Review

Die Tribute von Panem ist eine extrem beliebte Jugendbuch-Reihe, die fast den gleichen beliebten Status erreicht hat wie "Twilight" oder "Harry Potter". Zunächst muss ich sagen, dass ich mich riesig auf die Verfilmung gefreut habe, da ich die Bücher, trotz des schlichten Schreibstils, verschlungen habe. Romanverfilmungen haben es in der Regel immer schwer, alle Buchfans vollends zufrieden stellen, da eigentlich immer irgendwelche Abstriche gemacht werden. Und auch hier, bei der ersten Panem-Verfilmung, erlaubt sich der Film einige Patzer und grobe Fehler. Hier werden teilweise sogar enorm wichtige Charaktere einfach raus gestrichen, während andere Figuren, die im Buch eher unbedeutend waren, im Film unnötigerweise in den Mittelpunkt gepresst werden. Trotzdem ist dieser Film kein kompletter Reinfall, da er immer noch gut für Leute geeignet ist, die die Bücher nicht gelesen haben. Im Vorfeld habe ich ich dem Film viel zugetraut, da er schon von vielen Kritikern als "DAS EREIGNIS" 2012 angepriesen wurde, doch leider scheitert der Film zu sehr an der überheblichen Eigeninitiative und ist somit wie befürchtet eine Enttäuschung.

Wir befinden uns in einer fiktiven Zukunft. Alljährlich werden sogenannte Hungerspiele ausgetragen, wo sich Kinder und Jugendliche bis zum Tod bekämpfen müssen. 24 "Kandidaten" werden in eine Arena geschickt und das simple Ziel ist es, zu überleben, denn nur Einer darf diese Arena lebend verlassen. Als die kleine Primrose für die Hungerspiele auserwählt wird, meldet sich ihre mutige große Schwester Katniss zu Wort und stellt sich freiwillig für die Hungerspiele, damit ihre Schwester verschont bleibt. Jetzt hat Katniss nur noch 1 Ziel : Sie muss ihr Versprechen gegenüber ihrer kleinen Schwester einlösen und die Hungerspiele gewinnen. Ebenfalls auserwählt für die Arena ist der junge Peeta, der im gleichen Distrikt wie Katniss wohnt. Katniss kennt Peeta durch eine heldenhafte Tat von ihm und so gerät sie immer mehr ins Straucheln : Ist sie in der Lage Peeta in der Arena zu töten, wenn es darauf ankommt? Denn es bleibt dabei : Nur Einer von 24 Teilnehmern darf diese Arena lebend wieder verlassen.

Die Geschichte klingt natürlich total nach dem Film-Klassiker "Battle Royale", der in etwa das gleiche Grundprinzip verfolgt. Doch man kann diese beiden Filme so gar nicht miteinander vergleichen, da "Battle Royale" ganz andere Hintergründe verwendet und auch lange nicht so medienkritisch daherkommt wie Panem. Wie bereits erwähnt erlaubt sich auch diese Romanumsetzung einige grobe Schnitzer, die für die Buchkenner manchmal zum großen Ärgernis werden. Über diverse Kleinigkeiten, wie z.B. das Absägen des Wespennests oder die Todesreihenfolge kann man locker hinwegsehen, doch wenn man (besonders am Ende) ganz wichtige Elemente, die für die Fortsetzungen noch von Bedeutung sind, komplett raus streicht kann sich das einfach nicht positiv auf eine scheinbar gelungene Romanverfilmung auswirken. Zudem besteht auch hier das Problem, dass alles einfach viel zu schnell abgehandelt wird und man dadurch nur wenige emotionale Bindungen mit den Situationen, aber auch mit den Figuren eingehen kann. Da der Film ab 12 freigegeben ist, musste sich Regisseur Gary Ross was einfallen lassen, denn die Bücher haben einen nicht gerade geringen Gewaltgrad. So kommt hier eine äußerst schwindelerregende Wackelkamera zum Einsatz, die besonders in den kritischen Momenten gekonnt abdrehen kann und somit bei den brutalen Szenen nicht vollends drauf halten muss. Trotzdem ist der Film nichts für schwache Nerven, denn einige Szenen sind dennoch äußerst heftig und gehen vor allem unter die Haut und sorgen gerade bei den Leuten, die das Buch nicht gelesen haben, für große Schockmomente. Schade, dass der Film es sich selbst so schwer gemacht hat, denn sieht man mal vom völlig miserablen Ende ab, ist der Unterhaltungswert hier schon enorm hoch und die 150 Minuten vergehen wie im Flug.

