Im Jahr 2000 kam ein Film in die Kinos, in dem es um eine Schulklasse ging, die auf einer einsamen Insel ausgesetzt wird und sich, zur Erbauung der Zuschauer, gegenseitig umbringt. Der Film hat, auch aufgrund der expliziten Gewaltdarstellung, viele Fans, die hingebungsvoll mit der Nase rümpften, als im Zuge des "Harry Potter"- und "Twilight"-Booms eine Buchreihe verfilmt werden sollte, die genau dies zum Thema hat, diesmal mit einer 12er Freigabe (Battle Royale hat ungekürzt gar keine FSK-Freigabe), aber einem Riesenbudget. Und das Ergebnis ist natürlich anders, hat aber auf jeden Fall seine Berechtigung. The Hunger Games leistet sich keinen Leerlauf, nimmt sich aber am Anfang Zeit, die Hauptfigur vorzustellen. Hier liegt auch der große Vorteil gegenüber vielen anderen Filmen, die auf ein jugnedliches Publikum abzielen - Jennifer Lawrence ist nicht umsonst zum dritten Mal hintereiander (!) für den Oscar nominiert. Sie trägt den Film mühelos, hat aber schauspilerisch auch keine Konkurrenz, gegen deren Präsenz sie anspielen müsste (Woody Harrelson mal ausgenommen, der ein paar herrliche Szenen stiehlt). Dazu kommt, dass die Handlung eben schnörkellos voran getrieben wird, immer wieder gibt es Hinweise auf den dystopischen Staat, der der Hintergrund des Ganzen ist (und wohl das Hauptthema der späteren Teile sein wird), die blieben aber im Hintergrund. Die Unterdrückung wird angedeutet, ebenso die umfassende Manipulation (meine deutlich bessere Hälfte fühlte sich nicht umsonst ständig an das Dschungelcamp erinnert) oder der Umgang mit Aufständischen, aber der Fokus bleibt auf der Geschichte von Katniss Everdeen, bei der der Zuschauer des Films natürlich genauso manipuliert wird wie die Bürger von Panem (Panem? Brot, versteht ihr?), an einigen Stellen fast unerträglich platt (die merkwürdigen Kostüme und Bemalungen der Oberschicht). Ein sehr effektiver, spannender Film, der großen Spaß macht. Allerdings frage ich mich, wie der zweite Teil (auf den ich natürlich gespannt bin) den Sprung vom kleinen Survivaldrama zum actionreichen Kampf gegen das Establishment schafft, ohne sich in einem Pseudoanspruch zu verheddern (immerhin - Matrix ist das schon im ersten Teil passiert. Nach 10 Minuten). Aber ich lasse mich gerne überraschen!