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Staffel 1 - 3

Der Fall einer Politikerin, die während eines fingierten Stromausfalls tot auf der namensgebenden Öresund-Brücke gefunden wird und bei der beim Fortschaffen der Leiche bemerkt wird, daß sie in zwei Teile geteilt wurde und nur der Oberkörper tatsächlich von ihr stammt, bildet den Auftakt zu einer spannenden TV-Serie in drei Staffeln, welche die Zusammenarbeit zwischen der dänischen und der schwedischen Polizei behandelt. Maßgeblich hierfür sind die beiden Protagonisten Martin Rohde (Kim Bodnia, In China essen sie Hunde) aus Kopenhagen sowie die schwedische Kriminalkommissarin Saga Norén (Sofia Helin). Beide werden auch in ihren privaten Beziehungen sehr ausführlich dargestellt: Während der umgängliche Rohde schon mehrere Kinder hat und seiner Frau Mette (Puk Scharbau ) nicht immer ein treuer Partner ist, leidet oder besser lebt Norén mit dem Asperger-Syndrom, einer Art Autismus, den sie jedoch hervorragend für die Polizeiarbeit einzusetzen versteht. Aus dieser Konstellation ergeben sich dadurch einige durchaus komische Momente, während die Kriminalfälle selbst sich jeweils um sehr grausame und brutale Verbrechen drehen, wie man sie aus der schwedischen Kommissar-Beck-Reihe kennt.

Während sich die Ermittlungen auf beide Länder erstrecken, wird die Büroarbeit fast auschließlich in Schweden erledigt. In ruhigen, dunklen Bildern baut Die Brücke in einzelnen, aufeinander aufbauenden Episoden einen Spannungsbogen auf, der den Zuschauer zwar auf viele Nebenkriegschauplätze entführt, dabei aber stets den Blick für das Ganze bewahrt, nie den Faden verliert und mit jeder weiteren Folge aus der Sicht von Martin und Saga die meist aus dem Hintergrund agierenden, sehr ausgeklügelt vorgehenden Verbrecher Stück um Stück entlarvt. Das Themenspektrum reicht dabei von Raubmord über Korruption und Kinderprostitution, modernen Sklavenhandel bis hin zu C-Waffen-Experimenten; beteiligt sind hier ehemalige Polizisten genauso wie milliardenschwere Pharma-Konzerne. Stets gelingt es dem ruhig vorgehenden Martin und seiner kongenialen Partnerin Saga, die Fälle gerade noch rechtzeitig zu lösen - aber nicht immer siegt das Recht, und die Moral schon gar nicht.

Im Gedächtnis bleibt besonders Sagas leicht gestörtes Sozialverhalten, mit dem allerdings bestenfalls ihre Umwelt, nie jedoch sie selbst ein Problem hat. Während sie dienstlich mit einem braunen 911er-Coupé herumkurvt, bleibt sie oft wesentlich länger als ihre Kollegen im Büro - mit ihrem hervorragenden Zahlen- und Bildergedächtnis erkennt sie Zusammenhänge, die den meisten anderen verborgen bleiben. Dafür hat sie kein wirkliches Privatleben - als Martin sie einmal  vorsichtig darauf anspricht, nimmt sie sich vor, dies zu ändern: Flugs geht sie in eine Bar, spricht den erstbesten Typen dort an und fragt ihn, ob er sie zum Sex nach Hause begleiten wolle. Der sagt nicht nein, und nach dem ebenso hektisch vollzogenem Akt dreht sich Saga zu ihrem Laptop um, dem Mann in ihrem Bett keine Aufmerksamkeit mehr widmend: Ich muß jetzt Polizeiarbeit machen... Auf die Dauer hält dies natürlich niemand aus, und nachdem der Neue, übrigens ein netter Typ, zuerst ein- und dann doch bald wieder ausgezogen ist (was Saga nicht weiter stört), berichtet sie dies beiläufig Martin. Der hat seinerseits mit einer wohlhabenden Witwe, die gerade ihren Mann verloren hat, eine kurze Affäre, die seiner Frau nicht verborgen bleibt - mit harten Konsequenzen für ihn. Zwischen diesen privaten Episoden - Sagas Chef Hans Pettersson (Dag Malmberg) ist wirklich ein geduldiger, toller Vorgesetzter, der ihr den notwendigen Raum läßt - ermittelt das ungleiche Duo immer wieder in menschlichen Abgründen, wobei der Reiz besonders darin liegt, daß beide Protagonisten die vorliegenden Geschehnisse vollkommen unterschiedlich bewerten. Dass im Laufe der Zeit jede Menge anderer, aus diversen schwedischen und dänischen (Krimi-)Serien bekannte Gesichter in diversen Nebenrollen zu sehen sind, sei nur am Rande erwähnt.

Zwei Staffeln lang ermitteln also Martin und Saga, am Ende wird Martin schließlich verhaftet, da Saga Indizien dafür findet, daß er einen bereits überführten und verurteilten Mörder umgebracht hat. So gestaltete sich der Ausstieg von Kim Bodnia, für den für die dritte Staffel ein adäquater Ersatz gesucht wurde - ein Unterfangen, da in 95% aller Fälle schief geht - zu sehr hatte Bodnia als warmherziger, sympathischer Kommissar der Serie seinen Stempel aufgedrückt. Aber der Neue, Henrik Sabroe (Thure Lindhardt), der ab der dritten Staffel Sagas dänischen Polizei-Partner spielt, kann auf gänzlich andere Art und Weise ebenfalls überzeugen: Bei ihm spielt ebenfalls eine psychische Erkrankung eine große Rolle, die nebenbei aufgedeckt wird. Von der Thematik her ist auch diese dritte Staffel ähnlich wie die beiden ersten angesiedelt, verstörend brutale Morde, die zunächst in ganz andere Richtungen deuten, aus denen sie schlußendlich herrühren, müssen geklärt werden, was Saga und Henrik unter erheblichem persönlichen Einsatz meistern.

Meine persönliche Bewertung:
Staffel 1 - 10  Punkte
Staffel 2 - 9,5 Punkte
Staffel 3 - 9,5 Punkte

Eine vierte Staffel wurde bereits abgedreht.

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