Auch hier leistet sich der Film einen großen Fauxpas, da er hier sogar auf teilweise sehr wichtige Charaktere komplett verzichtet. Wo war bspw. Madge, die Tochter vom Bürgermeister aus Distrikt 12? Von ihr erhält Katniss z.B. die äußerst wichtige Medaille, mit dem Spotttölpel drauf, die quasi das große Markenzeichen der Panem-Trilogie ist. Ebenfalls nicht mit dabei ist Peetas Vater, dessen Fehlen aber ein absolut verschmerzbarer Prozess ist, da er schon im Buch eher unbedeutend war. Nicht ok hingegen war der Verzicht auf das Avox-Dienstmädchen ohne Zunge, die ebenfalls noch im Verlauf der Reihe eine wichtige Rolle hätte spielen sollen. Überhaupt wurden hier die Avox mit keiner Silbe erwähnt, obwohl es interessante Figuren sind, die die barbarischen Züge des Kapitols deutlich machen. Die wunderbare Jennifer Lawrence spielt eine absolut würdige Katniss Everdeen, obwohl sie in dieser Rolle völlig unterfordert wird. Sie zeigt hier deutlich was sie kann, doch ob es für eine Oscarnominierung reicht, darf ganz stark angezweifelt werden. Josh Hutcherson als Peeta ist leider ein kleiner Fehlgriff, auch wenn Hutcherson schauspielerisch eigentlich ganz gut agiert. Doch die Differenz zwischen dem Peeta aus dem Roman und dem Peeta aus dem Film ist einfach zu gigantisch und dadurch enttäuscht die Schlüsselfigur Peeta leider ein wenig. Woody Harrelson als Haymitch macht einen wunderbaren Job, auch wenn man hier noch nicht viel von ihm zu sehen bekommt, was aber romangerecht umgesetzt wurde. Ein absoluter Volltreffer war Caesar Flickerman, der vom wunderbaren Stanley Tucci einfach grandios verkörpert wird und die beste Figur darstellt, die vom Roman übernommen wurde. Liam Hemsworth ist ohne Frage ein absoluter Shooting-Star und er ist zumindest optisch eine gute Wahl für die Rolle von Gale. Gale war im Buch meine absolute Lieblingsfigur, doch dies hat sich erst in Band 2 so entwickelt, da er in Band 1 praktisch gar nicht auftaucht. Somit dürfte es kein Wunder sein, dass Liam Hemsworth hier nicht seine unterschätzten Fähigkeiten zeigen kann. Zu guter Letzt haben wir noch Donald Sutherland, der für mich eine echte Schauspiellegende ist. Er spielt wie immer grandios und sein Charisma ist im Gegensatz zu ihm um keinen einzigen Tag gealtert. Er verkörpert den perfekten President Snow und wurde auch optisch absolut würdig ausgestattet.

Also für die Buchfans gilt : Erwartungen so weit wie möglich herunter schrauben und nicht das versprochene Meisterwerk erwarten. All die, die das Buch nicht gelesen haben dürfen sich auf ein kurzweiliges Vergnügen bereit stellen und sollten eine Vorliebe für Wackelkameras ala "Bourne Identität" oder "Cloverfield" haben. Auch wenn der erste Panem Film eine kleine Enttäuschung ist, traue ich dem Film noch eine klare Steigerung zu. Vielleicht sollte der Regisseur vom nächsten Teil einfach mal wirklich eine FSK 16 Freigabe riskieren!



Fazit : Mittelmäßiger Auftakt, der aber Gott sei Dank noch viel schlimmer hätte sein können. Viele Fehler hat der Film leider und das Ende macht sogar sehr wütend. Dennoch bin ich deutlich schlimmeres gewohnt und auch wenn der Film weit weg von einer Perle ist, muss man ganz klar sagen : Schlecht ist etwas Anderes.


7,5/10

Details
Ähnliche Filme