Wie malt man ein Bild ohne Farben weiter? Und wie setzt man eine Reihe fort, ohne wirklich Ideen zu haben? Dieses Schicksal trifft leider "Ghost of Frankenstein", der vierte Ableger der Serie um das gruselige Monster, dass von fast keinem geliebt wird. Nach "Son Of Frankenstein", dem ebenfalls wenig kreativen, aber zumindest noch stimmigen Vorgänger, hat man eine wichtige Komponente verloren: Boris Karloff, der nicht ewig das Monster spielen wollte. An seine Stelle tritt Lon Chaney Jr., der sich ein Jahr zuvor als Wolfsmensch in der Horrorgeschichte etablieren konnte und seitdem jede erdenkliche Rolle übernahm. Bela Lugosi tritt (wahrscheinlich mal wieder aus finanziellen Problemen) ebenfalls nochmal als Ygor in Erscheinung, obgleich er im Vorgänger erschossen wurde.
Man knüpft wieder relativ nahtlos an den Vorgänger an. Ygor hat überlebt (eine Erklärung gibt es natürlich nicht) und hockt seit den Begebenheiten der Vergangenheit im übrig gebliebenen Labor von Dr. Frankenstein, bläst ein paar Töne auf seinem Blasinstrument und glaubt anscheinend, dass das Monster (welches bekanntlich in einer kochenden Schwefelgrube sein Ende gefunden haben sollte), irgendwann wieder aufersteht. Sein irrer Glaube wird bestätigt, als er die Kreatur aus völlig irrelevanten Gründen halbwegs versteinert in der damaligen Schwefelgrube vorfindet, die sich offenbar zu einer Lehmgrube entwickelt hat. Und - Surprise, Surprise - das Monster lebt auch noch, ist aber geschwächt und noch apathischer als Jahre zuvor. Ygor spaziert mit seinem Busenkumpel alsbald in eine andere kleine Stadt, wo der zweite Sohn Frankensteins, ein Hampelmännchen namens Ludwig, lebt.
In dem Kaff angekommen, lernt das Monster ein liebes Mädel kennen, dass sich ohne jede logische Angst von ihm anfassen und hochheben lässt. Die Situation eskaliert, als das Monster Menschen tötet und gezwungen wird, das Mädchen (immer noch still und grinsend) frei zu lassen. Danach kommt es vor Gericht und wird ausgequetscht (was irgendwie unfreiwillig komisch ist), kann sich aber bald mal wieder befreien. Derweil wird Ludwig von Ygor erpresst. Er soll das Wesen wieder vollständig heilen, andernfalls erzählt Ygor den Einwohnern, was für merkwürdige Verwandtschaft Ludwig hat und das sein Vater für das Monster verantwortlich zeichnet. Sie planen, dem Monster ein neues Gehirn einzusetzen - während Ludwig das Gehirn eines vom Monster mal nebenbei getöteten Doktors bevorzugt, besteht Ygor darauf, dass sein Kleinhirn benutzt wird, damit er seinen schwächlichen Körper gegen den unbesiegbaren des Monsters eintauschen kann. Ludwig hat darauf aber keinen Bock.
Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Der Nebenbuhler von Ludwig, ein zwielichtiger Doktor namens Bohler, verbündet sich mit Ygor, der ihm Macht und Reichtum verspricht, sofern er hinter Ludwigs Rücken sein Gehirn in das Monster verpflanzt. Gesagt, getan. Ludwig hauts dann natürlich von den Strümpfen, als er nach der Operation das Monster mit Ygors Stimme sprechen hört, während sich Dr. Buhler im Hintergrund ins Fäustchen lacht. Das Monster (nun eher ein Ygor Deluxe) will nun dem wütenden Mob draußen vor der Tür ein Bein stellen und lässt Gas in das Haus leiten, doch da erblindet Ygor spontan, was Ludwig damit zu erklären weiß, dass Ygor und das Monster unterschiedliche Blutgruppen hatten. Das Labor fängt an zu brennen, Ludwig kann sich retten und Ygor verbrennt im Inferno.
Die schlimme Tatsache ist, dass "Frankenstein kehrt wieder" die Probleme des Vorgängers quasi perfektioniert. Ygor gerät erneut zum eigentlichen Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, während das Monster noch mehr zum willenlosen und lahmen Wandschrank degradiert wird. Überraschungen in der Handlung sucht man vergeblich, denn die Fortsetzung bastelt sich nur ein Best-Of der Vorgänger zusammen, ohne jemals mal richtig innovativ zu werden. Erneut greift das Monster sich ein junges Mädchen, mal wieder wird es gefangen genommen und kann sich befreien. Der Wendepunkt in der Handlung, wenn Ygor ins Monster "reinoperiert" wird, ist dann zu vergleichen mit dem vielleicht überraschenden, aber unspektakulären zerplatzen einer Seifenblase. Dass darauf die drei Klassiker der 30er quasi aufgebaut haben sollen, ist reichlich unbefriedigend.
Hinzu kommt die Abwesenheit von Karloff, der trotz der dicken Maske und Schminke seinem Monster immer feinfühlige, bzw. grobe Gestik, je nach Stimmungslage, anheften konnte. Lon Chaney dagegen - ein Darsteller, der nicht zuletzt durch seine überzeugende Mimik auffiel - wird unter der Maske der Kreatur zum Trauerspiel. Er schenkt der Rolle keine neuen Impulse, bewegt die Arme manchmal lustlos und macht (im Gegensatz zu Karloff damals) kein einziges Geräusch - kein angestrengtes Brummen, kein emotionsloses Stöhnen, gar nichts. Man hätte auch einem kaputten Kühlschrank die Rolle geben können, ohne nennenswerte Unterschiede zu Lon Chaney Jr. zu riskieren.
Der übrige Stab ist so lala. Bela Lugosi (der damals in einer persönlichen Krise steckte und für den die Rolle des Ygor quasi der zweite Frühling war) spielt sich wieder mit viel Mimik durch den Film, kann damit aber auf sympathische Weise überzeugen. Cedric Hardwicke als neuer Frankenstein macht einfach keine Laune und kein anderer Darsteller ist in irgendeiner Weise erinnerungswürdig, bis vielleicht auf das kleine Mädchen, dass sich völlig widerstandslos vom Monster in eine Decke einwickeln und sich rumtragen lässt, dabei sogar immer ein debiles Lächeln an den Tag legt. Auch der sozialkritische Aspekt ist hier wieder auf Sparflamme gedreht und blitzt nur dann ganz kurz auf, wenn das Monster bei der Wahl seines neuen Hirns auf das kleine (und reine) Mädchen verweist.
Ergo der bis dato schwächste Ableger der Reihe, und man sollte nicht erwarten, dass ein Film namens "Ghost of Frankenstein" den Geist des Originals innehat.
5/10