Review
von Con Trai
Lokal begrenzte Horror-Anthologie mit Seltenheits- und dadurch auch von vornherein durchaus Interessenwert; als Versuch der Wiederbelebung des einst wohlgenährten, mittlerweile aber absolut dürftiges Dasein fristenden Genres vom Furcht und Erschrecken im heimischen Lande. Dargereicht als vorteilhafte Verknappung, als Appetizer, als Süppchen in short story Form. Pünktlich zu Halloween. Dabei weiß man sich zwar guter bzw. weitreichender und bis zuletzt in den ignorierten Fear Factors (2007) und Scare 2 Die (2008) ausgelebten Tradition, hat es vor allem die mit einleitende Troublesome Night Reihe als Aushängeschild der speziellen Blütenlese auf seine fast zwanzig Vertreter, und dies in nur sechs Jahren der Produktion gebracht. Ob der damalig allgemeine Erfolg bzw. die shot on video Ausdauer erneut zu erreichen und gerade Haunted Love Story (wörtliche Übersetzung des Originaltitels) der Auslöser einer Neuen Welle, des proklamierten "Return of Hong Kong Horror" zu sein vermag, ist unsicher bis unglaubwürdig. Wobei das Bemühen an sich und die Besetzung der Hauptrollen vergleichsweise neuer Gesichter selber aber durchaus zu goutieren, wenn auch den Ergebnissen mit eher milden Applaus und dann dem der Einsamkeit auf weiter Flur zu begegnen ist:
Die als Aushilfe eingestellte Geschichtslehrerin Jennifer Yip [ Jennifer Tse ] sieht sich in der von ihr zu betreuenden Klasse mit einer Handvoll aufmüpfiger, ihr sogar drohender Schüler konfrontiert, dessen einzige Ausnahme die als Opfer hingestellte, allerdings auch sehr mysteriöse Don Don [ Kimmy Tong ] darstellt. Zudem wird sie von ihrem Exfreund, dem prügelnden Alkoholiker Chung [ Chau Pak-ho ] gestalkt, wogegen selbst ihre Eltern [ Leung Kar-yan & Pau Hei-ching ] trotz aller Fürsorge und Vorsichtsmaßnahmen machtlos erscheinen. Da offenbart sich ihr die Kollegin Miss Kong [ Kristal Tin ] mit einer schrecklichen Wahrheit.
Während einer Urlaubsreise per Bus durch Thailand schliesst sich das frivole Damenqartett bestehend aus Cheryl [ Jacqueline Chong ], Harriet [ Harriet Yeung ], Mindy [ Rose Chan ] und Mon [ Charmaine Fong ] der allein fahrenden, gerade per Telefon mit ihrem Freund Karl [ Him Law ] an. Noch ergänzt durch den HK Cop Jack [ Timmy Hung ] als einziger Mann im lustigen Treiben soll ihr Ausflug allerdings kürzer dauern als gebucht und geplant.
Aufgeteilt in zwei voneinander unabhängige Einakter, die durch eine ebenso vorstehende Einleitung und Rahmenhandlung im Sinne einer filmischen Aufführung verbunden sind, wird im Projekt der Regisseure Wong Jing und Patrick Kong sogar ein Experiment der alten und gesättigten sowie neuen Generation miteinander verbunden. Beide Aktivisten haben sich bisher wenig bis kaum mit dem Gebiet der materiellen und formellen Angsterzeugung vertraut und sich eher im komplett gegensätzlichen Metier kundig gemacht. Staffelübergabe Von Wong, dem seit über drei Jahrzehnten außerordentlich vielbeschäftigten Routinier noch aus der lang zurückliegenden Blütezeit zu Kong, der seit wenigen Jahren der Jungen Generation die Dramen um Liebe und andere (schmerzhafte) Gefühle flexibel macht.
Da in der Eröffnungsgeschichte ein festes geographisches und auch personelles Zentrum als Mittelpunkt der Geschehnisse gesucht wird, kann sich im umliegenden Zirkel eine Vielzahl verschiedener Motive und Eingebungen auch unterschiedlichster Art manövrieren. So ist das Spiel von Sein und Schein je nach Begutachtung ebenso im Vordergrund wie die Umkehrung des realen Grauens einer Schule (für die Heranwachsenden, die Lehrer, auch die Eltern) in phantastische Metaphern. Hinzu kommt zusätzlich ein ausgetragener Glaubenskrieg aufgrund verschiedener Herkünfte und Sozialisation, ist die Religion des Christentums hier doch widerstrebend zu dem traditionellen Taoismus, während die in England aufgewachsene Jennifer eigentlich gleich der Bibel und seinen Versen hin zu kompletten Atheismus abgesagt hat. Auch die jeweils gleich bedrohliche Gefahr in Beruf- und Privatleben der jungen Lehrerin ist seine Erwähnung als Addition von Unsicherheit und auch Unbestimmtheit des so nahezu überall auftauchenden Gefahrengutes wert, wobei Darstellerin Tse der wachsenden Beklommenheit aufgrund ihres eher unnatürlichen, selbst Unwohl und Gehemmtheit ausdrückenden Spieles (durch schlichte Unerfahrenheit und wohl auch mangelnden Talentes) durchaus adäquat Rechnung trägt.
So wirkt die Erzählung durch die wie in letzter Zeit üblich behäbige und schon einfallslose Inszenierung von Wong sowohl gestreckt, aber hierbei gar mit entsprechenden Zutaten und der Frage nach der Auflösung der ganzen Gesinnung und so schon annehmbar für die Verhältnisse erzeugt. Haunted School Mythos in (gewünscht) schwarzer Pointe, die im Grunde und das nicht nur für Aficionados weithin absehbar, für eine gewünschte Reinkarnation des filmischen Treibens auch viel und enttäuschend gängig und somit der Weg dahin eindeutig das bestimmende Ziel ist, auch da ansonsten mit nicht wirklich viel Kreativität, aber ordentlichen Arbeiten in Sachen Maske und Effekte, wenn auch der harmlosen Art gefüllt.
Im direkten Vergleich ist Episode 2, erneut mit knapp 45min wieder einige Strecken zu lang, allerdings auch mit dem geradezu frischen Blut eines noch jungen Autors und Regisseurs und eben mehr als nur dem generisches Skizzieren oder auch leichtsinnigen Kopieren gesegnet. Kong, ansonsten in der Urbanität Hong Kongs und dort den Irrungen und Wirrungen der Liebe mit bevorzugt festen Stammschauspielern daheim, verlagert seine Handlung sowohl in das ferne Thailand als auch der aufklärenden Rückblende, in der das Puzzle der Ereignisse erst nach und nach und dort mit schon soweit aufschlussreichen Enthüllungen erobert wird. Zudem bunter, aktiver im Stil, teilweise auch mit (gewöhnungsbedürftigen lärmenden) humoristischen Spitzen gehalten, ist hier tatsächlich auch das Wohin und darin bezogen auch das Wie entscheidend, und steuert nicht nur gänzlich auf ein vorhersehbares Ende zu wie noch zuvor geschehen. Auch ist dies Intermezzo in Sachen Sozial- und Medialunterhaltung wesentlich bestimmender als Wongs 08/15 Pflicht; ein merkwürdiges Geschöpf aus verbalen Querverweisen auf Television Broadcasts Limited und sein Mit-Aushängeschild Raymond Lam, viel entnervender Wortattacken der triebhaften Damenriege im Nebencast und konträr sterilem Spiel der eigentlichen Protagonisten.