Review
von Leimbacher-Mario
Vielleicht der quintessenzielle Coming-Of-Age-Film der 2010er
Egal wie nostalgisch & wehmütig man an die Jugend zurückdenkt, es schwingt bei fast allen Menschen auch immer eine gewisse Angst, Unsicherheit & Unreife mit. Und gute Coming-Of-Age-Filme fangen genau diese beiden Seiten der Teenager-Zeit ein - unendliche Freiheit & beschränkende Selbstzweifel. "Perks of Being a Wallflower" ist definitiv einer der besten Filme dieses intimen Subgenres. Ziemlich perfekt adaptiert von dem Buchbesteller, vom Autor höchstpersönlich, dreht sich die liebenswert quirlige Geschichte um einen Jungen der frisch in die High School kommt & dort Anschluss bei einer wunderbar sonderbaren Clique findet, seine Komplexe & extrem introvertierte Art jedoch schwer ablegen kann. Nachvollziehbar für fasten jeden jungen Menschen... vielleicht nicht unbedingt in dieser Ausprägung. Vielleicht der beste John Hughes-Film, der gar keiner ist.
"Vielleicht lieber morgen" hebt sich gekonnt von den etlichen, generischen Konkurrenzprodukten ab. Das merkt man schon nach wenigen Minuten. Der Film ist vielleicht nicht der hübscheste, sein finaler Twist bzw. die Erklärung zum Verhalten der Hauptfigur sind vielleicht etwas unpassend düster, dazu sieht der Hauptdarsteller gegen seine übermächtigen Co-Stars wenig Land. Doch der Rest des Films ist nahezu perfekt & alles andere als schnell vergessen. Allgemein ist seine größte Stärke, dass er von dem Mann inszeniert wird, der für das Buch verantwortlich war. Das merkt man in jedem Detail, in jeder Emotion, in jedem Übergang - das hätte nie so einfühlsam von einem Außenstehenden eingefangen werden können. Nichtmal vom größten Fan der lesenswerten Vorlage.
Ich habe lange keinen mehr so besonderen, abwechslungsreichen & magischen Soundtrack mehr gehört. Bei manchen Titeln habe ich mich richtig gefreut die endlich mal in einem Film zu hören. Passend zur zeitlosen Atmosphäre des Films, verzaubert er von Feel Good-Pop bis "Heroes" von David Bowie. Desweiteren ist die Besetzung auf den Punkt getroffen. Der Protagonist ist in Ordnung, meine Probleme mit ihm liegen wohl eher in seiner übertrieben passiven Rolle, doch der Rest des Casts schlägt die Bälle einen nach dem anderen aus dem Stadion. Vor allem Ezra Miller als schwuler Cliquenführer empfiehlt sich hier für erheblich Größeres. "Vielleicht lieber morgen" ist Indie-Kino wie man es liebt & erzählt von einer Epoche im Leben, die die schönste & gleichzeitig schmerzhafteste von uns allen ist. Keine leichte Kost, gerade für einen Coming-Of-Ager, doch gerade deswegen so aus der Masse herausstechend.
Fazit: vielleicht nicht der "Breakfast Club" oder "Die Reifeprüfung", doch ein moderner, trauriger & wertvoller Film über das Leben & die Gefühle als Teenager. Etwas überspitzt & sehr depri, trotzdem nie zu niederschlagend. Berührt jeden, der mal 16 war. Außergewöhnlich gut besetzt & gespielt!