Review

Von Henry, Tommy, Paulie und all den anderen...03.08.2010

Dieser Film wird von sehr vielen Menschen als bester Mafiafilm aller Zeiten verehrt und über den grünen Klee gelobt. Doch stimmt das? Ist dieser Film wirklich allen anderen Vertretern des Genres überlegen? Nun, einiges spricht dafür, einiges aber auch dagegen...Fangen wir aber mit dem Positiven an. Erzählt wird anhand wahrer Begebenheiten zunächst mal die Lebensgeschichte von Henry, der immer schon ein Gangster bei der Mafia sein wollte. Wir begleiten Henry von seiner Jugend an durch drei Jahrzehnte, lernen mit und durch ihn allerhand Mafiagrößen kennen und verstehen aufgrund der stark personenbezogenen Story sehr gut, worin der Reiz für Henry liegt...viel Geld, viele (vermeintliche ) Freunde, ein schönes Leben samt Frau und Geliebter, nie Ärger mit der Polizei, eine große Familie, die immer für einen da ist, gutes Essen...das hat schon was, da möchte man gerne mittun.

Aber wo Licht ist, da ist eben auch Schatten. Nicht alle Mafiosi sind so angenehme Kerle wie der sehr ruhige und besonnene Paulie, nein, es gibt auch völlig skrupellose Zeitbomben wie den kleinen Tommy. Und man gönnt sich zwar gegenseitig vieles, doch die Angst vor Verrat schwingt immer mit und führt schnell zu Gewaltausbrüchen. Mord und Totschlag sind hier genauso mit am Abendbrottisch wie Wein und Besteck...

Das alles fangen Regisseur Scorsese und sein äußerst fähiger Kameraman Ballhaus hervorragend ein, untermalen es mit jederzeit passender Musik, kurzen technischen Mätzchen und einem stetig begleitenden Hintergrundkommentar, zumeist gesprochen von Henry, ab und an dann auch von dessen Frau. Dazu gesellen sich die im Mafiafilm bekannten Gesichter, natürlich ist DeNiro dabei, aber nicht ganz im Vordergrund. Ray Liotta und Joe Pesci sind es, an die man sich erinnert, wenn der Film vorüber ist, diese beiden polarisieren und zeigen, wie vordergründig schön das Leben als respektierter Mann sein kann. Doch leider hat der Film auch das gleiche Problem wie viele andere seines Genres...er ist einfach zu lang.

Bis zu einem gewissen Punkt folgt man dem zumeist actionfreien Treiben wirklich gerne, denn eine schnelle Bluttat hier und da sorgen auch für die nötige Härte. Doch nach dem -nicht gezeigten - Lufthansacoup ist es schnell vorbei mit der Freude, denn das Verhaftungsszenario samt Gerichtsprozeß und Zeugenschutz verbreitet eher gepflegte Langeweile. Es wäre besser gewesen, sich noch ein Weilchen länger auf die Feinheiten in den Kreisen der Mafiosi zu konzentrieren, denn daraus zieht der Film seinen größten Reiz...ich persönlich hätte lieber noch einige Episoden aus Henrys Anfängen gesehen, hier überzeugt der Film in wirklich allen Bereichen, auch wenn er nichts wirklich neues erzählt. Wie auch...das Leben in der Mafia ist in zahllosen Büchern und Filmen bestens beschrieben worden. Daher in meinen Augen kein absolutes Meisterwerk, sondern ein wirklich gut gemachtes Dokument einer so nicht mehr vorhandenen Ära...8/10.

Details
Ähnliche Filme