Review

Was lange währt, wird endlich gut…

Ein Fleißkärtchen bitte…für die Review Nummer 400. Und auch diese wieder, wie so viele der letzten Monate, über eine Liebeskomödie, vielleicht die Mutter aller Liebeskomödien. Schon seltsam, wie sanfter weiblicher Einfluß eigene Vorlieben verdrängen kann, denn eigentlich bin ich eher ein Freund der groben Actionfilme, Blut und Morde, nicht Romanze und Tränen. Doch so geht es, wenn man nicht allein sein Leben durchschreitet, da steckt man gerne auch zurück und verbringt so einen viel schöneren Abend daheim als mit einem Filmchen aus der eigenen Sammlung von Grobheiten des Zelluloids.

Man würde ja unter Umständen auch seltsam werden, Ansichten pflegen wie Harry, der die Aussage vertritt, daß Mann und Frau nicht einfach so befreundet sein kann, denn irgendwo lauert immer der böse Teufel Sex. Ganz anders nun Sally, ein wahrlich braves Mädchen, man kennt diese Damen gut, immer auf Harmonie bedacht und dennoch auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Zwei wie Hund und Katz also, und wie wir aus ungezählten Filmen und Büchern wissen, geht es wieder einmal nicht darum, ob sie sich kriegen, sondern nur wann. Und diese Konstellation macht Filme leider sehr durchschaubar, das ist so, als bestellt man in seinem bevorzugten Steakhouse ein Filetsteak…das es gut sein wird, ist klar, spannend nur, wie lange es von der Bestellung bis zum Servieren dauert. Gerne stecke ich für diesen leicht hinkenden Vergleich auch Prügel ein. Harry uns Sally nun kennen sich seit der High-School, und irgendwie kreuzen sich die Wege der beiden immer wieder. Man ist verheiratet, jedoch nicht miteinander, aber beide Ehen scheitern. Bahn frei also für die lange Romanze, vor die Regisseur Reiner noch den einen oder anderen Fallstrick gelegt hat.

Etwa eine Stunde lang wird man so bestens unterhalten, da die Dialoge feinsinnig und rundweg spritzig sind. Doch nach der ersten Nacht und dem damit einhergehenden ersten Sex zwischen Sally und Harry bricht der Film mit seiner amüsanten Grundstimmung, ernste Gedanken schleichen sich ein, und die Unterhaltungskurve sinkt rapide. Das ist sehr schade, denn gerade der nicht sehr männlich aussehende, aber vor Machismo nur so strotzende Harry hat in seinen Dialogen meiner Meinung nach die eine oder andere amüsant verpackte Wahrheit zu bieten. Klassisch auch der gestellte Orgasmus von Sally, nicht schmuddelig, aber mit brav zerwühltem Haar. Es ist halt so eine Sache mit Meg Ryan, die den Typ klinische Frau verkörpert, die brave Amerikanerin, in die ich mich persönlich nie verlieben könnte.

Und so wartet man geduldig auf das große Finale, endlich sind alle glücklich, die Filmmusik plätschert derweil zauberhaft vor sich hin, daneben Bilder vom Herbst in einer großen Stadt, Wollsocken, „soll ich uns einen Tee machen“, Redewendungen aus der Hohezeit des „Du, laß uns doch darüber reden…“. Da war ich damals schon nicht begeistert und bin es auch heute nicht. Und auch wenn ich mit meiner Meinung einsam dastehe, der Film ist zwar nett, aber doch recht belanglos und leider in der letzten halben Stunde eher zäh als unterhaltsam. Es reicht halt nicht für die Bestenliste…6/10.

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