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Was macht man, wenn man als Action-Darsteller unglaublich populär ist, und den Erfolg noch weiter ausbauen möchte? Genau, man übernimmt die Hauptrolle einer beliebten Comic-Figur.
City Hunter ist einer der populärsten Mangas in Japan (welcher in Deutschland leider weniger Erfolg fand), und konnte sich auch in Taiwann und Hong Kong etablieren. Und Hong Kong's Superstar Nr.1, lies es sich nicht nehmen die Rolle des Womanizers Ryo Saeba zu spielen, und vor allem in Japan einen absoluten Überhit zulanden, zumal die Leute auf der Sushi-Insel ohnehin alles verschlucken, wo "Jackie Chan" drauf steht.

Nun steht die Produktion des Filmes aber vor einem Problem. Comicverfilmungen werden in der Regel nie ihrer Vorlage gerecht, ziehen diese gar in den Dreck oder vernachlässigen wichtige Elemente ganz einfach, was bei den Fans für viel Frust sorgt. Und City Hunter gehört auch zu diesen für Fans eher enttäuschenden Verfilmungen...
Für Nichtkenner des Comics und der Anime-Serie:

Ryo Saeba ist ein ausgezeichneter Privatdetektiv. Er beherrscht den Umgang mit Waffen, vor allem mit seiner Standard-Waffe, einer .357 Magnum, wie kein anderer und ist ein ausgezeichneter Nahkampfexperte. Er ist ein unglaublich cooler Typ, der im Ernstfall immer alles im Griff hat.
Wenn du ein Problem hast, und der Polizei nicht trauen kannst, dann schreibe einfach "XYZ" auf die Nachrichten-tafel am Shinjuku-Bahnhof, und der City Hunter kümmert sich um dein Problem.
Vorausgesetzt du bist eine schöne Frau, denn dieser schier perfekte Verbrechensbekämpfer ist ebenso Tokyos Womanizer Nr.1
An keiner hübschen Frau kann er vorbeigehen, ohne diese anzugaffen, gar unterm Rock zu gucken, und diese anderweitig zu begrabschen.
Er ist pervers, wie man es bis dato von keiner anderen comic-Figur kannte, aber zum Glück macht ihm da seine mehr als eifersüchtige Partnerin Kaori immer einen Strich durch die Rechnung...

Und an dieses Grund-Gerüst der Vorlage hält sich die erste Realverfilmung von City Hunter auch. Aber das wars eben auch schon. Die großen Unterschiede werden dem Fan im Laufe des Filmes mehr als deutlich.
Das fängt schon beim Hauptdarsteller Jackie Chan an.
So sehr ich den Kerl auch mag, aber als Ryo Saeba ist er nun doch nicht die perfekte Wahl. Chan ist weder groß, noch hat er ein Aussehen, bei dem alle Frauen schwach werden (no offense Jackie xD).
In Aktion zeigt er einige Ansätze des Ryo Saeba, doch diese kommen für den Fan letztlich doch zu kurz.
Er träumt zwar anfangs von Frauen, lässt sich von diesen verwöhnen, schleimt sich nahher noch bei der Sekretärin ein, und rennt schließlich mit Voller Freude zur leicht bekleideten Dame, die ihm in die Arme fliegt.
Mehr ist leider auch nicht drin. Jackie Chan ist eben auch viel zu brav, um selbst in einem Film den perversen Lustmolch zu spielen, der ständig grabscht wo es nur geht, und immernur auf Sex hinaus ist. (das stinkt mal wieder nach PG13)

