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„Er hat gar nicht gebetet. Vorher darf man nicht essen.“ sagt ein Kind zu Ben Wade und meint damit das Tischgebet. Ben Wade, dargestellt durch Glenn Ford, betet nie er ist ein Mann für den das Gesetz nicht gilt. Ein eitler Bandit der noch dazu sehr stolz auf sich und seine Taten ist. Frauen, wie die Bardame Emmy (Felicia Farr) erliegen seinem Charme und auch die robuste Farmersfrau Alice Evans scheint Gefallen an dem charismatischen Outlaw zu finden. Ihr Mann Dan Evans (Van Helfin) sieht das naturgemäß anders, er der der beste Schütze der Stadt ist, hat einen Auftrag für gutes Geld angenommen. Die Mission: Ben Wade in den Zug nach Yuma um 3:10 zu setzen. Doch das erscheint schwerer, als zunächst angenommen.

Glenn Ford und Van Helfin spielen hier die beiden Gegner um die es sich in 3:10 to Yuma so der OT dreht. Beide haben in den 50er Jahren schon in zahlreichen Western mitgespielt. Glenn Ford war meistens der Cowboy ohne Furcht und Tadel. Ihm dem typischen Helden aus zahlreichen Western gelingt das Kunststück einen bösen Charakter zu spielen. Auch Van Helfin verkörpert seine Figur glaubhaft und voll Elan.

Vergleicht man Ben Wade mit Dan Evans so kommt Ben Wade um einiges besser weg. Charmant, freundlich, hilfsbereit, und immer ein Lächeln auf den Lippen so scheinen die Charakterzüge von Ben Wade zu sein. Wenn er nicht der Bandenchef von Banditen wäre. Und dazu muss er nun mal auch skrupellos und brutal vorgehen. Ben Wade scheint so etwas wie der Teufel persönlich zu sein. Immer wieder flüstert er Dan Evans Summen von Bestechungsgeldern zu oder versucht ihm auf ruhige Art zu erklären wie seine Chancen stehen. Und die stehen nun mal einfach schlecht. Dan Evans ist im Gegenzug zu Ben Wade ein Familienvater, der manchmal feige sein muss und etwas rüpelhaft auf die Zuschauer wirkt. So gar nicht sympathisch wirkt er wenn er plötzlich zuschlägt und fast unverständlich, dass er bei den zahlreichen Bestechungsversuchen zwar zuhört aber sich doch immer wieder ablehnt. Denn das Geld könnten seine Frau und die Kinder gut gebrauchen. Die Dürre bedroht die Ernte und eine Hungersnot droht.

Auf die Dürre wird gleich zu Beginn hingewiesen. Wenn eine Postkutsche durch eine dürre staubige Landschaft mit weiten Rissen im Boden reitet. Mitten im Staub warten dann schon vermummte Gesellen, Ben Wade und seine Bande. Die hohe Belohnung reizt dann die Leute doch Helden zu spielen. Kein Heldenmut, keine Ehre mehr im Wilden Westen? Dan Evans lässt sich gut dafür bezahlen und auch der hilfsbereite Trunkenbold Alex Potter (Henry Jones) möchte eigentlich nur Ruhe von seiner lästigen Frau haben. Ähnlich wie in „High Noon“ (1952) ist es schwer in einer Stadt noch Menschen zu finden die bereit sind für Ben Wade den Kopf hinzuhalten. Ähnlich wie in „The Gunfighter“ (1950)gibt es auch andere Personen die mit Ben Wade abrechnen wollen und zahlreiche Kinder die sich die Nase an der Saloon Scheibe platt drücken um diese Berühmtheit mal aus der Nähe zu betrachten.

Beide Darsteller haben es zwar nicht ganz zu solchen Berühmtheiten geschafft wie andere Kollegen aus der Western Zunft. Doch leisten beide hier große Arbeit und zeigen ihr ganzes Können. Hervorzuheben sind auch die beiden Frauen in Nebenrolle. Als fast biedere Ehefrau Alice Evans und als hübsche Bardame Emmy. Wie auch Ben Wade als Verbrecher und Dan Evans als ehrbarer Ehemann verkörpern sie die Gegensätze des Wilden Westens. Die religiösen Anspielungen sind durchaus gewollt und es ist interessant dass der deutsche Titel darauf Bezug nimmt. Auch in den Alltag normaler Durchschnittsbürger kann das Böse hereinbrechen und mit zahlreichen Verlockungen sich anbiedern.

Die Stärke dieses Films ist neben den beiden Hauptakteuren auch die anhaltende Spannung die erzielt wird. Das Warten auf dem Zug, als auch der recht flotte Beginn sorgen für anhaltende Unterhaltung. Das überraschende Ende von „Zähle bis drei und bete“ ist doch leicht unbefriedigend, hat aber einen eigenen Charme. Wer jede Menge Saloon Prügeleien oder Duelle am laufenden Band erwartet ist bei „Zähle bis drei und bete“ falsch. Vielleicht auch deshalb für Genre Gegner nicht uninteressant. „Zähle bis drei und bete“ ist mit Sicherheit kein leichter Unterhaltungswestern.

Fast schäme ich mich dafür, aber ohne das vielgerühmte und erfolgreiche Remake 3:10 to Yuma mit Russel Crowe und Christian Bale wäre ich wohl nicht auf diesen Klassiker aufmerksam geworden. Dem Regisseur Delmar Davies (u.a. Broken Arrow (1950)) ist wirklich ein klasse Western gelungen. Mit Unterstützung von guten Schauspielern, gelingt es ihm eine intensive Spannung zu erzeugen ohne groß in die Actiontrickkiste greifen zu müssen. Hilfreich war dabei sicher auch Drehbuchautor Halstett Welles der sich der Erzählung von Elmore Leonard angenommen hat. Elmore Leonard hat auch die Vorlage für Filme wie Get Shorty, Jackie Brown, Out of Sight, Valdez und Hombre geliefert. Also alles in allem eine gelungene Kombination die einen fantastischen Western hervor gebracht hat.

Oh, they'll be easy to catch. That's three big men on three white horses.

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