Finders ein wenig Background geliefert und es kommt zu kleinen Flashbacks, doch ins Detail gehen die Informationen nicht, sondern philosophieren stets um den heißen Brei herum, während die beiden Männer teilweise nur stumm an der Wand kauern und auf den gerufenen Polizisten warten, welcher aus unerfindlichen Gründen nicht auftaucht.

Dass der Stoff besser als Horror-Thriller getaugt hätte, offenbaren die wenigen Szenen mit weiteren Fabelwesen, die ab und an durch den Wald huschen und die Hütte zu beobachten scheinen. Die Kreaturen sind toll gestaltet, creepy in Szene gesetzt, jedoch tauchen sie insgesamt nur wenige Sekunden auf.
Stattdessen gibt sich die Erzählung einer Dreierkonstellation hin, welche inhaltlich zu lange auf der Stelle tritt und über weite Teile wie ein fades Kammerspiel anmutet.

Offenbar wusste Nordaas selbst nicht so genau, welchen Fokus er seiner Geschichte auf den Weg geben sollte und so ist von Fantasy, Drama, schwarzer Komödie und ein wenig Horror alles in Ansätzen vertreten, doch eine überzeugende Einheit vermochte er daraus nicht zu formen. Ein paar wenige spannende Momente sind durchaus zu verzeichnen und auch atmosphärisch können Kamera und Schnitt einige brauchbare Momente hervorbringen, doch dem mystischen Wesen wird der inhaltlich reichlich dünne Stoff nicht gerecht.
4,5 von 10

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