Doch das ist nicht das einzige was fehlt. Chans Schießkünste lassen in dem Film auch zu wünschen übrig (sofern er überhaupt mal dazu kommt zu ballern), viel zu oft ballert er ständig ins Leere, was dem Ryo Saeba aus den Comics völlig widerspricht.
Letzlich ist die Rolle des Ryo Saeba (der in der deutschen Fassung dämlicher Weise nur "City Hunter" genannt wird) eher auf Jackie Chan abgestimmt, als auf jene Comicfigur, und so handelt es sich doch mehr um einen weiteren Jackie Chan Film, als einem City Hunter Abenteuer, wie es die Fans kennen.
Dabei erinnert die Story stark an das "Stirb Langsam-Konzept" aus City Hunter-Bay City Wars.
Statt eines Hochhauses befinden sich die (rotgekleideten) Terroristen auf einem Luxus-Dampfer, und haben es auch nur auf die Millonärs-Passagiere abgesehen. Der City Hunter ist mittendrin, und muss wohl oder übel versuchen die Terroristen zu beseitigen, obwohl er eigentlich nur auf dem Schiff ist um seine Freundin Cary zu finden, was widerrum von seinem aktuellen Job abweicht die Millonärs-Tochter zu finden, die sich ebenfalls rein zufällig auf dem Schiff befindet...Und dann hat der Kerl auch noch den ganzen Film über Hunger, was wieder für viele Gags und Albernheiten herhält.

Die Freundin und Partnerin "Cary" soll die aus dem Comic stammende "Kaori" darstellen, welche nun aber völlig schlecht gewählt ist.
Obwohl Joey Wong ihre Sache ganz gut (und überzogen) macht, ist sie dennoch ein Fehlgriff, denn im Manga hat Kaori das Problem ständig als Mann verwechselt zu werden, da sie kurze Haare trägt und nicht sonderlich weiblich auffällt. Es ist für mich zwar verschmerzlich (wie auch der Rest der fehlenden City Hunter-Features) aber dennoch ein wichtiges Element des Comics.

Hm und das war auch schon der City Hunter Cast, der in dieser Verfilmung vertreten ist. Die beiden Terroristen-Jägerinnen mit dem Waffenkoffer könnte man mit viel Fantasy als die Nogami-Schwestern, Saeko und Reika ansehen.
Der gewaltige Schwarzeneggerverschnitt "Umibozu" (aka Meeresgeist) fehlt völlig, dessen Ersatz man aber lediglich als Gary Daniels betrachten kann, der jedoch auf der gegnerischen Seite steht.
Doch das sei verziehen, dann Herrn Daniels finde ich wirklich amysant. Schon die allererste Szene, in der man ihn sieht ist für mich Fun pur.
Da ist er nun in seiner Kabine, trainiert an einem Fitnessgerät, und macht anschließend ein paar Kampfsportübungen, die ziemlich gut aussehen, aber irgendwie auch zum schmunzeln anregen können.
Liegt es vielleicht daran, dass er nur in Unterhosen bekleidet auf die Kamera wie ein wahnsinniger zutritt, als ob der Kameramann sein Todfeind wär?
Daniels mag es als Action-Darsteller nie weit gebracht haben, dennoch ist hier seine Darstellung der namenlosen rechten Hand des Oberbösewichts sehr gelungen. Zwar ein Bad Guy, aber irgendwie mochte ich ihn dennoch, er hat da einfach (vor allem wegen seiner stylishen Frisur) eine symphatische Ausstrahlung.
Der Oberbösewicht McDonald (oder auch kurz Big Mac) verkörpert von Richard Norton liefert eine ähnliche Performance ab, wobei diese nicht ganz so unterhaltsam ausfällt wie die von Gary Daniels. Wer Herrn Norton nicht kennt, wird sogar überrascht sein, wenn dieser am Ende des Films auch noch zu Martial Arts einlagen kommt, denn vorher sah er nun wirklich nicht so aus, ein begabter Kämpfer zu sein.

