Sam Peckinpahs "Getaway" gilt als wegweisend für das Genre Action und wird oft als sein bester Film gehandhabt. Dem kann ich leider nicht zustimmen, denn Peckinpah lieferte mit "Wer Gewalt sät, Die Killer Elite" und "Steiner - Das Eiserne Kreuz" deutlich bessere Arbeiten ab. Mit dem Drehbuch zu "Getaway", begann Walter Hill (Red Heat, Nur 48 Stunden) im Alter von 30 Jahren seine große Filmkarriere. Jedoch entstammt diese Gangsterstory der Novelle von Jim Thompson und nicht Hills Einfallsreichtum. 22 Jahre später folgte das laue Remake unter Roger Donaldson mit Alec Baldwin und Kim Basinger in den Hauptrollen.
Der Gangster Doc McCoy (Steve McQueen) sitzt im Bau, sein Antrag auf Bewährung wurde abermals abgelehnt. Deswegen wendet sich seine Frau Carol (Ali MacGraw) an die Mafia. Die holen Doc aus dem Knast, doch dafür muss Doc einen Bankraub planen und durchführen. Dabei geht einiges schief. Ein Wachmann wird erschossen und der gierige Rudy Butler (Al Lettieri) will alleine mit dem Geld durchbrennen, wird aber von Doc niedergeschossen. Fortan sind Doc und Carol auf der Flucht. Ihre einzige Chance ist die mexikanische Grenze, doch die Mafia und Rudy sind ihnen schon auf den Fersen.
Das größte Problem von Peckinpahs neunter Regiearbeit ist die zu gemächliche Erzählweise. Die Story um ein Gängsterpärchen, welches auf der Flucht ist, war schon damals nicht mehr ganz frisch und reicht auch kaum aus für knappe zwei Stunden Laufzeit. Peckinpahs Film hätte deutlich kürzer ausfallen müssen, um lückenlose Unterhaltung zu gewährleisten, so schleichen sich zwischen den spärlich gesetzten Actionszenen immer kleinere Durchhänger ein. Das bekommt man besonders in der ersten halben Stunde zu spüren. Wir sehen wie Doc´s Antrag auf vorzeitige Bewährung abgelehnt wird, lernen seinen Alltag im Knast kennen und wie er seine Frau bittet zur Mafia zu gehen, welche sofortig Einfluss auf seine Entlassung nimmt. Die Einleitung ist eindeutig zu lang geraten und es passiert einfach rein gar nichts, erst ab dem Bankraub kommt "Getaway" endlich in Fahrt. Dieser geht natürlich in die Hose, weil Doc nicht mit seinem ursprünglichen Team arbeiten darf. Er bekommt einen Jungspund und den auf Anhieb unsympathischen Rudy an die Seite gestellt. So muss ein Wachmann dran glauben, Rudy erschießt den Jungen und will auch noch Doc und Carol erledigen. Doch Doc zieht schneller.
So beginnt die Flucht der Beiden durch Texas, wobei "Getaway" ein moderates Tempo fährt. Schließlich muss auch noch der Mafiaboss dran glauben, was Doc und Carol noch mehr Ärger einbrockt. Die Szene mit dem Taschendieb ist auch eine nette Idee, desweiteren gibt es ein paar Kontakte mit der Polizei. Dies führt zu kleinen Schusswechseln, wobei meist die Polizeikarossen zu Klump geschossen werden, auch verfolgt darf ein wenig werden. Doch so schnell wie es begann, ist es auch wieder vorbei. Doc und Carol können sich derweil nirgendwo mehr sicher fühlen. Ihre Steckbriefe flimmern mittlerweile in jedem Fernseher, ständig müssen die Beiden den fahrbaren Untersatz wechseln und sogar in einem Mülllaster mitfahren, um nicht entdeckt zu werden. Nebenbei ist die Beziehung der Beiden am kippen, doch was sich zuerst streitet, verliebt sich hinterher wieder. Überraschungen hat "Getaway" über die gesamte Distanz kaum zu bieten. Rudy ist natürlich noch nicht tot, ihm ist es gelungen einen Arzt und seine Frau zu kidnapppen. Mit dem Pärchen ist er nun hinter Doc her.
So versammelt sich die gesamte Bagage zum absoluten Höhepunkt. Im Finale findet nämlich ein schick inszenierter Shootout in einem Hotel statt, welcher sogar heute noch verblüfft. Bewaffnet mit Schrotflinte und Pistole muss sich Doc gegen einige Schergen wehren, auch Rudy ist gekommen. Besonders hier geizt Peckinpah nicht mit blutigen Einschüssen und einer für damals sehr kompromisslosen Inszenierung. Zur perfekten Untermalung taugt der Score von Quincy Jones absolut, besonders die Banjosounds sind eine Wucht.
Hauptdarsteller Steve McQueen (Papillon, Flammendes Inferno) war hier auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Als Gangster Doc im schwarzen Zwirn macht er eine gute Figur, wobei Mimik und Gestik nicht unbedingt seine Stärken sind. Ali MacGraw (Love Story, Convoy) macht ihre Sache ebenfalls gut, doch am besten finde ich Al Lettieri (Das Gesetz bin ich, Der Don ist tot), der als schnell erzürnter Rudy Butler eine tolle Performance liefert.
Für zwei Stunden Laufzeit hat "Getaway" zuviel Leerlauf und erst nach einer zähen halben Stunde kommt der Plot einigermaßen in die Gänge. Die wenigen Actionszenen können sich heute noch sehen lassen, desweiteren ist dieser Gangsterfilm für Nostalgiker ein wahres Fest. McQueen und MacGraw geben ein tolles Paar ab, aber es mangelt einfach an Höhepunkten und Action. "Getaway" hätte viel kürzer ausfallen müssen, um ein Kracher zu werden.