Review
von aanrud
"Der Spion, der mich liebte" ist ein guter Bond, der richtig Spaß macht, der aber stellenweise (trotz einer Reihe von geschickten Anspielungen auf die älteren Bondfilme) zu einer gigantischen Materialschlacht gerät, was ihm nicht immer gut tut.
Die Geschichte ist schnell erzählt: Sowohl die britische Kriegsmarine als auch die damalige Sowjetunion verlieren je ein modernes Atom-U-Boot samt Sprengköpfen und Besatzung. Die Geheimdienste beider Länder setzen ihre besten Agenten auf die Fährte der Hintermänner dieser Entführungen. Auf britischer Seite ist es natürlich Agent 007, James Bond, der kurz zuvor in Österreich nur knapp einem Anschlag des russischen Geheimdienstes entkommen ist. Dabei tötete er den Liebhaber der Agentin TripleX, die vom KGB zur Aufklärung der Ereignisse ins Rennen geschickt wird. Die beiden arbeiten zusammen, obwohl TripleX bald erfährt, was Bond in Österreich getan hat. Ihre anfangs geschworene Rache wird sie aber am Ende des Films - wenn wird es wundern - nicht ausführen. Die beiden Agenten kommen bei ihrer Suche dem Industriellen Stromberg auf die Spur, der hinter dem Verschwinden der U-Boote steckt. Mit Hilfe der Atomraketen will er einen Nuklearkrieg entfesseln, an dessem Ende die Erdoberfläche zwar unbewohnbar ist, er aber mit einer ausgewählten Gruppe von Menschen den Meeresboden urbar machen möchte. Bond und seiner Partnerin bleibt am Schluss, nachdem sie zusammen mit einem US-U-Boot in die Falle Strombergs geraten, nicht viel Zeit, um die Vernichtung der Menschheit zu verhindern.
Die Handlung ist größtenteils vorhersehbar, trägt aber auch nur bedingt den Film - viel mehr Spaß machen die gut aufgelegten Schauspieler, die flotten Sprüche Bonds, die makaber ironischen Handlungen Strombergs (die Venus von Milo verdeckt das Haifischbecken) und natürlich die satte Action, mit der der Film gespickt ist - da gibt es kaum eine ruhige Minute für den Zuschauer zum Luftholen. Auch die Drehorte werden effektvoll in Szene gesetzt (insbesondere in Ägypten).
Anspielungen gibt es nicht nur an ältere Bondfilme - so ist die Kampfszene mit "Beißer" im Zug eine Hommage an den ebenfalls grandiosen Kampf im Zug in "From Russia with Love" (wie dieser Film überhaupt mehrfach zitiert wird). Strombergs Traum von einer Unterwasserzivilisation samt seiner amphibischen Meeresstation "Atlantis" erinnern an Kapitän Nemos Traum und Hass auf die Menschheit aus Jules Vernes "20000 Meilen unter dem Meer". Und auch Bonds Kontaktmann in Ägypten hat mit "Lawrence von Arabien" ein prominentes Vorbild.
Die Schauspieler überzeugen weitestgehend, selbst Curd Jürgens, der eigentlich nur Curd Jürgens spielen kann, ist als Stromberg ein würdiger Gegner Bonds. Und Bond selber - Roger Moore ist in der Rolle des britischen Geheimagenten angekommen und gibt ihm die bekannte aristrokratisch-ironische Note. Richard Kiel hat hier zudem seinen ersten Auftritt als unverwüstlicher "Beißer".
Alles in allem vielleicht nicht der beste, aber ein richtig guter Bondfilm mit Roger Moore. Ich werde mich immer gerne an die Nachmittagsmatinee im Inselkino auf Spiekeroog erinnern, als ich das erste Mal den Film auf der Leinwand gesehen habe.