Na gut, Fernsehabend mit der Familie. Wenn es denn sein muss ... Irgendetwas familientaugliches aus diesem Jahrtausend, mit furchtbar lustigem Haha Humor und jeder Menge Explosionen, schnellen Schnitten, einer unnötigen Liebesgeschichte und viel politischer Korrektheit. So in etwa waren meine Erwartungen an diesen Abend. Den Jess Franco der Woche hatte ich ja am gleichen Tag schon gesehen, also tun wir doch der Familie etwas Gutes.
Und was war das Ergebnis? Ich bin abgegangen wie Schmidts Katze. Allein schon beim Soundtrack (The Clash! The Beat!! Tenpole Tudor!!!) bin ich auf dem Sofa wie wild rumgehüpft, und ärgere mich fast, dass ich diese Leih-BD wieder zurückgeben muss. Praktisch jedes Bild ist so vollgestopft mit Kleinigkeiten zum Staunen, mit einer schier wahnwitzigen Liebe zum Detail vollgepackt mit kleinen Gags und Inside-Jokes, dass man sich stundenlang durch die Standbilder wühlen könnte. Charmant werden Filmzitate vom ELEFANTENMENSCH bis zu JAMES BOND eingestreut, und der Humor mag vielleicht ab und an etwas mit dem Holzhammer daherkommen, aber er funktioniert. Ich musste zwar keine Tränen lachen, aber ich war fast die ganze Zeit mindestens am Kichern, und da nach Louis de Funès meiner Meinung nach außer WALLACE & GROMIT einfach nichts wirklich Komisches mehr kam, ist dies ein ganz großes Kompliment.
Natürlich sind die Aardman’schen Knetmännchen um einiges knuffiger als die Pixar-Animationen aus dem Computer, und allein das schräge Grinsen der Figuren, das immer so herzallerliebst eben an WALLCE & GROMIT erinnert, reicht schon aus um den Charakteren die Herzen zufliegen zu lassen. Was dann aber auch noch an schrägen Ideen dazu kommt (allein die Mischung aus LINK DER BUTLER und Edgar Allan Poes MURDERS IN THE RUE MORGUE rockt die Hütte ungemein, genauso wie die schwertschwingende Königin Victoria oder der charmante Verweis auf FROM DUSK TILL DAWN wenn Cutlass Liz die Kneipe betritt – Im Original natürlich von Salma Hayek gesprochen) ist einfach so überwältigend, dass relativ bald die Superlative ausgehen. Es gibt da diese Szene gegen Ende, in der viele Figuren gleichzeitig in einen Raum strömen, und einer dabei ganz furchtbar humpelt (ein Holzbein, ein Gipsfuß). Die Szene ist vielleicht eine Sekunde lang, und es ist gerade mal zu ahnen dass da auch gerempelt wird. Die Szene springt wieder zurück zum Piratenkapitän, und im Hintergrund ist ganz leise eine Entschuldigung zu hören – Da ist der Pirat mit den merkwürdigen Rundungen (auch so ein liebevolles Detail) wohl dem andern Piraten auf den Gipsfuß getreten. Das meine ich mit liebevollem und überwältigendem Detailreichtum. Dass nicht auf jeden Gag extra hingewiesen werden muss, sondern die Witze auch mal im Off stattfinden können. Damit bleibt der Film auch bei der x-ten Sichtung lebendig und frisch – Und lustig.
Dass die Rollenbezeichnungen im Abspann schwerstens an DIE RITTER DER KOKOSNUSS erinnern kann kein Zufall sein, und ansonsten ist PIRATEN! einfach ein Füllhorn an absurden und aberwitzigen Ideen. Genial!!