Review
von Cineast18
Der Film erzählt die Lebens- und Liebesgeschichte von Harry (Billy Crystal) und Sally (Meg Ryan), die zwölf Jahre brauchen, um ihre Gefühle füreinander zu erkennen. Nachdem sie eine Autofahrt über den Kontinent zusammen meistern, verlieren sich die beiden Streithähne aus den Augen, treffen sich fünf Jahre später auf einer Flugzeugreise wieder und werden schließlich noch einmal fünf Jahre danach Freunde. Doch natürlich bedarf es bis zum Happy End noch einiger Komplikationen.
In spritzigen, ebenso gewitzten wie originellen Dialogen werden hier die altbekannten Geschlechterklischees ausgewälzt und ad absurdum geführt. Liebe, Leid und Schicksal sind die Hauptthemen der oscarnominierten Komödie aus der Feder von Nora Ephron. Harry als Sinnbild des machohaften Mannes und Sally als tiefmoralisches, gutgläubiges Mädchen, das sich anfangs immer wieder von Harrys geradezu zynischer Lebenseinstellung schockiert zeigt, werden von ihren Darstellern überzeugend und unterhaltsam vorgetragen. Die Veränderungen, die in beiden im Laufe des Jahrzehnts vor sich gehen, geben der Story eine ernste Note, ohne dabei den Spaß allzu lange aus den Augen zu verlieren. Nicht zuletzt werden auch die Schicksalsschläge immer wieder durch Situationskomik und Selbstironie aufgelockert. "Ich bin Autor, ich kenne mich mit Dialogen aus. Und das hier ist ein ganz besonders realistischer", sagt Harrys Freund, als dieser ihm von der bitteren Schlussszene mit seiner Frau berichtet. So entwickelt sich der Film nach der klassischen Linie der romantischen Komödie: Geistreiche Witze und eine große Prise Gefühl und Tränen auf dem Weg zum unvermeidlichen Happy End.
Doch neben der unterhaltenden Story überzeugt der Film auch in technischer Hinsicht. Die immer wieder eingesprengten Interviews mit alten Ehepaaren, die ihre zum Teil verwickelten Liebesgeschichten erzählen, geben der Story einen Hauch von Authentizität, die die Schicksalhaftigkeit, aber auch das Chaos menschlicher Beziehungen und Gefühle, welche im Mittelpunkt des Films stehen, verdeutlicht. Besonders originell sind auch die Telefonanrufe, die in Split-Screen-Technik gezeigt werden und - wenn Harry und Sally unabhängig voneinander ihre miteinander verheirateten Freunde anrufen - durch die teilweise gleichzeitig ablaufenden Dialoge äußerst amüsant sind.
Insgesamt ist "Harry und Sally" also ein typischer Unterhaltungsfilm aus der Sparte "Romantik, wie sie sein sollte". Das kann man negativ oder positiv auffassen. Spaß macht das Ganze auf jeden Fall - da müsste ich jenen berühmten im Restaurant vorgetäuschten Orgasmus gar nicht erst erwähnen.