Fight Grande
Lange Zeit bin ich um "The Hunger Games" auf Zehenspitzen getanzt. Eine Kiddie-Version von "Battle Royale" brauchte ich nicht. Zumindest nicht so eilig wie die Massen, die ins Kino rannten. Nun endlich nachgeholt... und was soll ich sagen: manche Vorurteile wurden bestätigt, andere erfreulich entkräftet. Insgesamt bleibt ein sanfter Sci-Fi-Actioner, der es schafft eine brutale Prämisse auf eine möglichst breite Publikumsschnittmenge zuzuschneiden. Ordentlich. Guckbar. Nicht mehr. Nicht weniger. An das asiatische Vorbild kommt man wie zu erwarten keine Sekunde heran, doch den Fans der Buchvorlage erfüllt man einige Wünsche. Die hätten diese Hungerspiele zwar auch auf "Twilight"-Niveau geliebt, doch einen soliden Film (mit Steigerungspotenzial) zu machen, schadet ja keinem... Wir folgen Katniss Everdeen in die, vom totalitärem Regime organisierten und aufgezwungenen 74. Hungerspiele - einem beliebten Event, in dem 24 Jugendliche aus 12 Bezirken sich bis zum Tod jagen und bekämpfen. Müssen. Nun darf die begabte Jägerin beweisen, wie sie ihr gutes Herz und das Ziel des Spiels vereinbart. Mittendrin eine schmalziges Liebesdreieck, das man getrost ignorieren kann, will, darf.
Die nicht jugendfreien Vorbilder sind klar. Die jugendliche Zielgruppe ebenso. Die Frage war, wie sich diese zwei Pole unter einen Hut bringen lassen. Tada. Es klappt. Einigermaßen. Es reicht zumindest für den sehenswerten Grundstein einer epischen Reihe. Auch losgelöst vom Erfolg und den etlichen Nachahmern ("Maze Runner", "Divergent" usw.), die dem Franchise aus gewisser Sicht Recht geben. Jennifer Lawrence, die ich eigentlich gar nicht mal so sehr mag, wirkt wie zusammengesetzt für diese Rolle. Sie IST Katniss. Zudem sagt mir die futuristische Welt ala "Fahrenheit 451" zu und bietet noch massig Möglichkeiten. Da ist man gespannt, was noch kommen mag. Gegen die menschenverachtende, gewalttätige Ausgangslage kann man außer dem Plagiatsaufschrei eh wenig sagen. Und Kopien dieser Menschjagd gibt es in allen Formen, Ländern und Härten schon seit Jahrzehnten. Nicht schönreden kann man sich allerdings die nervige Wackelkamera und die zahnlosen, oft sogar bildlosen Kämpfe und Kills. Jedes Mal wenn die dumpfe Kanone in der Ferne einen weiteren Toten "ehrt", dessen Ableben man sich ausdenken muss, ist das eine vertane Chance. "The Hunger Games" ist ein weichgespültes Hollywoodprodukt, da gibt es kein Drumrum. Doch es erfüllt seine (zugegeben niedrig angesetzten) Ziele ziemlich bravurös. Es hätte so viel schlimmer kommen können. Und um die nächste Generation auf "The Running Man" oder "Hard Target" vorzubereiten oder sie überhaupt erst auf diese aufmerksam zu machen, nimmt man das gerne in Kauf.
Fazit: nur ein "Battle Royale" für käsige Teenager? Stimmt schon. Funktionieren tut's trotzdem ganz gut. Ich mag das futuristische World Building und JLaw in ihrer Paraderolle. In seinen besten Momenten richtig stark, in seinen schwächsten gefährlich nah bei "Twilight". Potenzial für weitere Teile ist gegeben. Hat Luft und wackelt nicht.