Nicht erst seit "Shining" dürfte bekannt sein, dass man sich mit einer psychisch labilen Person besser nicht an einsam gelegene Örtlichkeiten im Schnee zurückzieht, um eventuelle Probleme zu beheben. Insofern trampelt der spanische Regiedebütant Miguel Ángel Toledo auf reichlich ausgetretenen Pfaden.
Schachspieler Raúl will die Ehe mit Ana kitten, und zieht sich gemeinsam mit Sohn Nico an Weihnachten in eine einsam gelegene Waldhütte zurück. Als sich der örtliche Zimmermann Samuel ab und an für kleine Hilfsarbeiten blicken lässt, kocht die Eifersucht in Raúl hoch und schon bald verschwimmen die Grenzen zwischen Realität, Visionen und Alpträumen...
Für ein Stück mit nur wenigen Protagonisten ist es eigentlich hilfreich, wenigstens eine Person zu mögen, doch im vorliegenden Fall veranschaulicht bereits die Exposition, dass Raúl ein augenscheinliches Problem hat, während seine Frau auffallend kühl rüberkommt und der Sohn lediglich während einer Szene ein wenig unheimlich anmutet.
Das verschneite Setting vermag primär im ersten Drittel zu punkten und auch einige Metaphern sind optisch ansprechend verpackt, die latent unheilvolle Stimmung wird durch den ruhigen Score angemessen transportiert, doch spätestens ab Mitte des winterlichen Treibens geht der Erzählung merklich die Kerze aus.
Gründe hierfür sind die allgemeine Ereignislosigkeit und die Tatsache, dass die Auflösung weit im Vorfeld absehbar ist, während erzählerische Kniffe deutliche Mangelware darstellen.
Dabei performen die Mimen durch die Bank solide und Hauptdarsteller Gustavo Salmerón überzeugt sogar mit überdurchschnittlicher Leistung und recht subtilem Spiel. Doch das Drehbuch versagt vor allem gegen Ende, als eklatante Fragen wie das Ding mit der Puppe von Nico ungeklärt im Raum stehen bleiben, obgleich der Kern der Pointe deutlich wird und der Twist optisch ansprechend in Szene gesetzt ist.
Diese spanische Mixtur aus düsterem Drama und Psychothriller geht im Endeffekt nur bedingt auf, da zwar einerseits die unheilvolle Atmosphäre über weite Teile zu überzeugen weiß, doch andererseits bietet die Story zu wenig Anreiz und leidet besonders im Mittelteil unter einigen lahmen Passagen. Für Freunde eines winterlichen Kammerspiels eventuell noch okay, wer jedoch bereits einige ähnlich gelagerte Streifen in den letzten Jahren gesehen hat, dürfte hier kaum mehr überrascht werden.
5 von 10