Wie schon erwähnt handelt es sich hier abseits der wenigen Einflüsse des Mangas größtenteils um eine typische Jackie Chan Action Komödie. Also will ich den Film gar nicht weiter großartig mit dem Comic vergleichen, und eher als typische Jackie Chan-Unterhaltung sehen.
Also was hat der Film diesbezüglich zu bieten?
Nun als JC Film unterhält der Film voll und ganz. Ich würde fast so weit gehen und ihn als den albernsten dessen Filmkarriere bezeichnen. Die Gags sind so überdreht und albern, dass manch ernst gemeinter Trash neidisch werden könnte.
Chan kommt hier mal wieder zu jeder Menge Akrobatischen einlagen, hübschen Stunts, netten Keilereien, und wie oben schon erwähnt zu einigen Schießereien.
Er kämpft, springt, quält und albert sich durch den Film in einer Frequenz die gar keine Zeit für Leerlauf lässt.
City Hunter spielt das volle Jackie Chan Programm runter, und packt es mit allen möglichen Gags voll, so dass die 96min im Flug vergehen.

Unter den vielen albernen fast schon klischeehaften 08/15 Gags, die zugegebenermaßen sehr Comichaft dargestellt wurden, finden sich auch einige ziemlich originelle Einfälle, wie z.B der Kampf im Kino.
Chan scheint gegen seine übergroßen Widersacher zunächst auf erbärmliche, looserhafte Art und Weise zu verlieren, bis er jedoch einen Blick auf die Leinwand riskiert, und sieht, wie Bruce Lee in dessen letzten unvollendeten Film "Game of Death" den ebenfalls übergroßen Kareem Abdul Jabbar zur Schnecke macht. Diese Tricks guckt sich Chan ab, und gewinnt den Kampf für sich.
Der andere geniale Einfall ist die fast schon kultverdächtige Street-Fighter Szene, in der Jackie Chan und Gary Daniels aus unerfindlichen Fantasy-Gründen zu Streetfighter-Charakteren mutieren und sich in bester Videospiel-Manier kaputt kloppen.
Sehr schön, die Charaktere hier, überzeugen eigentlich schon mehr als die entsprechenden Figuren aus dem offiziellen Streetfighter Film mit JC Van Damme

Diesem kampf folgt dann ein hübsch anzusehender Big-Explosion Stunt, den Jackie wieder höchstpersönlich ausführen darf, um dann schließlich sich den Showdown mit McDonald zu liefern.
Leider ist dieser ziemlich langatmig geworden. Denn wie Chan 10min lang einfach nur die Schlagstöcke des Gegners mit eigenen Schlagstöcken abwehrt und dabei fröhlich grinst, ist etwas zu lang und eintönig geworden.
Für einen Showdown aus City Hunter-Sicht betrachtet wäre das sowieso der Gipfel der unpassenden Blösinnigkeit, für einen Chan Film geht das noch geradeso durch, obwohl es auch viel besser hätte aussehen können.

Hm was soll ich abschließend sagen? Es handelt sich hier um eine weitestgehend misslungene Adaption des gleichnamigen Mangas. Während die Action noch teilweise als CH-Action durchgehen könnte, sind die Charaktere größtenteils schlecht ausgearbeitet worden, von vornherein falsch besetzt, oder noch schlimmer, erst gar nicht vorhanden.
Aus Sicht eines Jackie Chan Fans, ist der Film ein Gagfeuerwerk oberster (oder auch unterster, je nach dem...) Klasse. Die Gags sind meistens kindisch, albern, bescheuert, und absolut überzogen, können aber dennoch für viel Lachmuskeln sorgen, wenn man sich auf diese Art von Unterhaltung einlässt. Action, der marke Jackie Chan ist zweifellos erhaben, aber auch nicht Chans beste Arbeit.
Der ganz neutrale Filmgucker sollte vorsichtig sein. Er könnte sich mit dem Film einen richtig geilen Abend mit Kumpels, Chips und Bier machen, aber auch böse in die Röhre gucken und sich denken: WAS FÜR EIN SCHWACHSINN!!!
Nun ich wurde zwar als City Hunter Fan enttäuscht, als Jackie Chan Fan jedoch größtenteils gesättigt, würde dem Film fast schon 9 Punkte geben, will aber doch objektiver bleiben, und es bei fairen 7 Punkten lassen

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